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Nachwuchs

16.04.20

Die Chance in der Ungewissheit

Unsere NLZ-Sportpsychologen Sinikka Heisler und Frank Weiland erklären, wie Fußballer aus der derzeitigen Situation der Corona-Pandemie positive Lehren ziehen können.

Das grassierende Corona-Virus beeinflusst auch den Alltag der jungen Talente unseres Nachwuchsleistungszentrums massiv: Der Spielbetrieb in den einzelnen Altersklassen ist ausgesetzt, der Trainingsbetrieb ruht ebenfalls und auch tagtägliche Dinge wie das Lattenschießen nach dem Training, ein gemeinsames Mittagessen oder die obligatorischen Kabinengespräche sind für die Nachwuchsspieler derzeit nicht möglich. Und niemand kann aktuell voraussagen, wann es weitergeht. Können es junge Spieler schaffen, trotz dieser Ungewissheit gestärkt aus der Zeit herauszugehen? Das geht, erklären Sinikka Heisler und Frank Weiland, die als Sportpsychologen des Nachwuchsleistungszentrums im engen Austausch mit den Talenten stehen. 

"Ungewissheit ist zunächst einmal etwas, was der Mensch nicht mag", sagt Heisler. Auch im Sport ist das Thema immer präsent, erklären die Sportpsychologen. So ist es für Fußballer beispielsweise wichtig zu wissen, wie viele Minuten der eigenen Mannschaft noch bleiben, um das entscheidende Tor zu erzielen. "Gewissheit gibt uns auch im Fußball ein Gefühl von Kontrolle", ergänzt Weiland. Auf dieses Gut der Gewissheit können Nachwuchsspieler in der aktuellen Situation allerdings kaum zurückgreifen. So ist noch nicht abzusehen, wann und in welchem Rahmen die derzeit unterbrochene Saison in den jeweiligen Juniorenligen fortgesetzt werden kann. Genau hier liegt für Heisler jedoch auch eine Chance, positive Lehren aus dieser Ungewissheit zu ziehen und sich persönlich weiterzuentwickeln: "Wir werden immer wieder mit neuen Situationen oder Bedingungen konfrontiert, die zunächst eine Ungewissheit in uns auslösen. Unsere große Stärke ist es jedoch, dass wir uns schnell an diese neuen Umstände gewöhnen. Das Bewusstsein über diese Fähigkeit kann auch im Fußball zu einem immensen Vorteil werden."

Jungen Fußballern könne es beispielsweise helfen, ihren derzeitigen Alltag sinnvoll zu strukturieren. So können sich die Spieler auch in der fußballfreien Zeit mit Aufgaben und Themen beschäftigen, die sie als Fußballer nachhaltig besser machen. Beispielsweise kann womöglich bereits das Erlernen eines neuen Tricks oder das Erarbeiten von Routinen in der Zukunft spielentscheidend sein. "Wer sich schneller an gewisse Situationen anpassen kann, der wird damit besser umgehen und dies zu seinem Vorteil nutzen können", erklärt Weiland und fügt hinzu: "Ich kann meinem Gehirn so beweisen, dass ich die Aufgabe annehme und bestmöglich zu Ende bringe. Das gibt uns Kontrolle, Kraft und Stärke."

Neben dieser Anpassung ist für den Sportpsychologen auch die Fokussierung auf eine bestimmte Sache eine Möglichkeit, mental gestärkt aus der fußballfreien Zeit hinauszugehen, sagt Weiland: "Die neue Situation lässt uns quasi die ganze Zeit darüber nachdenken, ob wir gerade das Richtige tun und wie lange das Ganze noch andauern wird. Das ist auch völlig legitim. Da wir diese Frage allerdings nicht final beantworten können, kann es helfen, wenn wir uns stärker auf die Dinge konzentrieren, die wir tatsächlich gestalten können und uns hierfür Zeit nehmen."