Pressekonferenz
27.02.20
"Wir müssen den Faden wieder aufnehmen"
In der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim FC Erzgebirge Aue sprach Cheftrainer Dieter Hecking unter anderem über die Aufarbeitung der Derby-Niederlage, seine Erwartungen an die Partie in Sachsen und eine mögliche Rückkehr von Adrian Fein.
Es steht außer Frage, dass die Profis des Hamburger SV in diesen Tagen keine gewöhnliche Trainingswoche absolvieren. Die jüngste 0:2-Niederlage im Stadtderby hat gesessen und im Umfeld der Rothosen deutliche Spuren hinterlassen. "Diese Niederlage hat richtig wehgetan. Sie tut heute noch weh und wird auch noch in einem halben Jahr wehtun", erklärte HSV-Trainer Dieter Hecking in der heutigen Pressekonferenz, die eigentlich für das bevorstehende Zweitliga-Spiel beim FC Erzgebirge Aue (Sonnabend, ab 12.45 Uhr live im HSVnetradio) angesetzt war, letztlich aber viel Derby-Aufarbeitung beinhaltete. Am Ende stand mit knapp 30 Minuten die längste Frage-und-Antwort-Runde der laufenden Saison, in der Dieter Hecking auf dem Podium mit seiner rationalen und ruhigen Art die Brücke zum wichtigen nächsten Punktspiel schlug. "Wir haben ein Spiel verloren. Ja, es war das Spiel, das wir nicht hätten verlieren dürfen, um es ganz deutlich zu betonen. Dennoch müssen wir wieder in die Normalität zurückkommen", erklärte der 55-Jährige. "Ich werde als Cheftrainer nie nach nur einer Niederlage alles in Frage stellen. Wir müssen dieses Spiel jetzt am Samstag in Aue aus den Köpfen haben und den Faden wieder aufnehmen."
Im Detail sprach der Cheftrainer über …
... die laufende Trainingswoche: Die Niederlage im Stadtderby hat richtig wehgetan. Sie tut heute noch weh und wird auch noch in einem halben Jahr wehtun. Davon werden wir uns nicht lösen können. Das ist bei uns in der Kabine, wo die Jungs nicht nur nach dem Spiel sehr niedergeschlagen waren, genauso wie bei jedem Fan. Irgendwann musst du aber auch wieder den Turnaround erreichen, sprich den Kopf hoch nehmen und in der Betrachtung auf das Wesentliche kommen. Wir können dieses Spiel nicht mehr zurückholen. Ich kann mich als Trainer nicht zu lange damit aufhalten, weil das nächste Spiel ansteht. Wir müssen dieses Spiel jetzt am Samstag aus den Köpfen haben und den Faden wieder aufnehmen.
... die Aufarbeitung der Derby-Niederlage: Es ist nichts anders gelaufen als sonst. Auch nach Siegen spreche ich mit meinen Spielern in Vieraugengesprächen. Und genau das ist der springende Punkt: Wir müssen jetzt nicht alles über den Haufen werfen, was über acht Monate relativ gut gelaufen ist. Wir haben ein Spiel verloren. Ja, es war das Spiel, das wir nicht hätten verlieren dürfen, um es nochmal ganz deutlich zu betonen. Dennoch müssen wir wieder in die Normalität zurückkommen. Ich werde als Cheftrainer nie nach nur einer Niederlage alles in Frage stellen. Natürlich kann ich hier nicht alles kunterbunt anmalen und sagen: Alles ist toll. Ich versuche aber immer auf einer Skala von 1 bis 10 irgendwo zwischen 5 und 6 zu pendeln, damit mich die Ausschläge nicht so treffen, wenn sie kommen. Damit bin ich bisher gut gefahren und versuche das auf meine Mannschaft zu übertragen. Hektik wird schließlich schon genug um den HSV verbreitet.
... seine Erwartungen an das Spiel in Aue: Ich erwarte wie immer bei Auswärtsspielen eine volle Hütte und einen hochmotivierten Gegner, der uns ein Bein stellen will. Diese Herangehensweise hat uns bisher in der Fremde verfolgt und wird uns auch weiterhin so verfolgen. Aue hat rein punktetechnisch in der Rückrunde noch nicht so gut gespielt wie noch in der Hinrunde, besitzt aber trotzdem eine Mannschaft, die uns alles abverlangen wird.
... den Zusammenhalt: Wir brauchen nach wir vor dieses Wir-Gefühl als HSV. Ich kann mich diesbezüglich den tollen Worten von Jonas Boldt nur anschließen. Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen und wir leiden zusammen. Jeder geht mit den negativen Ausschlägen anders um und dennoch muss dieses Wir-Gefühl auch nach schweren Niederlagen wieder zu spüren sein. Ich möchte das nicht zu hoch hängen, aber es hat eben auch seine Wichtigkeit, mit herben Rückschlägen gemeinsam umzugehen.
... eine mögliche Rückkehr von Adrian Fein:
Er hat gestern das komplette Training absolviert, aber in meinen Augen noch verhalten agiert. Das ist ein Stück weit normal, so dass ich ihn noch nicht abschließend beurteilen kann. Erstmal ist es gut, dass er selbst mit einem guten Gefühl aus dem Trainingstag gegangen ist. Ich bin froh über dieses Zeichen, aber das muss sich jetzt heute und morgen in den Trainingseinheiten weiter verfestigen. Am Ende geht es nur, wenn wir beide, Adrian und ich, davon überzeugt sind, dass er zu 100 Prozent spielen kann. Mit 80 oder 90 Prozent wird es nicht gehen.
... die Hospitation von Patrick Esume:
Ich verfolge als Trainer schon immer die Idee, auch mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Im Trainingslager haben wir uns über mögliche Impulse von außen unterhalten und sind dann auf Patrick Esume zu sprechen gekommen, den Jonas Boldt bereits von seiner Zeit in Leverkusen kennt. Ich hatte bis dato noch keine Berührungspunkte mit Patrick, habe ihn dann aber zunächst am Telefon und nach seinem Aufenthalt beim Superbowl auch persönlich durch ein Treffen kennengelernt. Dabei haben wir uns bereits vor dem Derby darauf verständigt, dass er mir mal über die Schulter guckt. Wir werden die kommenden zehn Tage nutzen, um uns und die verschiedenen Sportarten noch besser kennenzulernen sowie um Einblicke und Ansichten auszutauschen. Wir können uns diesbezüglich gegenseitig nur befruchten. Es könnte im Rahmen der Hospitation zunächst also mal eine gute Win-win-Situation sein. Was am Ende weiter dabei herauskommt, ist bis dato noch vollkommen offen.