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Interview

29.12.25

„Wir sind sportlich und strukturell gewachsen“

Nach einem ereignisreichen Jahr 2025 spricht die Leiterin der HSV-Frauen, Saskia Breuer, über besondere Momente, die Entwicklung des Teams und die Rückrunde in der Bundesliga.

HSV.de: Saskia, Pokal-Halbfinale, Aufstieg, Heimspiele im Volksparkstadion, erster Bundesliga-Sieg in Leipzig – das Jahr 2025 hatte für die HSV-Frauen viele Highlights. Was war dein persönlicher Moment im Jahr 2025?

Saskia Breuer: Dieses Jahr lässt sich eigentlich kaum zusammenfassen – dafür gab es zu viele besondere Momente. Angefangen mit unserem ersten Spiel im Volksparkstadion vor fast 17.000 Zuschauern und dem ersten Tor von Emilia Hirche. Es folgte das unvergessliche Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen vor 57.000 Menschen. Dann der Doppelaufstieg innerhalb von 24 Stunden und die Feier auf dem Rathaus und an der Alster. Das sind Momente, die ich so noch nie erleben durfte. Sportlich war auch der Bundesliga-Start mit dem 3:3 in der Nachspielzeit gegen Wolfsburg ein echtes Ausrufezeichen – ein Spiel voller Leidenschaft, Emotionen und mutigem Fußball. Unsere Entwicklung in diesem Jahr ist außergewöhnlich und macht unglaublich viel Spaß.

Im Sommer gab es auf und neben dem Platz einige Veränderungen. Mit Sophie Hillebrand und Melanie Brunnthaler führen aktuell zwei Neuzugänge die HSV-interne Torschützinnenliste an. Wie zufrieden bist du mit ihrem Auftritt?

Im Zuge des Aufstiegs haben wir viel verändert – und die Integration der Neuzugänge ist uns sehr gut und schnell gelungen. Sie sind schnell ein Teil des Teams geworden, haben sich hervorragend eingefügt und identifizieren sich voll mit dem HSV. Es ist schön zu sehen, wie sie sich persönlich weiterentwickeln und unser Spiel bereichern.

Leider musste das Team in der Hinrunde auch bereits einige Verletzungen verkraften. Wie seid ihr mit diesen Rückschlägen umgegangen?

Verletzungen sind leider nie planbar und für jede einzelne Spielerin sehr bitter. Jede Verletzung reißt eine Lücke. Gleichzeitig rückt das Team dadurch noch enger zusammen. Wenn eine Spielerin ausfällt, übernehmen andere mehr Verantwortung und machen den entscheidenden Schritt mehr – nur so können wir unsere gemeinsamen Ziele erreichen.

Der HSV hat einen der jüngsten Kader der Liga und setzt bewusst auf junge Talente wie Leni Eggert, Lotta Wrede und Almudena Sierra. Wie wichtig ist dir dieser Mut, jungen Spielerinnen eine Chance zu geben?

Das spricht für unsere Entwicklung und unsere Arbeit im Nachwuchs. Wir treten sehr mutig auf und wollen unseren Talenten möglichst viel Spielzeit geben, damit sie sich optimal entwickeln können. Eine positive Fehlerkultur ist dabei enorm wichtig: Junge Spielerinnen müssen spielen dürfen – und auch Fehler machen. Genau daraus lernen sie. Es macht uns große Freude, sie auf diesem Weg zu begleiten.

Trotz guter Leistungen blieben zuletzt Ergebnisse aus. Nach 14 Spieltagen stehen sieben Punkte und Tabellenplatz 13 auf dem Tableau. Wie bewertest du die bisherige Saison?

Unsere Saison war bisher von Höhen und Tiefen geprägt – das ist für einen Aufsteiger völlig normal. Wir haben vieles umgestellt: den Schritt ins Profitum, neue Trainingsinhalte, ein neues Trainerteam. Für viele Spielerinnen ist es die erste Bundesliga-Saison überhaupt. Wir sind sportlich und strukturell deutlich gewachsen. Die Entwicklung geht voran und wir geben jedes Wochenende alles, um den maximalen sportlichen Erfolg zu erreichen. Aber natürlich sehen wir auch noch Potenziale, an denen wir täglich arbeiten. Es gab Spiele, in denen wir sehr gute Leistungen gezeigt haben, uns aber nicht belohnt haben. Das wollen wir in der Rückrunde besser machen und dafür die Winterpause zur intensiven Vorbereitung nutzen.

Auch auf den Rängen ist eine tolle Entwicklung zu beobachten: Mehr als 6.000 Zuschauerinnen und Zuschauer haben im Schnitt die Spiele im Volksparkstadion gesehen. Wie nimmst du den Support der Fans wahr?

Der Support ist unbeschreiblich und bedeutet uns unglaublich viel. Die Fans tragen uns durchs Stadion, dafür sind wir sehr dankbar. Der Schritt ins Volksparkstadion war ein Meilenstein und eine große Wertschätzung für unsere Arbeit. Wir sind stolz darauf und spüren die volle Rückendeckung des Vereins und des Vorstands auf diesem gemeinsamen Weg.

Auch im Nachwuchs gab es zuletzt weitere strukturelle Veränderungen: Der HSV ist nun offizielles DFB-Talentförderzentrum im weiblichen Bereich. Wie sieht die strategische Ausrichtung aus?

Unser Ziel ist es, junge Talente nachhaltig zu entwickeln – auch mit Blick auf unser Bundesliga-Team. Dafür braucht es früh eine starke Basis: gutes Athletiktraining, gut ausgebildete Trainerinnen und Trainer sowie professionelle Strukturen. Wir wollen ein Umfeld schaffen, das Spielerinnen bestmöglich auf den Schritt in die Bundesliga vorbereitet. Es wird auch im Frauenfußball immer wichtiger, Talente früh in professionelle Strukturen einzubinden. Als HSV wollen wir hier weiter vorangehen – und sind auf einem sehr guten Weg. Ich stehe dazu im engen Austausch mit unserem Nachwuchskoordinator Jannik Kovar.

Nach der Winterpause geht es am 25. Januar (16 Uhr) mit dem Heimspiel gegen die SGS Essen weiter. Was sind die sportlichen Ziele für den Jahresstart 2026?

Wir wollen uns weiter verbessern und im ersten Heimspiel des Jahres unbedingt drei Punkte holen. Die Pause ist kurz, tut aber allen gut, um einmal durchzuatmen. Jetzt gilt es, die Akkus aufzuladen und im Januar wieder voll anzugreifen.