
Nachbericht
29.07.23
5 Geschichten zum Spektakel-Sieg gegen Schalke 04
Der HSV hat das Auftaktspiel der 2. Bundesliga in beeindruckender Manier für sich entschieden. Die Rothosen haben beim Sieg gegen Schalke auf vielen Ebenen Geschichten geschrieben.
Ein Husarenritt über 99 Spielminuten
5:3 Tore, 32:13 (!) Torschüsse und eine Zweikampfquote von 60 Prozent sprechen eine eindeutige Sprache: Der HSV hat das Heimspiel gegen Schalke 04 nicht nur absolut verdient gewonnen, sondern auch über weite Strecken dominiert. "Wenn man die 90 Minuten sieht, gibt es keine zwei Meinungen: Der Sieg des HSV geht absolut in Ordnung", stellte S04-Cheftrainer Thomas Reis in der Pressenkonferenz nach der Partie fair und anerkennend fest. Genau genommen waren es sogar fast 99 Minuten, in denen die Rothosen nichts unversucht ließen, um das Auftaktspiel der 2. Bundesliga für sich zu entscheiden. Die Belohnung erfolgte in Form von fünf eigenen Treffern, zwei davon in der Nachspielzeit.

Die richtige Einstellung
„Das Trainerteam hat uns perfekt auf Schalke 04 eingestellt. Wir wussten genau, was sie machen werden und haben die Fehler eiskalt bestraft.“ Sagt Jonas Meffert, und zwar direkt nach dem Abpfiff in der Mixed Zone. Der Mittelfeldmann sprach damit das aus, was für jeden Zuschauer des Spiels bei genauerer Betrachtung ersichtlich war: Der Matchplan von Chefcoach Tim Walter und seinen Assistenten ist in ganz weiten Teilen maximal aufgegangen. Vor allem mit dem Ball wurde taktisch enorm variabel agiert, die Mischung aus längeren Ballbesitzphasen und tiefen Pässen war oftmals perfekt dosiert. So wurden die Gäste aus Gelsenkirchen zeitweise vor unlösbare Aufgaben gestellt, bei effektiverer Chancenauswertung wären somit auch weit mehr als nur fünf Treffer möglich gewesen. Und auch wenn gegen den Ball noch nicht alles perfekt lief, wurden über die drei Gegentore hinaus kaum echte Torchancen zugelassen. Und wenn, dann war Daniel Heuer Fernandes zur Stelle. So wie in der 85. Minute, als er einen unheimlich wichtigen „Big Save“ gegen Bryan Lasme lieferte, der den Weg zu den späteren Siegtreffern ebnete.

Bobby on fire
Seine vier Buden beim 5:0-Auswärtssieg in Darmstadt (21. Spieltag, Saison 2021/22) werden nur ganz schwer zu toppen sein, die gestrige Leistung von Robert Glatzel gehört aber definitiv in das oberste Regal der individuellen Glanzleistungen. Zwei Tore und zwei Assists sind an sich schon außergewöhnlich, fassen die Performance von „Bobby“ aber nur unzureichend zusammen. Der Neuner machte Bälle fest, initiierte Angriffe und riss seine Mitspieler durch eine Körpersprache mit, die absoluten Siegeswillen ausstrahlte. Umso verdienter, dass der Mittelstürmer sich und sein Team mit dem erlösenden 4:3 in der 91. Minute belohnte – und damit eine bärenstarke Leistung abrundete, die auch der zweite Doppelpacker des Abends brachte: Laszlo Benes. Der Slowake markierte nicht nur den 2:2-Ausgleich und 3:2-Führungstreffer, sondern avanvierte im Laufe des Spiels auch zum Schwungrad der Offensive.

Erste Fußspuren hinterlassen
Guilherme Ramos ackerte und schuftete sich in die Zweikämpfe rein, Ignace Van der Brempt lieferte mehrere Kostproben seines Tempos, Immanuel Pherai sammelte seinen ersten Scorerpunkt ein und Levin Öztunali holte nicht nur die Gelb-Rote Karte gegen Ibrahima Cisse heraus, sondern leistete auch wertvolle Defensiv-Arbeit. Summa summarum: Die vier externen Neuzugänge, die am gestrigen Freitagabend (28. Juli) ihr Pflichtspiel-Debüt feiern durften, haben allesamt erste Spuren im HSV-Trikot hinterlassen. Dazu kommt: Leih-Rückkehrer Stephan Ambrosius (2022/23 beim Karlsruher SC) war Protagonist einer Feelgood-Story, stand er doch das erste Mal seit dem 9. April 2021 wieder für die Rothosen in einem Pflichtspiel auf dem Platz. Starkes Stück!

Debüt unter dem Radar
Nur wenige Augenblicke nach dem erlösenden Treffer zum 4:3 stand er gemeinsam mit Elijah Krahn an der Auswechselbank parat: Nicolas Oliveira machte sich – aufgrund des Jubelsturms im Volksparkstadion weitestgehend unbemerkt – für seine Einwechslung bereit, die in der 93. Minute schließlich auch erfolgte. Und das war eine ganz besondere. Denn in diesem Moment feierte der 19-jährige Außenverteidiger sein Pflichtspiel-Debüt für die HSV-Profis. Schon in der laufenden Sommervorbereitung hatte das Eigengewächs (seit Sommer 2018 beim HSV) starke Eindrücke hinterlassen, der erste Einsatz war also auch die verdiente Belohnung für eine vielversprechende Entwicklung. Gemeinsam mit den Teamkollegen brachte die Nummer 47 den Heimsieg über die Zeit, durfte beim 5:3 von Jean-Luc Dompe erstmals auch auf dem Feld mitjubeln – und wird diesen ohnehin schon einprägsamen Tag sicher nie vergessen.