
Interview
25.02.22
Dörfel: "Werder ist immer ein unangenehmer Widersacher"
Zwei Tage vor dem Nordderby blickt HSV-Legende Gert "Charly" Dörfel auf seine legendären Spiele gegen Werder Bremen zurück und wagt einen Blick auf das bevorstehende Duell der ewigen Rivalen.
Wenn Gert "Charly" Dörfel über das Nordderby spricht, dann funkeln seine Augen: "HSV gegen Werder war schon immer das Lokalderby schlechthin. Ich habe mich riesig gefreut, wenn ich große Spiele geliefert habe, gerade gegen die Bremer", sagt der 82-Jährige mit seinem typischen schelmischen Grinsen im Gesicht – und beruft sich dabei vor allem auf den Übergang zwischen den 1960er- und 1970er-Jahren, als die Rothosen neun Bundesliga-Nordderbys am Stück ungeschlagen blieben (vier Siege, fünf Remis). Gerade in den ersten Spielzeiten der neu gegründeten Spielklasse (ab 1963) mussten Dörfel, Seeler & Co. den Derby-Rasen aber auch des Öfteren als Verlierer verlassen. "Die Grün-Weißen sind immer ein unangenehmer Widersacher, da haben wir auch mal einen auf die Mütze bekommen", erkennt die HSV-Legende (423 Pflichtspiele, 141 Tore) an und warnt im gleichen Atemzug vor den "traditionell starken fußballerischen Qualitäten" bei den Kickern von der Weser. Tatsächlich könnte die Pflichtspiel-Bilanz (55 HSV-Siege, 43 Remis und 58 Niederlagen) kaum ausgeglichener sein – und auch das Hinspiel (2:0) war bis zum Abpfiff ein umkämpftes Unterfangen.

Das hat natürlich auch Dörfel, der mit seiner Frau Lidia in Meckelfeld (Landkreis Harburg) lebt, registriert. Trotz seines stolzen Alters hat der ehemalige deutsche Nationalspieler (elf Einsätze, sieben Tore) das aktuelle Geschehen immer noch im Blick – gerade im Vorfeld des mit Spannung erwarteten Nordderbys am Sonntag (27. Februar, Anstoß: 13.30 Uhr): "Tim Walter hat die Jungs gut im Griff, das gefällt mir. Das Team muss noch etwas konstanter werden und die Chancen zuverlässig nutzen, dann bin ich sehr optimistisch", erklärt der einstige Weltklasse-Linksaußen, der seine Möglichkeit am 1. Spieltag der Saison 1067/68 in unnachahmlicher Manier nutzte und per Fallrückzieher den 4:1-Endstand markierte. "Da ich vor meiner Zeit als Fußballer im Turnverein war, hatte ich diese Bewegungen immer gut drauf. Es gehört aber natürlich auch immer etwas Glück dazu", sagt einer der größten HSVer aller Zeiten mit der gebotenen Bescheidenheit. Das Funkeln in den Augen ist übrigens geblieben – und würde bei dem richtigen Endergebnis am Sonntag mit Sicherheit noch etwas ausgeprägter ausfallen.
Übrigens: Das legendäre Fallrückzieher-Tor von Charly Dörfel und sechs weitere HSV-Traumtore gegen den SV Werder Bremen gibt es hier im Video.