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Pressekonferenz

28.03.19

"100 Prozent und die richtige Balance"

In der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel beim VfL Bochum sprach Hannes Wolf unter anderem über die Personalsituation und seine Erwartungen an das Spiel. Darüber hinaus beantwortete der HSV-Trainer zahlreiche Fragen von jungen Nachwuchsjournalisten, die im Rahmen des Zukunftstags an der Fragen-Antwort-Runde teilnahmen. 

Auf HSV-Trainer Hannes Wolf wartete heute Vormittag eine ganz besondere Pressekonferenz. Im Rahmen des bundesweiten Zukunftstages, an dem sich Mädchen und Jungen der Klassen 5 bis 10 alljährlich in verschiedenen Unternehmen über Berufe informieren können, füllten zahlreiche Kinder und Jugendliche den Pressekonferenzraum im Volksparkstadion. Schüler Ben leitete die Pressekonferenz dabei souverän an der Seite des 37-jährigen Fußball-Lehrers ein und übergab dann das Zepter an HSV-Pressesprecher Till Müller. Dieser ließ zunächst den Berufsjournalisten den Vortritt, alle wichtigen Fragen zum bevorstehenden Auswärtsspiel der Rothosen beim VfL Bochum zu stellen. Im Anschluss daran schlug dann die Stunde der rund 50 Nachwuchsreporter, die Hannes Wolf mit sehr abwechslungsreichen, ungewöhnlichen und spannenden Fragen löcherten. Wolf hatte sichtlich Spaß an der Neugier der Nachwuchsjournalisten und ließ in knapp 30-minütigen Pressekonferenz der etwas anderen Art keine Frage unbeantwortet. 

Im Detail sprach der gebürtige Bochumer in der Pressekonferenz über... 

... die Personalsituation: Berkay Özcan hat muskulär etwas reagiert. Er hatte ein lange Reise mit der Nationalmannschaft hinter sich und hat hier im Training dann etwas an den Adduktoren gespürt. Ich glaube, dass es bis Samstag gehen kann. Es ist keine strukturelle Verletzung, sondern eine Verhärtung. Bei Orel Mangala sieht es ähnlich aus. Er hat eine muskuläre Verhärtung von der Nationalmannschaft mitgebracht. Aber auch er ist auf einem guten Weg. Wir müssen abwarten, wie die Jungs zurückkommen. Ansonsten sind mit Ausnahme der Langzeitverletzten alle Jungs einsatzbereit.

... Kyriakos Papadopoulos: Papa konnte in den letzten Wochen alle Einheiten mit der Mannschaft absolvieren und hat die Belastung gut verpackt. Er ist ein Spieler, der uns aus verschiedensten Gründen in der jetzigen Phase helfen kann. Ich bin froh, dass er jetzt zurück ist. In welcher Rolle auch immer, kann es jetzt für ihn losgehen.  

... seine Erwartungen an das Spiel: Es sind noch acht Spiele zu gehen und wir sind mit vorn dabei. Da ist die Bedeutung des Spiels eindeutig. Die Bochumer haben aktuell zwar einige Ausfälle zu beklagen, aber wir dürfen sie deshalb auf keinen Fall unterschätzen. Sie haben immer noch auf vielen Positionen sehr erfahrene Spieler. Wenn wir dort gewinnen wollen, dann ist es eindeutig, dass wir 100 Prozent brauchen. Wir haben zuletzt bewiesen, dass 90 Prozent nicht reichen. Wir müssen die ganze Zeit versuchen, nach vorn und mit Tempo zu spielen. Auch in der Absicherung müssen wir gut stehen. Diese Balance aus die ganze Zeit nach vorn spielen und gleichzeitig sicher hinten stehen müssen wir hinkriegen. 

... Lewis Holtby: Klarheit ist in solchen Fällen immer wichtig. Die gibt es jetzt. Wir haben ehrlich und offen miteinander geredet. Es gibt schönere Gespräche, aber man muss auch seinen Überzeugungen folgen und wir haben uns für diesen Weg entschieden. Lewis ist ein Profi, er verhält sich immer sehr, sehr gut. Er ist weiterhin voller Teil der Mannschaft und will und wird für sie Vollgas geben. Ich mache mir im Hinblick auf seine Einstellung überhaupt keine Sorgen.  

... seinen Job als Trainer beim HSV: Es ist ein sehr guter Job. Es ist natürlich anspruchsvoll, weil immer viel zu tun ist und man als Trainer gefühlt immer an allem Schuld ist. Man steht da unten an der Seitenlinie, dann passiert etwas auf dem Platz - zum Beispiel ein Gegentor - und du bist daran Schuld. Das muss man einfach so akzeptieren und damit umgehen. Gleichzeitig gibt es aber ganz viele tolle Sachen: Der Job ist sehr lebendig, man kann seine volle Energie reinstecken und hat jeden Tag mit Menschen zu tun. Früher war Fußballspieler mein Traumberuf, aber leider habe ich mich so früh verletzt, dass ich nicht mehr spielen konnte. Deshalb musste ich Trainer werden und das ist auch ein guter Beruf.

... sein persönliches Gefühl nach einer Niederlage: Unmittelbar nach einer Niederlage ärgere ich mich extrem darüber. Meistens kann ich auch in der ersten Nacht danach nicht so gut schlafen, weil ich permament darüber nachdenke. Das kennt wahrscheinlich jeder, der Sport macht. Wenn du verlierst oder etwas nicht klappt, dann ärgert man sich. Irgendwann kommt aber der Moment, in dem man sich sagt: Okay, ich kann das jetzt nicht mehr ändern, sondern nur versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Bei mir dauert es meistens einen Tag, bis dieser Moment eintritt. Im Leben wie im Fußball kommt es vor, dass manche Dingen nicht so klappen, wie man sie sich vornimmt. Dann darf man ruhig wütend und traurig darüber sein, aber im Anschluss muss man damit gut umgehen, sich schnell wieder beruhigen und positiv sein. Das ist ein ganz wichtiger Teil des Trainerberufs. Wenn man bei jedem Rückschlag eine Woche traurig ist, dann funktioniert der Blick nach vorn nicht.

... die Art seiner Halbzeitansprachen: Die Ansprache in der Pause fällt sehr unterschiedlich aus. Manchmal hilft es, wenn man etwas lauter ist und die Spieler deutlich attackiert. Manchmal ist es aber auch etwas ruhiger und wir analysieren eher das Spiel und nehmen dazu auch erste Videoszenen aus der ersten Halbzeit zu Hilfe. Manchmal führt man auch Einzelgespräche. Am Ende ist das Ziel immer, den Spielern in dieser Phase zu helfen. 

... einen Verein/Spieler, den er gern trainieren würde: Ich habe es immer so gemacht, dass ich zu dem, was ich im gegenwärtigen Moment mache, zu 100 Prozent stehe. Alles andere kommt wie es kommen soll. Als ich früher bei Borussia Dortmund Jugendtrainer war, habe ich auch nie darüber nachgedacht, als nächstes eine Profimannschaft zu trainieren. Ich habe einfach versucht, meinen Job so gut wie möglich zu machen. Es steht aber außer Frage, dass es viele interessante Vereine gibt. Ich bin in erster Linie dankbar, dass ich hier die Spieler trainieren darf, aber natürlich gucke ich auch die Bundesliga und die Champions League und dort gibt es viele fantastische Spieler, mit denen mal gern zusammenarbeiten würde.