skip_navigation

Vorbericht

04.05.18

Mit unbedingtem Willen ins "Halbfinale"

Der Hamburger SV bestreitet am morgigen Sonnabend (Anstoß 15:30 Uhr) das dritte „Alles oder nichts“-Spiel in Folge. Mit einem Sieg wollen die Schützlinge von Christan Titz ihr selbst skizziertes Finale erreichen.  

Der bereits totgeglaubte Hamburger SV hat in den vergangenen vier Bundesliga-Spielen mit drei Siegen ein deutliches Lebenszeichen an die Konkurrenz gesendet. Der Bundesliga-Dino überzeugte dabei mit einer äußerst mutigen Spielweise, die für eine Mannschaft in dieser Gesamtsituation völlig untypisch ist. Die Rothosen – von Cheftrainer Christian Titz und seinem Team in wenigen Wochen spielerisch komplett auf links gekrempelt – setzen im Kampf um den Klassenerhalt auf Ballbesitz-Fußball und erhielten dafür zuletzt öffentlich viel Anerkennung. Ein Achtungserfolg, der nicht zuletzt dazu geführt hat, dass im nimmermüden Umfeld des Clubs der Glaube an ein erneutes Fußball-Wunder wiedererstarkt ist. Doch bei aller Euphorie bleibt auch festzuhalten, dass der HSV zwei Spieltage vor dem Ende der laufenden Spielzeit mit zwei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz sein eigenes Schicksal nicht mehr in der eigenen Hand hält, sondern auf fremde Hilfe angewiesen ist. „Wir haben noch nichts erreicht“, betonte Titz deshalb unter der Woche und hielt zugleich das Ziel fest im Blick: Einen Sieg im Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt (Sonnabend, ab 15:15 Uhr live im HSVnetradio).

Großer Taktik-Poker

Denn der HSV wird die Chance auf den Klassenerhalt nur durch weitere Siege am Leben halten können. Deshalb skizzierten Christian Titz und sein Team bereits vor Wochen das Bild eines Turniermodus. "Diese Bildhaftigkeit hat uns als Team geholfen. Die Mannschaft hat ein klares Ziel vor Augen und steht nun in einem Halbfinale", erklärt Titz. In jenem vorletzten "Alles oder nichts"-Spiel erwartet den Bundesliga-Dino dementsprechend ein schwerer Gegner. Die Eintracht aus Frankfurt hat zwar aus den letzten fünf Bundesliga-Partien nur einen Punkt geholt und belegt damit in der Formtabelle den letzten Platz, doch Fußballlehrer und -taktiker Titz will sich davon nicht blenden lassen und warnte eindringlich: "Es wäre ein großer Fehler zu sagen, dass Frankfurt schlecht drauf sei. Wir werden diese Mannschaft auf keinen Fall unterschätzen. Nach 27 Spieltagen war Frankfurt Vierter und stand auf einem Champions-League-Platz. Für die Frankfurter geht es noch um die Qualifikation für die Europa League. Sie werden alles reinhauen."

In der Tat legten die Hessen unter der Leitung von Cheftrainer Niko Kovac eine eindrucksvolle Spielzeit hin. Das Team zog zum zweiten Mal in Folge ins DFB-Pokalfinale ein und hat als Tabellensiebter mit 46 Punkten die Teilnahme am internationalen Geschäft unmittelbar vor Augen. Die Frankfurter überzeugten dabei vor allen Dingen mit ihrer taktischen Flexibilität, setzten in dieser Saison sage und schreibe acht (!) verschiedene Spielsysteme um. Diese Qualität war wohl mitunter ein Grund, warum Trainer Kovac Begehrlichkeiten beim deutschen Rekordmeister weckte und dort in der kommenden Saison den Trainerposten übernehmen wird. "Wir treffen auf einen Gegner, der taktisch enorm flexibel ist und während des Spiels sehr gut umstellt", weiß auch Titz. Der 47-Jährige entwickelte deshalb unter der Woche für den erwarteten Taktik-Poker ein eigenes Blatt: "Unser Fokus liegt darauf, uns zu überlegen, was Frankfurt in diesem Spiel versuchen wird und wie wir wiederum mit unseren eigenen Stärken und Qualitäten das Spiel für uns entscheiden können. Der wichtigste Aspekt wird sein, dass wir unsere Mentalität aus den letzten Spielen auf den Platz bekommen. Damit meine ich den unbedingten Willen und Glaube, dass wir dieses Spiel gewinnen können."  

Müller mit nach Frankfurt

Dafür kann der gebürtige Mannheimer zwei Spieltage vor dem Saisonende aus dem Vollen schöpfen. Der komplette Kader der Rothosen ist einsatzfähig. Kyriakos Papadopoulos, der unter der Woche einen Tag aus dem Training genommen wurde, meldete sich dabei ebenso fit wie Aaron Hunt, den zuletzt muskuläre Problemen plagten. Taktisch probierte Titz unter der Woche verschiedene Formationen im Training aus und wechselte dabei besonders in der Offensive munter durch. Diese präsentierte sich zuletzt in bestechender Form. Neben Lewis Holtby, der vier Treffer in den vergangenen sechs Spielen erzielte, ließen auch US-Boy Bobby Wood und der letztjährige HSV-Retter Luca Waldschmidt in Wolfsburg den Knoten platzen und trugen sich in die Torjägerliste ein. 

Auf welche elf Startspieler Titz setzen wird, zeichnete sich allerdings nicht wirklich ab. Zumal der 47-Jährige beim eigenen Kader für eine Überraschung sorgte und mit Nicolai Müller einen weiteren Offensivspieler in den vorläufigen 19-Mann-Kader berief. Müller, der wiederum 2015 zum Retter und in den beiden Vorsaisons zum HSV-Topscorer avancierte, erlitt am 1. Spieltag der laufenden Spielzeit einen Kreuzbandriss. Der 30-Jährige kehrte Mitte April ins Mannschaftstraining zurück und könnte nun ausgerechnet bei seinem Jugend-Club - Müller spielte von 1998 bis 2003 bei der Eintracht - sein Comeback feiern. Eine zusätzliche Motivationsspritze für die Mannschaft und die Fans. Letztgenannte reisen am morgigen Sonnabend ebenfalls in maximaler Mannschaftsstärke in die Bankenmetropole. So werden mehr als 5.000 HSV-Fans in der Arena erwartet. "Die Unterstützung unserer Fans ist natürlich toll. Die Stimmung beflügelt die Jungs auf dem Rasen und wir sind froh, dass uns so viele Zuschauer nach Frankfurt begleiten. Da auch die Frankfurter eine riesige Fan-Base haben, ist am Sonnabend eine gewaltige Atmosphäre in der Arena zu erwarten. Darauf freue ich mich", sagt Titz.

Mit großer Geschlossenheit und unbedingtem Willen will der HSV das Halbfinale für sich entscheiden, die Chance auf den Klassenerhalt wahren und das Endspiel im Volksparkstadion am kommenden Wochenende erzwingen. Die Voraussetzungen dafür sind gegeben! 

Der Kader für das Spiel gegen Frankfurt: Tor: Mathenia, Pollersbeck; Feld: Diekmeier, Douglas Santos, Ekdal, Holtby, Hunt, Ito, Jatta, Jung, Kostic, N. Müller, Papadopoulos, Sakai, Salihovic, Steinmann, van Drongelen, Waldschmidt und Wood

So könnte Eintracht Frankfurt spielen: Hradecky - Salcedo, Abraham, Falette - da Costa, Mascarell, Willems - M. Wolf, K.-P. Boateng - Fabian - Jovic

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)

 

Einen Vorbericht zum Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt seht ihr auch im HSVtv.