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11.09.25
Das Volksparkstadion feiert 100-jährigen Geburtstag
Es ist ein Ort, der weit mehr ist als nur eine Austragungsstätte von Fußballspielen. Das Volksparkstadion ist Heimat, Tradition, Zukunft und mittlerweile ein Wahrzeichen Hamburgs. Und als "ewig sprudelnder Quell neuer Lebensfreude" feiert das Volksparkstadion dieser Tage sein 100-jähriges Jubiläum.
Mit historischen Überlieferungen ist es immer so eine Sache. Wo bekommt man die richtigen Informationen, wie sicher ist die Quelle, und lassen sich die altehrwürdigen Zahlen, Daten und Fakten auch überprüfen? Wie viel vom Überlieferten ist auf dem langen Weg ins Heute verlorengegangen, welche Zahlen haben über die Jahre einen Dreher bekommen und wo wurde vielleicht nicht genau genug recherchiert? In der heutigen Zeit ist man geneigt, Online-Enzyklopädien wie Wikipedia & Co. zu befragen, doch auch hier steckt oftmals der Teufel im Detail - wie die Einweihung des Volksparkstadions vor 100 Jahren zeigt.

Dass das Zuhause des HSV dieser Tage sein 100-jähriges Jubiläum feiert, ist unstrittig. Streiten könnten sich die Gelehrten lediglich über das exakte Datum, das gemeinhin auf den heutigen 11. September terminiert wird. Doch ein sehr viel umfangreicherer und tiefergehender Blick in die Archive zeigt, dass dies nur die halbe Wahrheit ist. Ja, für den 11. September 1925 findet man die ersten Einträge über das damals neu errichtete "Altonaer Stadion", allerdings: Diese drehen sich um die Eröffnung der "Gartenbau-Ausstellung Altona", die rund um das neu errichtete Sportareal stattfand, und die Einträge für den 12.09.1925 belegen eine "Vorbesichtigung des Stadions durch den Bezirksausschuss für Jugendpflege". Die offizielle Eröffnung aber wird für den 13. September notiert, für den die "Sport-Rundschau" der "Altonaer Nachrichten" die umfangreiche Eröffnungszeremonie detailliert auflistet (Foto).
Einer der Höhepunkte dieser Zeremonie war damals die Rede von Max Brauer, seinerzeit Oberbürgermeister Altonas und bis heute Namensgeber einer bekannten Hamburger Hauptverkehrsstraße, der am 13. September 1925 in seiner Ansprache zur Stadion-Weihe feierlich verkündete: "Ein ewig sprudelnder Quell neuer Lebensfreude soll dieses Stadion sein!" Ob Herr Brauer damals wohl bereits ahnen konnte, dass seine Worte auch 100 Jahre später noch immer auf beeindruckende Weise mit Leben gefüllt werden, wenn der HSV seine Heimspiele im Volkspark vor 57.000 Zuschauern austrägt oder in den Ferien hunderte Kinder die Trainingsplätze der HSV-Profis säumen? Er wäre ganz sicher stolz auf diesen ganz besonderen Flecken Erde der Hansestadt Hamburg.

Anno 1925 aber gehörte der Volkspark noch gar nicht zu Hamburg. Damals fungierte Altona noch als eigenständige Stadt - und zeigte dem großen Nachbarn Hamburg eindrucksvoll, wie man ein Sport-Mekka errichtet. Die "Hamburger Volkszeitung" führte damals beeindruckt den vollen Umfang des Areals auf: Sportplatz mit Tribüne für 1.000 Zuschauer, ein Schwimmbassin (104 x 45 Meter), Laufbahn (450 Meter), Turnplatz, Wiese mit sechs Fußballfeldern und einem Hockey- sowie einem Faustballplatz, dazu ein in Bäume eingefasstes Licht- und Luftbad zum Sonnen - all das auf einer Fläche von 28 Hektar (Foto). Und das "Acht-Uhr-Abendblatt" konstatierte: "Hamburg schämt sich". Und stellte die Frage: Warum kriegt der kleine Nachbar aus Altona ein solches Stadion hin und die große und stolze Hansestadt nicht?
Als Beleg für die damalige Wucht des neuen Stadions diente auch die Vergabe der Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft. Waren bis dahin vier Länderspiele an Hamburg vergeben worden, die auf der Hoheluft, der Heimat des SC Victoria Hamburg, ausgetragen wurden, folgte die Vergabe der Ländervergleiche fortan an das Altonaer Stadion. Und auch das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft anno 1928 zwischen dem HSV und Hertha BSC, das die Rothosen mit 5:2 für sich entschieden, fand hier statt - auf "neutralem" Platz, wie es sich für ein Endspiel gehört. Auch wenn es für die HSV-Akteure quasi ein Heimspiel war.

Doch kommen wir zurück in den September 1925, genauer: Zum 13.09., an dem neben der feierlichen Einweihung auch das erste Fußballspiel im neuen Stadion stattfand. "Als der Festakt auf dem Stadion begann, waren auf den riesigen Tribünen um die Kampfbahn wohl an die 50.000 Menschen versammelt", berichtete am Folgetag das "Hamburger Echo" über die Partie zwischen der "Altonaer Städtemannschaft" und dem VfL Leipzig-Stötteritz, dem sogenannten "Altmeister im Arbeiter- und Sport-Bund". Die Gäste aus Leipzig gewannen mit 8:3. Besser schlug sich die Altonaer Auswahl eine Woche später am 20. September 1925 gegen die Stadtauswahl Hamburgs: Das Endergebnis in diesem Nachbarschaftsduell lautete 2:2. Es war der erste Hamburger Auftritt im Volkspark.
Dass der Volkspark später zur Heimat des Hamburger SV werden sollte, hatte seinen Ursprung im Jahr 1938. Denn knapp 13 Jahre nach der Stadioneinweihung wurde Altona eingemeindet - und damit auch der Volkspark und das Altonaer Stadion, das ab diesem Zeitpunkt im Volksmund gern "Bahrenfelder Stadion" genannt wurde und fortan zu Hamburg gehörte. Doch im Zweiten Weltkrieg blieb auch die größte Sportstätte der Hansestadt nicht verschont. Das Stadion wurde zerstört und die Menschen nutzen das Areal im Volkspark, um Kriegstrümmer aus der Stadt zu schaffen. Sie schufen so unwissentlich das Fundament für das spätere Stadion, das ab 1951 auf den Schuttbergen wieder aufgebaut wurde - und den Namen Volksparkstadion erhielt.

Markante Neuheit und einzigartiges Baumerkmal des neuen Stadion auf altem Grund war die für Deutschland ungewöhnliche doppelstöckige Tribüne - übrigens an der Stelle errichtet, an der heute die Nordtribüne und damit das Herz des Volksparkstadions steht. Am 12. Juli 1953 wurde das Volksparkstadion feierlich eröffnet - und zwar erneut durch Max Brauer, seines Zeichens zu diesem Zeitpunkt Erster Bürgermeister der Freien- und Hansestadt Hamburg. Das Stadion verfügte über Plätze für rund 75.000 Zuschauer, wobei der Plan sogar ein noch monumentaleres Stadion vorsah: Angedacht war nämlich, auf dem obersten Rand der West- und Ostkurve noch Stahlrohr-Tribünen zu errichten, die das Fassungsvermögen auf unglaubliche 100.000 Zuschauer erhöht hätten, doch diese Pläne wurden schlussendlich nie umgesetzt.
So steht der Besucherrekord bis heute bei 77.500 Zuschauern, die am 10. Juni 1956 in der Endrunde der Deutschen Meisterschaft beim 2:1-Sieg des HSV gegen Borussia Dortmund live dabei waren. Es war eines dieser Spiele, für die der HSV in das Volksparkstadion umzog. Denn das eigentliche Zuhause des Hamburger Sport-Vereins war der Sportplatz Rothenbaum im gleichnamigen Stadtteil, den die Rothosen nur zu besonderen Anlässen gegen das Volksparkstadion eintauschen. Beispielsweise dann, wenn große nationale oder sogar internationale Spiele anstanden, für die die Kapazitäten des Rothenbaums nicht ausreichten, wenn Uwe Seeler & Co. Spitzenclubs wie Real Madrid und den FC Barcelona oder Weltstars wie Pelé und Eusébio im Volkspark empfingen.

Neue und feste Heimat des HSV wurde das Volksparkstadion erst 1963 mit Gründung der Fußball-Bundesliga. Fortan trug der Verein seine Spiele im Volkspark aus und feierte hier in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren auch seine größten Erfolge. Drei Deutsche Meisterschaften konnten im Volkspark ebenso bejubelt werden wie die Trophäen für den Gewinn des Europapokals der Pokalsieger und der Landesmeister, die die damaligen Helden um Horst Hrubesch, Manfred Kaltz & Co. den zu dieser Zeit maximal 63.000 Fans im weiten Rund, das das Volksparkstadion damals mit seiner den Platz umrundenden Tartanbahn noch war, präsentierten. Weitere ikonische Merkmale waren die in den 60er-Jahren neugeschaffenen Tribünen sowie die Flutlichtmasten, die man nahezu aus ganz Hamburg schon von weitem sehen konnte.
Doch mit einer Meisterfeier endete 1998 die große und langjährige Ära der Betonschüssel, wie das Volksparkstadion von seinen Fans und den Hamburgern liebevoll - und manchmal auch ein wenig abschätzig - genannt wurde. Denn mit der Übergabe der Meisterschale an den 1. FC Kaiserslautern und seinen jüngst verstorbenen Kapitän und Hamburger Jung Andreas Brehme startete das Stadion in eine neue Zeit: Nach diesem letzten Akt im Mai '98 rollten im Volkspark von allen Seiten direkt im Anschluss an das finale Bundesliga-Spiel die Bagger an, um für den Umbau, der eher ein Neubau war, den Grundstein zu legen. Das Volksparkstadion wurde abgerissen - und erfand sich ein weiteres Mal neu.

Die Westkurve, in der die aktive Fanszene rund um den berühmten Block E Wochenende für Wochenende und bei internationalen Spielen auch unter der Woche und unter Flutlicht für Stimmung gesorgt hatte, war nun Geschichte, denn in den folgenden zwei Jahren wurde während des laufenden Spielbetriebs nicht nur eine Renovierung, sondern ein kompletter Neubau des Stadions durchgeführt. Eine echte Mammutaufgabe, die vor dem HSV so noch kein Verein angegangen war. Doch sie gelang - inklusive einer 90-Grad-Drehung des Spielfelds - und machte binnen zwei Jahren aus der altehrwürdigen Betonschüssel das neue Vorzeige-Stadion Deutschlands. Dem HSV war ein echter Coup gelungen: Der Star ist das Stadion!
Doch kaum war das neue Volksparkstadion fertiggestellt und zum modernsten und schönsten Schmuckstück Fußball-Deutschlands aufgestiegen, sorgte es für großes Aufsehen. Zum einen, da es die Zuschauer magisch anzog, und zum anderen, weil es auf einmal auch sportlich wieder richtig rund lief und der Volkspark sogar zu Champions-League-Ehren kam - und am 13. September 2000 die elektrisierten Zuschauer Zeuge eines der wohl denkwürdigsten Spiele der HSV-Historie wurden: dem 4:4 gegen Juventus Turin. Der HSV war wieder wer! Doch nach weiteren Höhepunkten in den 2000er-Jahren wie der nächsten Champions-League-Saison, vielen internationalen Nächten und dem Sommermärchen 2006 folgten später auch traurige Tage.

Nach einigen Last-Minute-Rettungen, die im mittlerweile nicht mehr ganz so erfolgsverwöhnten Volkspark wie Meisterschaften gefeiert worden waren, musste im Mai 2018 im eigenen Zuhause der Bundesliga-Abstieg hingenommen und verarbeitet werden. Ein Einschnitt in der Geschichte des Hamburger SV, der in dieser Zeit jedoch noch weiter zusammenzurücken, mehr und mehr mit seiner Stadt zusammenzuwachsen und stärker zurückzukommen schien. Auch wenn es ein paar Jahre dauerte, konnte im Mai 2025 schließlich dieser Unfall repariert werden. Nach sieben Jahren in der 2. Liga, in denen das Volksparkstadion neben den zumeist ausverkauften HSV-Heimspielen u.a. mit der EURO2024 viele besondere Momente erlebte, kehrte der HSV mit einem Paukenschlag im Volkspark zurück in die Bundesliga.
Der ganze Verein, die gesamte Stadt und insbesondere alle HSVer, die Jahr für Jahr für neue Zuschauerrekorde gesorgt hatten, feierten mit dem fulminanten 6:1-Heimsieg gegen Ulm die Rückkehr in die Bundesliga. Ein Umstand, der nicht nur in Reihen der Rothosen, sondern in ganz Fußball-Deutschland für Freude sorgte. Denn genau wie der Hamburger SV mit all seiner Tradition und Historie ist auch das Volksparkstadion mit seiner großen Geschichte, der Faszination der Moderne und nicht zuletzt dem riesigen Zuspruch der Fans in jedem Falle eines: erstklassig. So wie es sich für ein 100-jähriges Geburtstagskind gehört.
Anlässlich des 100-jährigen Geburtstages des Volksparkstadions wird es ab dem Tag des HSV-Geburtstags am 29. September unter dem Titel "100 Fotos zu 100 Jahren Volksparkstadion" im und ums Stadion eine Sonderausstellung geben, die man auf keinen Fall verpassen sollte. Nähere Infos hierzu folgen in Kürze.
Wer nicht bis zum 29. September warten möchte, der kann sich bereits jetzt sein ganz eigenes Geburtstagsgeschenk im HSV-Onlineshop sichern: das Volksparkstadion in Acryl gegossen. Am Besten jetzt gleich hier reinklicken, denn dieses Jubiläumsangebot gibt es ausschließlich online! Happy Birthday!