Vorbericht
26.10.18
Mit Wolf und Power nach Magdeburg
Der HSV ist im Rahmen des 11. Zweitliga-Spieltags beim 1. FC Magdeburg zu Gast. Im Blickpunkt steht dabei der neue HSV-Trainer Hannes Wolf, der von seinem Team zunächst die volle mentale Bereitschaft einfordert.
„Wir wollen von der Mentalität her richtig Gas geben“, kündigte Hannes Wolf am gestrigen Donnerstag in der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel des Hamburger SV beim 1. FC Magdeburg (ab 18:15 Uhr live im HSVnetradio) an. Es sei wichtig, die nötige „Bereitschaft“, „Aggressivität“ und „Kraft“ aufs Spielfeld zu bringen. Der 37-Jährige, der Anfang der Woche als neuer HSV-Trainer präsentiert wurde, setzte bei seiner offiziellen Vorstellung am Dienstagnachmittag bereits auf eine ähnliche rhetorische Ausdrucksweise. Von „Intensität“ und „Power“ sowie von „mentaler Schärfe“ und „Vollgas“ war da die Rede. Der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann und Ralf Becker begründeten an seiner Seite auf dem Podium sitzend derweil ihre konsequente, aber in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit auch durchaus unpopuläre Entscheidung, den bisherigen Cheftrainer Christian Titz freizustellen und Hannes Wolf als sein Nachfolger zu benennen. „Es ist nicht meine Aufgabe, Entscheidungen nach Beliebtheit zu treffen, sondern mit Überzeugung, und ich bin der Überzeugung, dass wir unsere Saisonziele gefährdet hätten“, sagte Becker. Bernd Hoffmann bekräftigte diese Haltung und erklärte: „Wir haben die Entscheidung im Vorstand gemeinsam getroffen, und zwar in der Verantwortung für den Club und unsere Entwicklung.“
Ein paar Informationen, identischer Kader
Mit Hannes Wolf ist laut Hoffmann nun „eines der größten Trainertalente in Deutschland“ in der Verantwortung, das vor zwei Spielzeiten genau das Ziel erreicht hat, welches der HSV jetzt um jeden Preis erreichen will: den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga. In der Saison 2016/17 hatte Wolf den VfB Stuttgart am 7. Spieltag übernommen und anschließend mit 57 aus den noch verbleibenden 84 Punkten (17 Siege, 6 Unentschieden und 5 Niederlagen) zum Meistertitel geführt. Der gebürtige Bochumer, der zuvor von 2009 bis 2016 im BVB-Nachwuchs tätig war und drei Deutsche Junioren-Meisterschaften (zweimal B- sowie einmal A-Jugend-Meister) gewann, hatte damals wie heute nur wenige Tage Vorbereitungszeit vor seinem Trainerdebüt. Damals für den VfB Stuttgart übernahm er an einem Mittwoch und war am Freitagabend ausgerechnet in seinem Geburtsort beim VfL Bochum (1:1) zu Gast. Nun beim Hamburger SV blieben ebenfalls nur zwei Trainingstage, ehe es erneut am Freitagabend in der Fremde um Punkte geht - dieses Mal in Magdeburg.
Die kurze Zeit galt es deshalb umso effektiver zu nutzen. „Die ersten Eindrücke aus zwei Trainingseinheiten sind sehr positiv. Wir haben gut trainiert und die Jungs haben richtig Energie reingesteckt“, erklärte der 37-Jährige. „Es ging darum, für die Art, wie wir spielen wollen, ein paar Informationen zu geben. Vor allem aber die Mentalität und den Zusammenhalt wachzukitzeln, den du für das Spiel in Magdeburg brauchst.“ Es seien nur kurze Gespräche gewesen, dafür aber auf den Punkt. Eine ähnliche Präzision und Fokussierung ließ Wolf, der im Vergleich zum 1:1-Remis gegen Bochum in Magdeburg auf den gleichen 18-Mann-Kader wie sein Vorgänger setzt, bei seiner Vorstellung durchblicken: „Wir werden nicht aufsteigen, weil wir heute darüber reden, sondern in dem wir mit Intensität und Power an die Sache herangehen.“
Hexenkessel Magdeburg
Es wäre Wahnsinn, diese Liga und damit auch den kommenden Gegner nicht zu respektieren. Das Prinzip „wir sind der HSV, es wird schon“ stecke generell nicht in seinem Wesen. So hatte der 37-Jährige auf die Anmerkung eines Journalisten in der Pressekonferenz ob der vermeintlichen Heimschwäche der Magdeburger, die noch kein Heimspiel gewinnen konnten, prompt die passende Antwort parat: „Sie haben daheim auch erst ein Spiel verloren.“ Die Favoritenrolle wird der HSV dennoch nicht wegdiskutieren können. So sind die Rothosen im bisherigen Saisonverlauf mit zehn Auswärtspunkten (Rang 2) in der Ferne eine Macht. In vier Auswärtsspielen gab es erst einmal einen Punktverlust - beim 0:0-Unentschieden in Fürth. Magdeburg konnte dagegen daheim mit vier Remis erst vier Punkte erzielen. Das bedeutet in der Auswärtstabelle Platz 15 und damit die gleiche Position, die der Aufsteiger auch im Gesamtklassement inne hat.
„Ich sehe uns auf jeden Fall angekommen in der Liga, obwohl wir noch zu wenig Punkte als Ertrag für das haben, was wir investieren“, erklärte Keeper Alexander Brunst, der von 2008 bis 2015 beim HSV spielte, im Interview. „Wir mussten anfangs ein wenig Lehrgeld bezahlen, aber insgesamt hat uns kein Gegner komplett dominiert oder uns an die Wand gespielt. Es waren immer Begegnungen auf Augenhöhe.“ Der gebürtige Neumünsteraner, der im Sommer 2017 in die 3. Liga zum 1. FC Magdeburg wechselte und seit dem 5. Spieltag im Kasten der Ostdeutschen steht, freut sich nun besonders auf das Wiedersehen mit seinem ehemaligen Club und und gibt sich selbstbewusst: „Es war immer mein Traum für oder gegen den HSV zu spielen. Dieser wird nun in Erfüllung gehen. Für uns ist klar, dass jeder an seine Grenzen gehen muss. Der HSV kann sich zudem auf einen Hexenkessel einstellen. Unsere Fans werden uns 90 Minuten nach vorn treiben.“
Um in diesem besagten Hexenkessel bestehen zu können, werden die Hamburger die von ihrem Neu-Trainer geforderten Tugenden aufs Feld bringen müssen. Dann klappt es auch nach drei Tagen im Amt mit einem erfolgreichen Wolf-Debüt.
Der Kader zum Spiel:
Tor: Pollersbeck, Mickel; Feld: Arp, Bates, Chan, Douglas, Holtby, Hunt, Ito, Janjicic, Jatta, Lacroix, Lasogga, Mangala, Moritz, Narey, Sakai, van Drongelen.
So könnte der FCM spielen: Brunst - Butzen, Bregerie, St. Schäfer, Hammann - Rother, Weil - Türpitz, Lohkemper, Bülter - Beck
Schiedsrichter: Timo Gerach (Landau)