Nachbericht
25.10.20
Mit Rückenwind in die Derby-Woche
Der HSV dreht das Spiel gegen Würzburg nach einem Rückstand, behält weiter die optimale Punkteausbeute und geht nun mit breiter Brust in das Stadtduell gegen den FC St. Pauli.
Den Abschluss einer jeden Zweitliga-Partie bildet bei Cheftrainer Daniel Thioune der obligatorische Spielerkreis, in dem nach dem Abpfiff auch stets die Betreuer und weiteren Team-Mitglieder sowie verletzte Spieler mit einbezogen werden. Entsprechend dem 3:1-Erfolg gegen die Würzburger Kickers war die Stimmung in diesem mannschaftsinternen Gebilde am Sonnabend (24.10.) extrem gut. Nach den Worten von Thioune gab es zum Ende lachende Gesichter und Beifall. Doch diesen gab es nicht - wie der Cheftrainer in der Pressekonferenz nach dem Spiel verriet – weil es aufgrund der Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte und dem Drehen des Spiels von 0:1 auf 3:1 womöglich einen freien Tag zur Belohnung gab; es war vielmehr die Vorfreude auf das anstehende Derby gegen den FC St. Pauli, wie Sportdirektor Michael Mutzel am Tag danach durchblicken ließ. „Daniel hat im Kreis unter anderem gesagt, dass wir jetzt vorwärts auf Freitag gehen.“ Den Blick sofort aufs nächste Spiel legen und weiter fleißig sein: Das ist eine Facette, die das Trainerteam und die Mannschaft in dieser Saison bislang ausgezeichnet hat. Nun geht es in die Derby-Woche. In der erfahrungsgemäß alles noch mehr bei null beginnt und sich auf bislang Erreichtes nicht ausgeruht werden kann. HSV.de gibt einen umfassenden Überblick auf die aktuelle Lage nach dem Heimsieg gegen die Würzburger Kickers.
Der Rückblick
Die Ausgangslage vor dem Heimspiel gegen Würzburg war eindeutig: Der HSV mit vier Siegen aus vier Ligaspielen klarer Favorit, die Kickers mit nur einem Punkt als Tabellenschlusslicht krasser Außenseiter. Und wie es so oft in diesen Spielen ist, tat sich der vermeintliche Goliath zunächst schwer. Nachlässigkeiten und fehlende Galligkeit standen mutig und gut eingestellte Gäste entgegen. Das 0:1 kurz vor der Halbzeit durch Lars Dietz (40.) war die nicht unverdiente Konsequenz einer „schlechten Hälfte“, wie auch Michael Mutzel am Tag danach unbeschönigt zugab. „Es haben ein paar Prozent vom Herz und vom Engagement gefehlt. Das haben die Jungs in der Halbzeit selber gemerkt“, erklärt der Sportdirektor.
Es folgte eine entsprechende Ansprache von Daniel Thioune gepaart mit einigen Umstellungen. Amadou Onana kam für Gideon Jung in die Partie und bekleidete die Position vor der Abwehr, Moritz Heyer rückte dafür in die Viererkette. „Die Wortwahl und die Ansagen in der Halbzeit waren passend. Wenn man als Trainer sieht, welche Dinge auf der Hand liegen, dann muss man das auch deutlich sagen. Die erste Hälfte ist nicht unser Anspruch. Die Jungs haben sich mitgenommen gefühlt“, berichtet Mutzel. Die Entscheidungen fruchteten, weil das komplette Team im zweiten Durchgang einen ganz anderen Spirit an den Tag legte. Chancen im Minutentakt folgten die Tore von Simon Terodde (65./82.) und schließlich das 3:1 von Tim Leibold in der Nachspielzeit (90.+2). Der Doppel-Torschütze, der seine Saisontreffer fünf und sechs erzielte, bekam auch von Mutzel noch ein Sonderlob ausgesprochen. „Er tut uns nicht nur als Spieler gut, sondern auch als Persönlichkeit. Wie er zum Beispiel bei Abstößen oder nach dem Tor den Ball sofort holt und wieder auf den Anstoßpunkt legt, das registrieren alle anderen. Er ist ein Stürmer der antreibt und anschiebt. Das zeichnet ihn aus“, so Mutzel.
Die Personalsituation
Gegen Würzburg kehrte Kapitän Tim Leibold in die Startformation zurück, nachdem er bei den Spielen in Fürth und gegen Aue aufgrund einer Leistenzerrung noch passen musste. Auch Josha Vagnoman feierte nach seinem Riss des Außenbandes und der Innenbandzerrung im linken Sprunggelenk vom 23. September mit seiner Einwechslung in der 79. Minute sein Comeback. Jeremy Dudziak konnte die Belastung nach seiner Schulterverletzung die letzten Tage steigern, so dass er bislang voll im Soll ist. Bakery Jatta absolvierte nach seiner Adduktorenverhärtung vom Freitag am Sonntag leichte Läufe. Der Trainer könnte in der Vorbereitung auf das Derby also in den kommenden Tagen aus dem Vollen schöpfen.
Wie wichtig die breite Personaldecke ist, haben die letzten Partien gezeigt. Mit taktischen Umstellungen konnten die Ausfälle kompensiert und auch die Gegner teilweise vor schwierige Aufgaben gestellt werden. Diese Flexibilität, auch auf Leistungen wie in der ersten Hälfte gegen Würzburg reagieren zu können, kann im Derby ein entscheidender Faktor sein.
Der Ausblick
Am kommenden Freitag (Anstoß: 18:30 Uhr) steht es nun an: das Derby gegen den FC St. Pauli. Das dritte Heimspiel binnen zehn Tagen. Und kein Spiel wie jedes andere. „St. Pauli ist eine gute, gefährliche Mannschaft. Wenn wir uns so eine Halbzeit wie gestern leisten, dann werden wir nicht gewinnen. Das ist uns klar. Gegen einen noch konsequenteren Gegner ist man dann vielleicht noch höher in Rückstand. Das ist die Warnung für Freitag. Dafür ist die Mannschaft von St. Pauli zu gut“, warnt Mutzel bereits vor der Schwere der Aufgabe, die er allerdings nicht als Fallhöhe sieht. „Wir haben jetzt 15 Punkte aus fünf Spielen geholt und haben das Derby als Heimspiel. Das sehe ich nicht als Belastung, sondern als Chance noch etwas gutzumachen.“ Dabei solle die breite Brust nach dem guten Saisonstart natürlich helfen. Im letzten Jahr gab es zwei harte Niederlagen gegen den Stadtrivalen. „Das hat wirklich alle extrem genervt“, sagt Mutzel. Auch deshalb sei der Trainer sofort bei der nächsten Aufgabe und feiert sich nicht für die errungenen Siege ab. „Der Blick ist auf Freitag gerichtet. Wir arbeiten sofort an der nächsten Aufgabe und lehnen uns überhaupt nicht zurück“, bestätigt der Sportdirektor.