
DFB-Pokal
01.03.22
Jonas Meffert: „Der Pokal kann ein Team zusammenschweißen!“
Nach der bitteren Derby-Niederlage, in der er sein erstes Tor für den HSV erzielte, blickt Jonas Meffert mit Vorfreude und Tatendrang auf das bevorstehende Pokalviertelfinale gegen den KSC.
Ein Jubel so typisch wie sein Wesen: Als Jonas Meffert im Nordderby gegen Werder Bremen sein erstes Tor überhaupt für den HSV erzielte, reagierte der 27-Jährige fast schon nordisch unterkühlt. Ein kurzer Blick zum Vorlagengeber, ein kurzer Blick zum Linienrichter, die Hände ausgebreitet zur Seite – der „Sechser“ wusste im tosenden Volksparkstadion nicht so recht, wie ihm geschah. „Es war komisch, weil ich mir zu 100 Prozent sicher war, dass ich im Abseits stand. Ich habe den Gegenspieler in meinem Rücken nicht bemerkt“, klärt Meffert im HSVtv-Interview auf. „Es war ein besonderer Moment, weil ich lange kein Tor mehr erzielt habe und unbedingt vor dieser Kulisse einmal treffen wollte.“ Über sein Premieren-Tor konnte sich der Rechtsfuß aber auch im Nachhinein nur bedingt freuen, da sich die Rothosen nach einem dramatischen Schlagabtausch dem Nordrivalen knapp mit 2:3 geschlagen geben mussten: „Ich hätte lieber kein Tor geschossen und das Spiel gewonnen. Es war eine bittere Niederlage, die sehr wehgetan hat – besonders hier daheim.“

„Der Pokal ist immer besonders“
Meffert, der im vergangenen Sommer von der Kieler Förde an die Elbe wechselte, behält trotz der schmerzhaften Niederlage wie schon im gesamten Saisonverlauf einen klaren Blick auf die Gesamtsituation. Dem im Fußball oft vorherrschenden Schwarz-Weiß-Denken verleiht der gebürtige Kölner einen farblichen und selbstbewussten Anstrich. Dementsprechend positiv blickt er nun schon wieder auf das morgige DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den Karlsruher SC (ab 18.15 Uhr live im HSVnetradio). „Wir haben gegen Bremen besonders in der zweiten Hälfte ein sehr gutes Spiel gemacht, haben richtig Druck entfacht und den Gegner nicht mehr hinten rausgelassen“, erklärt „Meffo“, den Blick ins Innere des Volksparkstadions gerichtet, wo derweil die optischen Umbaumaßnahmen für den Pokal-Wettbewerb stattfinden. „Wenn man das hier sieht, dann spürt man direkt, dass etwas Besonderes auf einen wartet. Eine Pokalsaison kann ein Team immer zusammenschweißen. Das hat man auch schon in dieser Saison gespürt, als die Siege im Elfmeterschießen in Nürnberg und Köln neue Kräfte freigesetzt haben.“
Der Sommer-Zugang der Rothosen, der bisher auch im HSV-Dress seinem Ruf als nimmermüder Meilenmacher (264,1 km Gesamtdistanz, Zweitliga-Rang 6) und Taktgeber im defensiven Mittelfeld vollends gerecht wird, weiß, wovon er spricht. In der vergangenen Pokalsaison marschierte Meffert mit Holstein Kiel bis ins Halbfinale – schaltete auf dem Weg dorthin unter anderem den FC Bayern München und Darmstadt 98 jeweils mit 8:7 nach Elfmeterschießen aus. Im Halbfinale (0:5) war dann gegen den späteren Pokalsieger Borussia Dortmund Schluss. Nun kann Meffert als einziger aktiver Zweitliga-Spieler zum zweiten Mal in Serie das Pokalhalbfinale erreichen. Für den HSV wäre es zudem die zweite Halbfinalteilnahme binnen vier Jahren – in der Pokalsaison 2018/19 verhinderte RB Leipzig mit einem 3:1-Sieg im Volksparkstadion das Einlösen des Tickets für Berlin.

„Der KSC ist ein unangenehmer Gegner“
Die Hürde, die es dieses Mal zu nehmen gilt, stellt ausgerechnet Mefferts ehemaliger Club, der Karlsruher SC, dar. Von 2014 bis 2016 sowie nochmals im Jahr 2017 als Leihspieler schnürte „Meffo“ die Fußballschuhe für die Badener. Eine besondere Bedeutung bekommt die Partie deshalb für ihn aber nicht. „Das ist schon länger her. Im Hinspiel war es aufgrund der Vorgeschichte mit der Relegation 2015 nochmal besonders, mit dem HSV nach Karlsruhe zurückzukehren. Doch das ist jetzt abgehakt. Die Partie ist für mich besonders, weil es ein DFB-Pokal-Viertelfinale ist“, analysiert „Meffo“.
Und ein Pokal-Viertelfinale hat es immer in sich, auch wenn in der Runde der letzten Acht kein Titelträger seit 1992 und erstmals seit der Saison 2003/04 wieder vier Zweitligisten vertreten sind. „Der KSC ist ein unangenehmer Gegner und vor allem bei Standards durch Wanitzek und Hofmann gefährlich. Die Mannschaft ist immer für ein oder zwei Tore gut. Es wird also kein bisschen einfacher als gegen Köln“, sagt Meffert – mit einem ebenso besonnenen wie bestimmten Unterton in der Stimme.