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Team

22.11.18

"Ich möchte die Freude am Fußball wieder zeigen"

Hee-chan Hwang hat seine verletzungsbedingte Zwangspause genutzt, um zu regenerieren und wieder in Form zu Kommen. Nun ist er sportlich zurück, gewährt aber auch privat einen kleinen Einblick in sein Seelenleben.

Für Donnerstag hat Trainer Hannes Wolf seinem Team einen freien Tag verordnet, ehe es am Freitag dann voll in die Spieltagsvorbereitung für die Partie gegen Union Berlin geht. Ein freier Tag – für einen Spieler im Kader der Rothosen war dies für lange Zeit eine absolute Ausnahme: Hee-chan Hwang stand in den letzten Monaten unter Dauerstrom. Im Sommer nahm Hwang für Südkorea an der Weltmeisterschaft in Russland teil, gewann wenig später mit der Junioren-Nationalmannschaft seines Landes die Asian Games und war auch im September dabei, als die A-Nationalmannschaft zum Lehrgang mit dem neuen Trainer Paulo Bento bat. Zwischendrin dann noch der Wechsel nach Hamburg und etliche Spiele mit dem HSV – ein Pensum, das Spuren hinterließ beim 22-jährigen Offensivspieler, der zuerst Schwankungen in seinen Auftritten offenbarte und dann auch körperlich reagierte, indem ihn muskuläre Probleme außer Gefecht setzten. Die aktuelle Länderspielreise Südkoreas verpasste Hwang daher, was ihm aber die Möglichkeit gab, zu regenerieren und anschließend dosiert, aber gezielt zu trainieren. „Jetzt hat Chan auch einige knackige Einheiten absolviert und war wieder mit der Mannschaft auf dem Feld“, zeigt Wolf den aktuellen Stand der Dinge auf, „wenn seine Muskulatur auf die Belastungen gut reagiert und er Freitag wieder im Mannschaftstraining sein kann, dann ist er voll dabei und wird auch auf einem guten Level spielen können.“

Hwang ist also auf dem Weg zurück und bietet dem Trainer für die kommenden Aufgaben im Optimalfall eine zusätzliche Option. Wie er selbst seine Rolle beim HSV sieht, welche Rolle die Nationalmannschaft einnimmt und ob sich Hamburg für ihn schon ein bisschen wie sein Zuhause anfühlt, darüber spricht Hee-chan Hwang im aktuellen HSVlive-Magazin, aus dem HSV.de Interview-Auszüge veröffentlicht.

Viele Spiele, viele Reisen, viele Eindrücke – wurde es dir zuletzt manchmal etwas zu viel, Chan?

Hee-chan Hwang: Es war schon echt viel und stressig. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht auch manchmal müde war. Ich glaube, das hat man in meinen letzten Spielen auch an der einen oder anderen Stelle gemerkt. Aber das Wichtigste ist, dass mir der Fußball immer großen Spaß macht. Diese Freude am Fußball möchte ich wieder zeigen.

Der HSV ist für dich eine Heimat auf Zeit. Welches Ziel hast du für die Zeit in Hamburg?

Ich glaube, es ist nicht nur mein Wunsch, sondern der Wunsch der gesamten Mannschaft und jedes HSV-Fans, dass dieser Club wieder in die Bundesliga aufsteigt. Ich möchte für dieses Ziel bestmöglich helfen und unterstützen. Deshalb geht es weniger um persönliche Ziele, sondern viel mehr um das große gemeinsame Ziel.

Fiel es dir leicht, dich beim HSV und in der Mannschaft einzuleben?

Abgesehen von der Sprache, mit der ich mich leider noch schwertue, fühle ich mich wirklich sehr wohl und bin von der Mannschaft sehr gut aufgenommen worden. Vor allem Aaron Hunt und Tom Mickel und auch insbesondere unsere Japaner Gotoku Sakai und Tatsuya Ito haben mir den Einstieg erleichtert. Wir sind kulturell auf einer Wellenlänge, auch wenn wir uns auf Deutsch unterhalten müssen, weil japanisch und südkoreanisch völlig verschieden sind. 

Du sprichst sehr ordentlich Deutsch, weil du dreieinhalb Jahre in Salzburg gespielt hast. Hilft dir diese Erfahrung dabei, dich wie vor drei Jahren in Österreich in einer fremden Stadt neu einzuleben?

Ich habe von klein auf gelernt, fernab von meiner Familie klarzukommen. Ich bin bereits im Alter von elf Jahren auf ein Fußballinternat in Pohang gegangen. In Südkorea ist es so üblich, dass man anstatt in die Schule zu gehen ein Internat besucht und dort auch wohnt. Das Fußballinternat in Pohang war allerdings mehr als 400 Kilometer von meiner Heimat und meiner Familie entfernt. Gerade zu Beginn hatte ich großes Heimweh, doch für mein großes Ziel musste ich diesen Weg einschlagen. All das hat sicherlich geholfen, dass ich mich heute gut und schnell integrieren kann, auch wenn die Kulturen in Südkorea und Europa komplett verschieden sind. 

Wo liegen denn die größten Unterschiede zwischen dem Leben in Südkorea und hier in Europa in Österreich oder Deutschland?

Es ist einfach alles anders. Die Mentalität, die Kultur, das Essen, die Sprache natürlich, die Normen und Werte – alles ist anders. Für mich ist die größte Herausforderung aber die Sprache. Die Deutsche Sprache ist echt schwierig. Das Verstehen ist nicht mein Problem, aber das eigene Sprechen fällt mir noch schwer. 

Durch die Nationalmannschaft kehrst du immerhin in regelmäßigen Abständen in deine Heimat zurück. Welchen Stellenwert genießt der Fußball in Südkorea und wirst du dort als echter Star wahrgenommen?

Das Interesse am Fußball ist in Südkorea momentan sehr hoch. Das liegt nicht zuletzt daran, dass wir bei der Weltmeisterschaft gegen Deutschland einen besonderen Sieg eingefahren und anschließend die Asienspiele gewonnen haben. Ich würde schon sagen, dass Fußball der Sport Nummer eins in Südkorea ist. Was meine Person betrifft, kann ich nicht beurteilen, ob ich jetzt besonders beliebt bei den Menschen bin, aber es ist schon so, dass meine Teamkollegen aus der Nationalmannschaft und ich auf der Straße extrem häufig erkannt werden.    

Gibt es trotz dieser Wahrnehmung und der Erfolge mit der Nationalmannschaft weiterhin das Verständnis, dass man als wirklich guter Fußballer den Schritt nach Europa wagen muss, um es bis nach ganz oben zu schaffen?

Ja, es ist schon wichtig, dass man als Fußballer nach Europa geht, wenn man weiterkommen und viel Erfolg haben möchte. Deshalb versuche ich auch viele meiner Freunde in Südkorea zu ermutigen, diesen Schritt nach Europa zu gehen und hier ihre Chance zu suchen. Ich habe diesen Schritt jedenfalls nie bereut und bin sehr glücklich, hier zu sein.