
Trainingslager
15.01.20
Grundsteinlegung in der zweiten Heimat
HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes spielte bereits für die portugiesische U21-Nationalmannschaft, aktuell bereitet er sich mit seinem HSV in Portugal auf die Rückrunde vor.
Als die HSV-Profis im Herbst 2019 darüber informiert wurden, dass das Wintertrainingslager im Januar 2020 in Portugal stattfinden wird, war ein Akteur sicher besonders begeistert: Daniel Heuer Fernandes. Es braucht keine lange Recherche, um den Grund für die Freude des HSV-Keepers auszumachen, schließlich ist "Ferro", wie er teamintern genannt wird, ein in Deutschland geborener (Halb-)Portugiese. Der Vater des 27-Jährigen stammt aus dem westeuropäischen Land, seine Mutter ist Deutsche, der Sohnemann besitzt beide Pässe. Auf internationaler Ebene hat sich der Schlussmann aber für die Heimat seines Vaters entschieden, so dass Heuer Fernandes insgesamt sechs Länderspiele für die portugiesische U21-Nationalmannschaft bestreiten konnte. Das Highlight war in diesem Kontext sicherlich die Teilnahme an der U21-Europameisterschaft im Sommer 2015, als die "Seleção das Quinas Tugas" erst im Finale dem Überraschungssieger aus Schweden unterlag (3:4 n.E.). Zwar kam der in Bochum geborene Fänger beim Turnier in Tschechien nicht zum Einsatz, sammelte aber unter anderem beim 5:0-Halbfinalsieg gegen die deutsche U21-Auswahl wertvolle Erfahrungen auf höchstem Niveau.

Erfahrungen, die sich bezahlt gemacht haben, schließlich ist Heuer Fernandes inzwischen Stammkeeper beim HSV und spielt beim Projekt Aufstieg 2020 eine entscheidende Rolle. In der Hinrunde stand der Sommerneuzugang (kam vom SV Darmstadt 98) in allen 20 Pflichtspielen zwischen den Pfosten und zeigte gerade im Eins-gegen-eins seine ausgeprägten Fähigkeiten. Diese Qualitäten sollen in Lagos gemeinsam mit Torwarttrainer Kai Rabe und im Mannschaftstraining weiter verfeinert werden, um auch in den verbleibenden 16 Ligaspielen einen stabilen Part im Kasten spielen zu können. Wie das gelingen soll, welche Bedeutung das Trainingslager in der Heimat seines Vaters für den Keeper hat und wie er die Chancen der Rothosen in der Rest-Rückrunde einschätzt, erklärte "Ferro" im Interview mit HSV.de.
Daniel, das Trainingslager in Lagos ist in vollem Gange. Kommt dir als portugiesisch sprechendem Menschen hier eine besondere Rolle zu?
So richtig wurde ich noch nicht gefordert, nur ab und zu musste ich mal etwas Kleines übersetzen. Aber es hält sich in Grenzen, da das Personal im Hotel Englisch spricht, so dass hier jeder von uns selbst gut zurechtkommt.
Aber du könntest den Fremdenführer und Dolmetscher spielen?
Ich spreche recht ordentlich portugiesisch, zumindest was den normalen Sprachgebrauch angeht. Den Doktortitel könnte ich mit meinen Kenntnissen allerdings nicht erwerben. Dafür kenne ich die Ecke hier an der Algarve recht gut, letztes Jahr habe ich hier sogar Urlaub gemacht, da auch noch meine Großeltern in Portugal leben. Allerdings eher im Norden, von hier aus vier Stunden entfernt.

Für euch im Fokus steht allerdings der Fußball, das tägliche Training. Welche Bedingungen habt ihr in Lagos vorgefunden?
Überragende Bedingungen! Als Fußballer hast du es gern, dass die Trainingsplätze direkt vor der Tür liegen. Zudem sind sie in einem fantastischen Zustand, so dass wir optimal arbeiten können. Und auch das Hotel bietet uns alle Möglichkeiten, um gut regenerieren zu können. Das ist alles sehr positiv.
Welche Rolle spielt neben der Trainingsarbeit die Unterkunft und das Drumherum, um den bestmöglichen Trainingslagergeist entstehen zu lassen?
Eine wichtige, denn das Trainingslager ist ja auch dafür da, dass man neben den guten Trainingsbedingungen auch die Möglichkeit hat, abseits des Platzes als Team noch enger zusammenzurücken. Sei es durch gemeinsame Abende im Hotel oder auch mal Wettbewerbe an der Tischtennisplatte oder dem Kickertisch. Das ist wichtig, um zusammenzuwachsen und als Team noch geschlossener aufzutreten. Das ist neben dem täglichen Training der wichtigste Aspekt eines Trainingslagers.
Damit am Ende der Saison das große Ziel erreicht wird.
Genau. Wir haben uns in den bisherigen Spielen – trotz der kleinen Schwächephase am Ende – in eine insgesamt ordentliche Position gebracht. Die wollen wir jetzt in den kommenden Wochen und Monaten nutzen, um so viele Punkte wie möglich zu holen und am Ende unser Ziel zu erreichen. Dafür legen wir hier im Trainingslager den Grundstein.