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Vorbericht

16.03.18

Neue Mischung für die Wende

Christian Titz hat als neuer HSV-Trainer im Vorfeld seiner Bundesliga-Premiere gegen Hertha BSC versucht, eine neue Kultur und Spielweise in die Mannschaft zu bringen. Inwiefern ihm dies in so kurzer Zeit gelungen ist, wird sich am Sonnabend (Anstoß 15:30 Uhr) auf dem Platz zeigen.     

In den vergangenen Tagen verlor der eine oder andere Trainingskiebitz am Volksparkstadion schnell einmal die Übersicht. 33 Spieler, darunter 29 Feldspieler und vier Torhüter, trieben sich häufig auf gleich mehreren Trainingsplätzen umher. Viele neue Gesichter, ein hohes Tempo in spielerisch anspruchsvollen Übungen sowie ein gesteigerter Besucherandrang erschwerten einen klaren Blick auf das Geschehen. Der Grund für dieses Bild: Neu-Trainer Christian Titz. Der 46-Jährige, der zuletzt erfolgreich die Top-Talente der Rothosen in der U21 trainierte, übernahm am Montag (12. März) den Cheftrainer-Posten der Bundesliga-Mannschaft. 

Frische Kräfte für neue Mentalität

Gleich bei seinem ersten Training am Folgetag zog Titz mit Mohamed Gouaida, Matti Steinmann, Moritz-Broni Kwarteng, Arianit Ferati, Young-Yae Seo (alle U21) und Marco Drawz (U19) sechs Kräfte aus dem Nachwuchs ins Profi-Training hoch. "Wir haben durch die U21-Spieler, die wir mit ins Training genommen haben, andere Spielertypen und Elemente in die Mannschaft und die Kabine gebracht. Das hat dazu geführt, dass die gestandenen Spieler sich voll reingehangen haben und ein positiver Konkurrenzkampf sowie eine neue Kommunikation entstanden sind", erklärt der 46-Jährige die Maßnahme. Zugleich verkörpern seine jungen Schützlinge sowohl seine spielerisch anspruchsvolle Spielidee als auch eine gewisse Gewinnermentalität. In der Regionalliga Nord eroberte das eingespielte Team so die Tabellenspitze und musste in 20 Spielen lediglich eine Niederlage hinnehmen. 

Dass in der Bundesliga nun eine andere Herausforderung wartet, ist Titz als gewiefter Fußballlehrer selbstverständlich bewusst. Hier übernimmt er eine Mannschaft, die seit 13 Spielen nicht gewonnen hat und mit 18 eigenen Treffern die schwächste Offensive der Liga stellt. Doch auch unter den etablierten Akteuren ist der 46-Jährige um frischen Wind und eine positive Denkweise bemüht: "Wir haben der Mannschaft gesagt, dass wir alles Vergangene hinter uns lassen. Was passiert ist, ist passiert, das interessiert uns nicht mehr. Wir wollen eine positive Wende gestalten." Mit dem "Wir" sind neben Titz seine Co-Trainer Matthias Kreutzer, Soner Uysal sowie Torwart-Trainer Nico Stremlau gemeint, die das Trainerteam komplettieren.  

Viel Mut für andere Spielweise   

Darüber hinaus ist mit HSV-Legende Thomas von Heesen zu Wochenbeginn eine weitere Person neu zur Mannschaft gestoßen. Der 56-Jährige wird die Rothosen bis zum Saisonende als Berater des Vorstands in sportlichen Fragen unterstützen und dabei sowohl der Mannschaft als auch dem Cheftrainer als permanenter Ansprechpartner zur Seite stehen. Von Heesen setzte in den vergangenen Tagen ebenfalls in den Köpfen der Spieler an. „Es ist wichtig, dass wir den Spielern wieder den Glauben vermitteln. Wir alle kennen die Tabellensituation und sind sicherlich keine Träumer. Dennoch muss man weiter daran glauben, dass noch eine Chance besteht. Wir sind noch nicht in der 2. Liga.“ Allein eine veränderte Kultur und Mentalität innerhalb der Mannschaft wird beim Wahrnehmen der besagten Chance allerdings nicht reichen. "Uns fehlen Tore", weiß auch von Heesen, der mit 114 Treffern selbst der drittbeste Torjäger der HSV-Geschichte ist. 

In diesem Punkt macht die Spielidee von Trainer Christian Titz Hoffnung. Der gebürtige Mannheimer steht in seinem bewährten 4-1-4-1-System für einen offensiv ausgerichteten Fußball und sagt: "Wir wollen mehr Ballbesitz erlangen. Wir wollen nach vorne mehr bewegen, in den Räumen Fußball spielen, um letztendlich Torchancen zu generieren. Aber wir haben auch eine klare Defensividee: Kompakt stehen und gegen den Ball spielen. Zusammenfassend: Wir wollen unser Handeln selbst in die Hand nehmen und selbst bestimmen." Im Duell mit einer voraussichtlich kompakt stehenden Berliner Mannschaft, die ihrerseits seit vier Spielen auf ein Tor wartet und mit 32 Punkten auf Platz 11 steht, kein leichtes Unterfangen. Christian Titz fordert daher eine große Portion Mut von seinen Spielern ein: "Uns ist bewusst, dass im Spiel Fehler passieren. Sie gehören zum Fußball dazu. Trotzdem wollen wir mutig auftreten."  

Welche elf Startspieler letztlich diesen Mut beweisen sollen und die neue Mischung bilden, ließ der Cheftrainer erwartungsgemäß offen. Fest steht nur, dass mit Matti Steinmann, Young-Yae Seo, Tatsuya Ito, Bobby Wood, Lewis Holtby sowie Fiete Arp gleich sechs neue Spieler im Vergleich zum letzten Spiel in München im Kader stehen. Eine neue Mischung also für die Wende.       

Der HSV-Kader: Tor: Mathenia, Pollersbeck; Feld: Arp, Douglas, Ito, Holtby, Hunt, Jatta, Jung, Kostic, Papadopoulos, Sakai, Salihovic, Seo, Steinmann, van Drongelen, Waldschmidt, Wood 

So könnte Hertha BSC spielen: Jarstein - Pekarik, Stark, Rekik, Plattenhardt - Maier, Lustenberger - Weiser, Darida, Lazaro - Ibisevic

Schiedsrichter: Dr. Robert Kampka (Görlitz)