
Nachbericht
04.09.23
Kein Einbahnstraßen-Fußball: HSV erneut zu null
Gegen Hansa Rostock stand für den HSV zum dritten Mal in Folge hinten die Null. Ein Beleg für die neue Ausgewogenheit des gesamten Teams, das geschlossen arbeitet. Und zwar in beide Richtungen.
Laut war es, richtig laut! Beim Heimsieg gegen Hansa Rostock herrschte im ausverkauften Volksparkstadion wieder einmal eine herausragende Atmosphäre, und am lautesten wurde es – das liegt bei einem Fußballspiel in der Natur der Sache – bei den Toren. Mit ihren beiden Treffern brachten Ludovit Reis und Laszlo Benes, die rund um die Halbzeit den verdienten 2:0-Sieg der Rothosen herausschossen, den Volkspark zum Beben. Doch die 90 Minuten vom Sonntag dienten darüber hinaus als Beleg dafür, dass Jubel beileibe keine Einbahnstraße ist. Denn ähnlich intensiv wie bei den Toren schlug das Dezibel-Messgerät auch an anderen Stellen der Partie aus. In diesen Augenblicken spürte man, dass nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Zuschauer die Lust am Verteidigen für sich entdeckt haben – und so prasselte einige Male Szenenapplaus auf die Defensive des HSV nieder, wenn wieder einmal ein knackiges Luftduell oder ein entscheidender Bodenzweikampf gewonnen wurden.

Im Zentrum dieser erneut starken Defensivleistung stand naturgemäß die Viererkette der Hamburger. Ignace van der Brempt und Miro Muheim beackerten unermüdlich die Außenbahnen und machten ihre Seiten dicht, was einiges an Sprintduellen und Zweikämpfen erforderte. Und im Zentrum schob eine Innenverteidigung allen Bemühungen der Rostocker einen Riegel vor, die in dieser Konstellation noch nie zusammengespielt hatte. Denn nach überstandener Wadenverletzung kehrte mit Sebastian Schonlau erstmals in dieser Saison der Kapitän auf die Kommandobrücke zurück und agierte im Abwehrzentrum gemeinsam mit Neuzugang Dennis Hadzikadunic.
Und beide spielten, als hätten sie in den letzten Jahren nie einen anderen Partner an ihrer Seite gehabt. Die Abstimmung passte, das Zusammenspiel ebenfalls, und während Hadzikadunic gefühlt jedes einzelne Luftduell zu seinen Gunsten entschied, räumte Schonlau insbesondere am Boden alles weg und sorgte mit seinem exzellenten Stellungsspiel bereits für Sicherheit, ehe überhaupt Gefahr entstehen konnte. „Es hat gut geklappt“, befand entsprechend auch der Kapitän, „wir haben Souveränität ausgestrahlt, das kann man schon so sagen.“ Den Grund dafür sieht Schonlau selbstredend nicht bei sich selbst, sondern in der Arbeit der gesamten Mannschaft: „Es ist wichtig, dass wir als Team den Fokus auch auf die Abwehrarbeit legen. Natürlich wollen wir Tore schießen, das ist ja ganz klar, aber wir achten auch sehr darauf, gut zu stehen und gemeinsam zu verteidigen.“

Als Anerkennung dafür durften sich der Käpt’n und seine Crew anschließend über viel Lob und hierbei über gewisse Attribute seitens der Fans und Medien freuen, die einem Defensivspieler nur gefallen können: Souverän, seriös, erwachsen – so und ähnlich wurde die Abwehrleistung in vielen Fällen umschrieben. Oder anders gesagt: „Wir hatten die absolute Kontrolle“, wie Hadzikadunic es ausdrückte, „wir haben es erneut geschafft, diese gewisse Ausstrahlung zu haben, durch die der Gegner im Spiel schnell merkt, dass es verdammt schwer werden wird, gegen uns zu treffen.“
Das taten die Rostocker dann auch nicht, nur ganz wenige Male konnten sie überhaupt ihre Angriffe abschließen, zu kompakt verteidigte das Team des HSV. Dies begann bereits ganz vorn bei Robert Glatzel, der immer wieder anlief, und setzte sich im Mittelfeld der Rothosen fort, wo sich die Rostocker immer wieder aggressivem Pressing ausgesetzt sahen. „Wir sind bezüglich unserer Defensivarbeit als ganze Mannschaft auf einem guten Weg“, lobte Hadzikadunic entsprechend das gesamte Team und sprach damit einem Mann aus dem Herzen, der eigentlich für das Spiel in die andere Richtung verantwortlich und aktuell mit fünf Saisontreffern erfolgreichster HSV-Torschütze und zusätzlich auch noch torgefährlichster Spieler der gesamten Liga ist: Laszlo Benes.

„Ich bin unfassbar stolz, wie wir als gesamte Mannschaft defensiv gearbeitet und dass wir wieder zu null gespielt haben“, sagte der Offensivkünstler und unterstrich damit den derzeitigen Geist der Truppe, in der jeder einzelne Spieler total verinnerlicht hat, dass nicht nur der Jubel im Stadion, sondern auch der Erfolg keine Einbahnstraße ist – und deshalb vehement in beide Richtungen arbeitet. Der verdiente Lohn: nicht nur der dritte Heimsieg der Saison und der dritte Dreier in Serie, sondern auch das dritte Spiel in Folge ohne Gegentor.