
Nachbericht
09.11.25
Ein Fußballnachmittag voller Emotionen
Ein bewegender Vorlauf, ein packender Spielverlauf und ein Treffer in letzter Sekunde – das 1:1 zwischen dem HSV und Borussia Dortmund wird auf und abseits des Rasens in besonderer Erinnerung bleiben.
Als am gestrigen Sonnabend gegen 17.25 Uhr das Dach des Volksparkstadions vor Jubelekstase gefühlt abzuheben drohte, war der emotionale Höhepunkt eines ohnehin bewegenden Fußballnachmittags erreicht: Ransford Königsdörffer hatte in der siebten und zugleich letzten Minute der Nachspielzeit die Kugel zum 1:1 gegen den BVB in die Maschen geköpft – der Ausgleich fühlte sich wie ein Siegtreffer an, der Jubel darüber war so laut und grenzenlos wie zuletzt beim 6:1-Aufstiegssieg über Ulm. Alle freuten sich mit dem Torschützen, der die Mannschaft und das ganze Stadion für einen bemerkenswerten Fight belohnte – und mit einer ganz besonderen Botschaft auf der Brust für unvergessliche Bilder sorgte.

Besondere Botschaft
Denn schon Stunden vor besagtem Gänsehautmoment erlebte das Volksparkstadion abseits des Platzes eindrucksvolle Augenblicke, die unter die Haut gingen. Der HSV, Hauptpartner HanseMerkur und die Krebs-Selbsthilfeorganisation yeswecan!cer hatten unter dem Motto „Wir gegen Krebs – Vorsorge kann Leben retten“ einen Aktionsspieltag ausgerufen, um gemeinsam auf die Bedeutung von Früherkennung aufmerksam zu machen. Die HanseMerkur verzichtete hierfür auf ihre Brustpräsenz und machte Platz für das Logo von yeswecan!cer.
Im Rahmen dessen war auch der ehemalige HSV-Profi und Publikumsliebling Dennis Diekmeier (von 2010 bis 2018 für die Rothosen aktiv) mit seiner Frau Dana und Sohn Dion im Stadion zu Gast, um über die Krebserkrankung seiner Tochter Delani (14) zu sprechen. Sichtlich bewegt erklärte „Dieki“: „Vor einem Jahr war unser Leben in Ordnung. Im Januar wurde uns der Boden unter den Füßen weggerissen. Man kann gar nicht beschreiben, was das für eine Familie bedeutet. Meine Tochter ist so ein toller Mensch. Sie kämpft jeden Tag brutal. Der Reitsport gibt ihr viel Kraft. Riesen-Respekt, wie sie das macht. Wir probieren jeden Tag, das positiv anzugehen. Wir sind hundertprozentig davon überzeugt, dass sie das schafft. Sie ist eine brutale Kämpferin. Was sie für eine Lebensfreude mit dieser Krankheit ausstrahlt, ist enorm.“

Diekmeier erhielt ein von allen HSV-Profis unterschriebenes Trikot mit seiner früheren Rückennummer 2 und „Delani“-Flock und spürte viel Unterstützung von den Rängen. „Riesen-Respekt an den HSV und an die HanseMerkur. Wir wollen damit zeigen, dass die Leute früher zur Vorsorge gehen“, betonte er. Diese wichtige Botschaft zog sich auch fortwährend durch das gesamte Stadion – unter anderem durch eigens kreierte Eckfahnen und ein Banner, das die Kapitäne Yussuf Poulsen und Emre Can gemeinsam mit dem Schiedsrichtergespann um Tobias Reichel vor dem Anpfiff präsentierten.
Premieren-Treffer für Königsdörffer
Dieser besonderen Atmosphäre passte sich dann auch das Geschehen auf dem Rasen an. Die Rothosen zeigten gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Dortmund vor allem gegen den Ball eine sehr couragierte Leistung, oder wie es Mittelfeldabräumer Nicolai Remberg nach der Partie in den Stimmen zum Spiel zusammenfasste: „Wir köpfen, grätschen und kämpfen hinten einfach alles heraus – das ist beeindruckend und das habe ich selten in dieser Form in einer Mannschaft gesehen.“
Da die Rothosen spätestens nach dem 0:1 durch Chukwuemeka auch mit dem Ball mutiger wurden und es phasenweise schafften, den Tabellendritten tief in die eigene Hälfte zu drücken, war der vielumjubelte Ausgleich in der Schlussminute mehr als verdient. „Der Fußball schreibt mit dem Tor durch Ransi dann seine eigenen Geschichten“, erklärte Cheftrainer Merlin Polzin im Hinblick auf das erste Bundesliga-Tor von Ransford Königsdörffer, der nach vorangegangenem Abschlusspech erstmals in dieser Saison von der Bank kam. „So ist es ein sehr gelungener Fußballnachmittag für uns mit einem Ergebnis, über das wir uns sehr freuen.“
Ein Fußballnachmittag voller Gänsehautmomente, der noch lange im Gedächtnis der HSVer verweilen wird.
