
DFB-Pokal
15.08.25
Der Faktencheck zum DFB-Pokalspiel in Pirmasens
Begegnungen in der Vergangenheit und Verzahnungen im Hier und Jetzt - der Faktencheck zum Erstrundenmatch im DFB-Pokal beim FK Pirmasens versorgt euch mit etwas Angeberwissen.
Am morgigen Sonnabend startet der HSV mit dem DFB-Pokalspiel beim FK 03 Pirmasens in die neue Pflichtspielsaison 2025/26 (ab 12.45 Uhr live im HSVnetradio). Die Partie zwischen dem Oberligisten und Bundesligisten stellt die klassische David-gegen-Goliath-Paarung im Rahmen der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals dar. Bei allen vermeintlichen Gegensätzen, die ab 13 Uhr im Sportpark Husterhöhe vor 10.000 Zuschauern (darunter bis zu 3.000 HSV-Fans) zum Tragen kommen können, haben die Traditionsclubs vorab auch verbindende Elemente, wie folgende fünf Fakten beleuchten:
#1 Zwei Traditionsclubs im dritten Duell
Der FK Pirmasens (1903 gegründet) und der Hamburger SV (1887) zählen zu den Traditionsclubs im deutschen Fußball und können jeweils auf eine mehr als 120-jährige Vereinshistorie zurückblicken. Da ist es nur folgerichtig, dass sich beide Clubs schon einmal begegnet sind: Im Rahmen der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft kam es in den Jahren 1958 und 1962 zu direkten Aufeinandertreffen. Die Rothosen setzten sich dabei mit 2:1 bzw. 6:3 durch. Besonders das torreiche 6:3 am 21. April 1962 bleibt in Erinnerung, als HSV-Legende Uwe Seeler seine Farben mit einem Viererpack auf die Siegerstraße brachte – zusätzlich trafen Gerhard Krug und Peter Wulf für den HSV. Nun kommt es also zum dritten Pflichtspiel der beiden Traditionsclubs. Diesmal empfängt der FK Pirmasens als Oberligist den Bundesliga-Aufsteiger HSV.
#2 Ruhmreiche Pokal-Historie
Apropos Tradition: Der Hamburger SV zählt zu den 26 verschiedenen Titelträgern der DFB-Pokal-Geschichte und darf sogar drei Pokalsiege (1963, 1976 und 1987) auf seinem Briefpapier führen. Die Rothosen bestritten zudem die siebtmeisten Pokalspiele (211) aller Teilnehmer. Der FC Bayern München führt beide Kategorien – Anzahl der Pokalsiege und -spiele – an, gewann den Pott bereits 20-mal und absolvierte 276 Spiele in diesem Wettbewerb.
Übrigens: Auch der FK Pirmasens, der zum 19. Mal an der Endrunde des DFB-Pokals teilnimmt, sorgte im Wettbewerb bereits für Furore: Zuletzt in der 1. Runde der Pokalsaison 2006/07, als man ebenfalls als Oberligist den Bundesligisten SV Werder Bremen (u. a. mit Diego und Klose) mit 4:2 im Elfmeterschießen ausschaltete. Außerdem erreichte der FKP in den Jahren 1956 und 1960 das Halbfinale, zog im Duell mit dem Karlsruher SC aber jeweils den Kürzeren – mit 1:5 bzw. 0:2.
#3 Enge Verbindungen
Mehr als 500 Kilometer (Luftlinie) liegen zwischen Pirmasens und Hamburg. Hinzu kommt, dass beide Clubs seit der Bundesliga-Gründung im Jahr 1963 stets mindestens eine, meist aber deutliche mehrere Spielklasse trennte. Da scheint auf den ersten Blick einzig die Tradition ein gemeinsamer Nenner zu sein, doch auch im Hier und Jetzt gibt es gleich mehrere Verbindungen zwischen dem HSV und dem FKP. So ist Sportvorstand Stefan Kuntz lediglich 40 Kilometer von Pirmasens im saarländischen Neunkirchen geboren und aufgewachsen. Dementsprechend vertraut ist dem 62-Jährigen die Umgebung nahe der Heimat. Auch Torwarttrainer Sven Höh kennt "die Klub", wie der FK Pirmasens von seinen Anhängern genannt wird. Er stand einst in der Jugend und im Herrenbereich für den FK Pirmasens zwischen den Pfosten. Zudem ist Pirmasens-Cheftrainer Daniel Paulus sein Trauzeuge. Zu guter Letzt ist FKP-Kapitän Yannick Grieß nicht nur bekennender HSV-Fan, sondern auch HSV-Mitglied. Viele freundschaftliche Beziehungen also, die am Sonnabend für die Dauer des Spiels selbstredend ruhen werden.
#4 Objekt der Begierde
Die DFB-Pokal-Trophäe, die 1965 als Nachfolger des Tschammer-Pokals erstmals an den Dortmunder Alfred „Aki“ Schmidt überreicht wurde, ist ein echtes Schmuckstück. Entworfen vom Kölner Goldschmied Wilhelm Nagel († 2014), besteht sie aus 210 Gramm Feingold, zwölf Turmalinen, zwölf Bergkristallen, 18 Nephriten sowie einem in Jade gefertigten DFB-Emblem. Das Objekt der Begierde wiegt über sechs Kilogramm und gewinnt Jahr für Jahr an ideellem Wert, wenn die Namen der Siegermannschaften im Sockel verewigt werden. Allerdings stieß dieser Sockel nach knapp 30 Jahren an seine Kapazitätsgrenzen – eine Erkenntnis, die auch Wilhelm Nagel frühzeitig hatte. 1991 wurde der Pokal daher um fünf Zentimeter vergrößert. Seither bietet er ausreichend Platz, um alle Sieger bis mindestens zum Jahr 2030 einzutragen – eine beachtliche Lebensdauer für eine so begehrte Trophäe.
#5 David vs. Goliath
Der FK Pirmasens ist einer von 19 Amateurvereinen (14 Regionalligisten und 5 Oberligisten), die sich für die diesjährige Hauptrunde des DFB-Pokals qualifiziert haben. Am Finaltag der Amateure hatten die Pfälzer im Endspiel des Südwest-Landespokals den Seriensieger Schott Mainz entthront (2:1). Der Oberligist ist damit erstmals seit der Saison 2015/16 (damals 1:4 gegen 1. FC Heidenheim) wieder im Pokal dabei. Für den FKP ist die Teilnahme ein wahrer Geldregen: Neben der Startprämie von 211.886 Euro rechnet der Club rund um das Spiel mit weiteren Nettoeinnahmen von etwa 100.000 Euro. Denn die Pokal-Euphorie in der knapp 40.000-Einwohner-Stadt ist riesig: Innerhalb von zwei Tagen waren die 10.000 Tickets für das Spiel im Sportpark Husterhöhe vergriffen. Normalerweise hat der Oberligist einen Zuschauer-Schnitt von etwa 700 Fans. Die Organisation der Partie ist folglich eine Riesenherausforderung: „Jeder muss mit anpacken, auch unsere Jugendmannschaften sind voll im Einsatz“, erklärte der Vereinsvorsitzende Jürgen Kölsch.
Um die besonderen Umstände des klassischen David-gegen-Goliath-Duells weiß auch Merlin Polzin. „Wir freuen uns voll auf das Spiel. Das ist in Pirmasens nicht alltäglich. Vorab schon einmal einen Riesenrespekt für die Organisation und einen sicherlich besonderen Tag“, sagte der HSV-Coach in der Pressekonferenz. „Wir sind unsere Vorbereitung maximal professionell angegangen. Wir unterschätzen den Gegner und auch Einzelspieler nicht und sind auf der Hut, was auf uns wartet.“