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Saison

28.09.16

Zwischen Leichtigkeit und maximaler Bereitschaft

Markus Gisdol und seine Co-Trainer Frank Kaspari und Frank Fröhling haben das Training am Volksparkstadion aufgenommen und bemühen sich dabei um den passenden Mix. 

Mit großem Interesse verfolgten die HSV-Fans in den letzten beiden Tagen die ersten Trainingseinheiten unter der Leitung des neuen Trainers Markus Gisdol. Während an normalen Trainingstagen vor allem die Stamm-Zaungäste die Einheiten der Rothosen beobachten, war der Zuschauerandrang am Montag und Dienstag umso größer. Wie lässt der 47-Jährige trainieren, was macht er im Vergleich zu anderen Übungsleiter vielleicht anders? Allgemeine Fragen, die sich nach zwei Einheiten natürlich nicht beantworten lassen. Dennoch bekam die Öffentlichkeit einen ersten Eindruck davon, wie Gisdol und seine Co-Trainer Frank Kaspari und Frank Fröhling das Team führen wollen und für welche Art von Fußball sie stehen.

Schwerpunkt Offensive  

"Wir müssen es schaffen, wieder Leichtigkeit in die Köpfe reinzubekommen", gab der in Geislingen geborene Gisdol bei seiner offiziellen Vorstellung am Montag vor. Dementsprechend viele spielerische Übungen integrierte das neue Trainertrio in den Trainingsablauf. Vor allem Reaktionsspiele stehen hierbei im Vordergrund. Wer bei der Aufnahme eines Tennisballs schnell schaltet oder beim "Schick-Schnack-Schnuck" die richtige Strategie wählt, der gewinnt und darf seinem Gegenüber beim Ausführen von Liegestützen zusehen. "Wenn keine Spielform ansteht, dann darf es gerne locker und gelöst zur Sache gehen", erklärt Gisdol. "Sobald dann zu einer Übung angepfiffen wird, muss aber mit maximaler Konzentration gearbeitet werden. Das ist die wertvollste Zeit und da gibt es auch keine Kompromisse." 

Das bekamen die Rothosen während der ersten beiden Einheiten ebenfalls zu spüren. Der Spaß hört in diesen Momenten auf, der maximale Fokus wird auf den Fußball gelegt und Gisdols Co-Trainer Fröhling und Kaspari achten auf jedes Detail. "Den Kopf immer nach vorn richten, Körper nach vorn öffnen, Ball auf den vorderen Fuß spielen" lauten dann die Kommandos. Aus diesen Ansagen lässt sich auch die spielerische Ausrichtung erahnen. Unter Gisdol, der bei seiner letzten Station in Hoffenheim einst die drittstärkste Offensive der Liga bildete, soll das Angriffsspiel der Rothosen gestärkt werden. "Da wollen wir direkt ansetzen", bestätigt der 47-Jährige, warnt aber gleichzeitig davor, direkt "Wunderdinge" zu erwarten. "Wir haben eine klare Spielidee, aber müssen jetzt spontan sehen, was zum Team passt. Von schwarz auf weiß drehen geht nicht, da am Samstag schon das nächste Spiel ansteht. Da müssen wir Kompromisse machen. Dennoch erarbeiten wir ein paar Sachen, die wir gern schon beim Spiel in Berlin sehen möchten".    

Alle Spieler bei null 

Die HSV-Profis standen dem Trainerteam in puncto Engagement in den letzten zwei Tagen im nichts nach. Zugegebenermaßen eine nicht ungewöhnliche Reaktion nach einem Trainerwechsel, die Gisdol durch seine Herangehensweise aber nochmals befeuerte. "Bei mir hat jeder Spieler die Chance, bei null zu beginnen", so der ehemalige Drittliga-Spieler, der aufgrund einer Knieverletzung im Alter von 27 Jahren seine Karriere beenden musste. "Ich versuche die Spieler frei von positiven wie negativen Vorurteilen zu betrachten und mache mir jetzt mein Bild von ihnen. Das ist ein Neuanfang und da gehört es dazu, auch für mich neu anzufangen. Ich sehe das als weißes Blatt, das neu beschrieben werden muss." Heißt ausnahmslos für jeden Spieler im gegenwärtigen HSV-Kader: Gas geben! 

Auch junge Spieler, die Gisdol gerade in Hoffenheim sehr erfolgreich weiterentwickelte, werden aufgrund dieser Tatsache nicht bevorzugt. "Wenn du am Gras ziehst, wächst es nicht schneller", weiß der Schwabe. "Man muss den jungen Spielern auch Zeit geben. Es bringt nichts sie unter Druck zu setzen, man muss auch Geduld mitbringen." Dabei sei es egal, ob ein Spieler 18 oder 35 Jahre alt sei, sondern die Bereitschaft sei entscheidend.

Bereitschaft zeigten alle Beteiligten zu Beginn dieser Trainingswoche, die nicht nur für die zahlreichen Zaungäste viele neue Eindrücke bereithielt.