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Team

25.04.18

Tatsuya Ito: Kleiner Mann, große Wirkung

Unter HSV-Trainer Christian Titz blüht Wirbelwind Tatsuya Ito wieder auf. Schließlich bringt der kleine Japaner mit dem großen Löwenherz eine unberechenbare Komponente ins Spielsystem der Hamburger. 

In den bisherigen fünf Pflichtspielen unter Cheftrainer Christian Titz war der HSV stets bemüht, mit dem Ball am Fuß die Spielkontrolle zu übernehmen. Im Schnitt hielten die Rothosen das Spielgerät zu 58,4 Prozent in den eigenen Reihen. Beim 3:2-Heimsieg über Schalke 04 lag der Spitzenwert gar bei 61 Prozent. Doch Ballbesitz allein gewinnt bekanntlich noch keine Spiele. „Wenn man immer nur quer oder hintenherum spielt, dann bringt dir auch der größte Ballbesitz nichts“, weiß auch der ballverliebte Flügelflitzer Tatsuya Ito. Der 20-jährige Japaner, der in dieser Saison überraschend vom U21-Spieler zum 17-fachen Bundesliga-Spieler und Publikumsliebling avancierte, gehört im Kader der Rothosen zu den Dribbelkönigen. Der 1,63 Meter große Wirbelwind kann mit seinem Tempo und seiner Wendigkeit seine Gegenspieler auf der Fläche eines Bierdeckels schwindelig spielen. „Meine Stärken liegen definitiv im Eins-gegen-eins“, bestätigt Ito. „Es ist gut, den Ball zu besitzen, aber man muss auch das nötige Risiko eingehen. Das ist mein Job. Wenn ich an meinem Gegenüber vorbeikommen, dann ist das für uns ein Vorteil, um Chancen zu kreieren.“

Vorbilder Ribery, Hazard, Mertens und Insigne     

Die Stärken des kleinen Japaners mit dem großen Löwenherz kommen im System von Trainer Christian Titz wieder verstärkt zum Tragen. Schließlich fordert der 47-jährige Fußballlehrer immer wieder den Mut von seinen Spielern ein und coachte Ito bereits zu Beginn der Saison als U21-Trainer in der Regionalliga Nord. Dort machte der Wirbelwind einst auf sich aufmerksam, ehe er im September 2017 im Nordderby gegen Werder Bremen ein spektakuläres Startelf-Debüt in der Bundesliga feierte. „Ich wusste bereits, wie der Trainer Fußball spielen möchte und das hat mir den Einstieg natürlich erleichtert. Zudem kommt sein System meiner Spielweise entgegen“, sagt Ito, der nach seinem furiosen Bundesliga-Einstand zu Beginn des Jahres eine schwierige Phase ohne Einsätze zu verarbeiten hatte. 

Doch davon ließ sich Ito nicht unterkriegen und arbeitete noch härter an sich selbst. „Ich bin extrem ehrgeizig und will in jeder Sekunde besser werden. Sei es durch die Arbeit auf dem Platz, im Kraftraum oder auch bei der Regeneration. Deshalb habe ich auch in der Zeit nicht nachgelassen, als ich nicht mehr konstant zum Einsatz gekommen bin“, sagt er. Die Arbeit hat sich gelohnt, denn mittlerweile agiert Ito robuster und kraftvoller auf dem Feld. Zuletzt wirbelte er zweimal über die volle Distanz von 90 Minuten und einmal über 87 Minute die gegnerische Verteidigungskette auf. Das 1,63 Meter große Leichtgewicht fühlt sich dabei in seiner Rolle als kleiner, wendiger Nadelstichsetzer pudelwohl. Die Frage, ob seine Größe je für einen Trainer ein Problem gewesen sei, verneint Ito energisch: „In meinen Augen ist es für einen Flügelspieler ein Vorteil, klein zu sein. Schließlich sind Beweglichkeit, Stabilität und Geschwindigkeit auf dieser Position wichtig.“ Dies würden nicht zuletzt seine Vorbilder Eden Hazard (1,73 m), Franck Ribery (1,70 m), Dries Mertens (1,69 m) und Lorenzo Insigne (1,63 m) auf internationalem Niveau unter Beweis stellen. 

„Es kommt nur auf den HSV an!“ 

Ito, der 2015 aus Japan ins Nachwuchsleistungszentrum des HSV wechselte, präsentiert sich als selbstbewusster Typ, der gleichzeitig die Bodenhaftung nicht verloren hat. Fernab seiner Heimat in Japan zu sein, stellt für den 20-Jährigen kein großes Problem dar: „Ich komme ganz gut alleine zurecht. Allerdings tut es mir auch gut, wenn ich ein bis zweimal im Jahr wieder nach Hause komme und meine Familie sehe“. Spekulationen, dass er bei der WM 2018 noch in den Kader der japanischen Nationalmannschaft rücken könnte, kommentiert er gelassen: „Ich habe noch nie mit dem Nationaltrainer gesprochen und bin erst 20 Jahre jung. Aktuell kommt es nur auf den HSV an.“ Und dass er trotz spektakulärer Spiele noch auf ein Tor oder einen Assist in der Bundesliga wartet, ist ihm bewusst: „Natürlich kann und muss ich in vielen Bereichen noch besser werden. Dazu zählt es, Tore zu schießen und Flanken zu geben, die zu einem Treffer führen. Da gehört auch das nötige Quäntchen Glück zu.“ 

So rasant Itos bisherige Saison verlaufen ist, hoffen die HSV-Fans darauf, dass sich der Japaner die Scorerpunkt-Premiere für die finalen drei Saisonspiele aufgehoben hat. Ito ist zumindest gewillt, im Saisonendspurt das Wunder vom Klassenerhalt doch noch möglich zu machen. „Wir leben noch und diese Haltung spürt man. Vor allen Dingen die Hamburger-Fans sind richtig klasse. Alleine wegen ihnen dürfen wir nicht aufgeben. Wenn wir am Wochenende das Spiel in Wolfsburg gewinnen, dann sind es noch zwei Zähler Rückstand. Das kann man in zwei Spielen aufholen. Wir werden nicht absteigen.“ Für das Spiel am Sonnabend bei den Wölfen (Anstoß 15:30 Uhr) wünscht sich der HSV wie zuletzt viel Ballbesitz und die effektiven Nadelstiche seines kleinen Mannes, die meist eine große Wirkung haben.