
Interview
04.11.25
Omari in der Reha: „Ich wollte nah beim Team bleiben“
Beim Auswärtsspiel in Berlin verletzte sich HSV-Innenverteidiger Warmed Omari schwer und zog sich einen Außenbandriss mit Syndesmosebeteiligung zu. Wie seine Reha läuft, wie er mit der Situation umgeht und warum das Spiel gegen Borussia Dortmund für ihn ein besonderes ist, das erklärt der 25-Jährige im HSV.de-Interview.
Bis zu seiner Sprunggelenksverletzung im Auswärtsspiel beim 1. FC Union Berlin zählte Warmed Omari zu den Dauerbrennern im Team der Rothosen. Keine einzige Pflichtspielminute hatte der 25-jährige Innenverteidiger, der im Sommer auf Leihbasis mit Kaufoption von Stade Rennes zum HSV gewechselt war, bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung in der 76. Minute verpasst. Und dabei hat er in 436 Bundesliga- sowie 120 Pokal-Minuten als rechter Part im Dreieraufbau auf Anhieb überzeugt: passsicher, zweikampfstark und spielintelligent präsentierte sich der Nationalspieler der Komoren, der sich aufgrund seines Außenbandrisses mit Syndesmosebeteiligung einer Operation unterziehen musste und aktuell eine mehrwöchige Reha durchläuft. Dabei ist Omari der erste Profi der Rothosen, der vom neugeschaffenen Athleticum am Volkspark vollumfänglich profitiert. Die HSV.de-Redaktion hat ihn bei einer seiner vielen Reha-Sessions begleitet und anschließend zum Gespräch gebeten.
HSV.de: Warmed, zunächst einmal: Wie geht es dir? Wie läuft deine Reha?
Warmed Omari: Ich fühle mich gut. Bisher läuft alles nach Plan und ich bekomme positives Feedback von den Ärzten und Physiotherapeuten. Deshalb bin ich sehr zufrieden mit dem Reha-Prozess und hoffe, dass es weiterhin so gut vorangeht.

Wie ist die Zusammenarbeit mit Reha-Trainer Sebastian Capel, den Physiotherapeuten und dem Team des UKE Athleticum?
Ich habe schnell eine gute Verbindung zu allen aufgebaut. Sie betreuen mich sehr intensiv und geben ihr Bestes, um mich mit abwechslungsreichen Übungen während der Reha fokussiert und motiviert zu halten. Das hilft mir enorm, mich wohlzufühlen und weiter Fortschritte zu machen.
Warum hast du dich entschieden, deine Reha vollständig in Hamburg beim HSV fortzusetzen, obwohl dir vom Verein auch die Option geboten wurde, Teile davon in deiner Heimat absolvieren zu können?
Ich vertraue voll und ganz auf den Reha-Plan des Clubs und das medizinische Team hier vor Ort. Und: Ich wollte einfach nah im Kreis meiner Teamkollegen bleiben und sie Tag für Tag weiter unterstützen. Auch wenn ich erst seit wenigen Monaten hier bin, ging die Eingewöhnung sehr schnell, ich fühle mich bereits heimisch. Ich denke, dass es vielen Spielern, die im Sommer neu gekommen sind, ähnlich geht. Die Teamkollegen und das Team hinter dem Team sind sehr freundlich und bemüht, dass man sich als neuer Spieler wohlfühlt und einfach man selbst sein kann. Und das ist wichtig, denn wir haben große Ziele, und um diese zu erreichen, muss man als Team zusammenwachsen und sich gegenseitig unterstützen.
Wer oder was hilft dir besonders bei der Eingewöhnung in einem neuen Umfeld?
Neben den Trainern, Mitspielern und dem gesamten Staff sind das vor allem meine Frau und meine Tochter. Sie spielen eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben. Wenn ich nach einer Reha-Einheit oder einem Training nach Hause komme, helfen sie mir, abzuschalten und einfach den Kopf freizubekommen. Das gibt mir viel Kraft.

Du hast bislang die letzten fünf Pflichtspiele verpasst. Wie verfolgst du die Partien und wie beurteilst du die Leistungen der Mannschaft?
Fünf Spiele schon? Wow, die Zeit vergeht wirklich schnell. Ich verfolge natürlich jedes Spiel der Mannschaft. In Leipzig und gegen Wolfsburg haben wir gute Leistungen gezeigt, auch wenn die Ergebnisse nicht gestimmt haben – da hätten wir mehr Punkte verdient gehabt. Im Pokal ging es dann weniger um ein schönes Spiel, sondern darum, in die nächste Runde einzuziehen, und das ist uns gelungen. Das Spiel in Köln lässt sich schwer beurteilen, weil wir am Ende mit neun Mann gespielt haben. Zuvor haben wir in Gleichzahl nicht unser bestes Spiel gezeigt und waren dennoch drauf und dran, zurückzukommen und etwas mitzunehmen.
Wie schwer fällt es dir, aktuell nur zuschauen zu können?
Nur zuschauen zu können, das ist immer schwierig, weil du dem Team unbedingt helfen möchtest, es aber nicht kannst. Trotzdem will ich mir mein Lächeln bewahren und alles tun, um positiv auf die Mannschaft einzuwirken. Bei Heimspielen sitzen die verletzten Spieler in der Nähe der Bank – das war mir in den ersten Wochen wegen der Gehhilfen und des Spezialschuhs noch nicht möglich, aber ich möchte jetzt unbedingt so nah wie möglich beim Team sein, um zu zeigen, dass ich da bin.
Am Wochenende wartet mit Borussia Dortmund einer der Top-Gegner der Liga – mit deinem ehemaligen Teamkollegen Serhou Guirassy. Fällt es da noch schwerer, nicht dabei sein zu können
Natürlich tut es weh, bei so einem Spiel nicht dabei zu sein. Borussia Dortmund zählt zu den besten Mannschaften Deutschlands und natürlich willst du in diesem Spiel dabei sein. Dortmund ist auf dem Papier der klare Favorit, aber Fußball wird auf dem Platz entschieden. Wir haben auch eine gute Mannschaft und unsere Stärken – und können in diesem Spiel auch überraschen. Erst Recht mit unseren Fans im Rücken.

Kannst du uns etwas über die Verbindung zu Serhou Guirassy aus eurer gemeinsamen Zeit in Rennes erzählen?
Wir hatten eine enge Verbindung. Er ist ein Spieler mit sehr viel Erfahrung, von dem ich viel lernen konnte. Serhou ist ein bodenständiger Typ, den man jederzeit um Rat fragen konnte. Er arbeitet extrem hart und versucht immer, das Beste aus sich herauszuholen – dementsprechend verdient er auch alles, was er jetzt erreicht hat.
Abschließend: Wie geht es in deiner Reha nun weiter? Und vor allem: Wann dürfen die Fans mit deiner Rückkehr rechnen?
Die Operation ist nun vier Wochen her. Ich kann meinen linken Fuß wieder mit mehr Gewicht belasten und im nächsten Schritt geht es darum, wieder ohne die Gehhilfen zu laufen. Ich möchte meine Reha konsequent durchziehen, mich dabei aber gleichzeitig nicht zu sehr unter Druck setzen. Das ist ein schmaler Grat. Natürlich will ich auf der einen Seite so schnell wie möglich zurück auf den Platz, auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig, den Reha-Prozess zu respektieren und nicht zu overpacen. Ich versuche das richtige Maß zu finden – und einfach von Tag zu Tag besser zu werden.
