
Saison
22.08.22
Mit Gegenpressing Nürnberg vor Augen
Die Rothosen sind am Montagnachmittag in die Vorbereitung auf das Punktspiel im Frankenland gestartet. Ein Trio fehlte, während Dompe und Jatta mit den Hufen scharren.
Am vergangenen Freitagabend ging es emotional wie lange nicht mehr im Volksparkstadion zur Sache: intensive Zweikämpfe, reichlich Provokationen und umstrittene Szenen auf dem Platz, leidenschaftliche Anfeuerungsrufe, emotionale Jubelschreie, gellende Pfeifkonzerte von den Rängen – die 1:2-Heimniederlage gegen den SV Darmstadt 98 hielt ein chaotisches Spektakel bereit, sieben Gelbe Karten und drei Platzverweise sowie letztlich das bessere Ende für die Lilien inklusive.
Am Montagnachmittag war das Wechselbad der Gefühle, in das nicht nur die Protagonisten im Innenraum, sondern auch die 40.000 Zuschauer im Rund der Spielstätte eingetaucht waren, noch nicht gänzlich abgeschüttelt, aber die Rothosen richteten mit der ersten Trainingseinheit in Vorbereitung auf das Punktspiel beim 1. FC Nürnberg (Sonnabendabend, ab 20.15 Uhr live im HSVnetradio) den Blick nach vorn. Und sie arbeiteten nicht weniger intensiv an ihren Schwachstellen. So rückte nach einer Ansprache von HSV-Trainer Tim Walter, einer Erwärmungsphase mit Athletik-Trainer Daniel Müssig und ersten Passübungen zur Gewöhnung an das Spielgerät, in mehreren Spielformen das Gegenpressing in den Fokus. Assistenztrainer Merlin Polzin leitete mit gewohnt präzisen und lautstarken Ansagen die Übungen an und forderte fortlaufend "Insensität" und „Bälle jagen“. Cheftrainer Tim Walter sparte derweil nicht mit Kritik im Hinblick auf die Umsetzung einiger Spieler. Lautstark bemängelte Walter das zu zögerliche Verhalten im Spiel gegen den Ball. „Dabei hat uns genau diese Stärke in der vergangenen Saison ausgemacht“, monierte der 46-Jährige, der beim heutigen Training auf Robert Glatzel und Ludovit Reis (beide Belastungssteuerung) ebenso verzichten musste, wie auf Aaron Opoku, der vom heutigen Training befreit wurde, um seine Gedanken zu sortieren. Auf dem Weg zurück sind derweil Anssi Suhonen und Xavier Amaechi, die mit Reha-Trainer und Geburtstagskind Sebastian Capel (37) auf dem Nebenplatz an ihren Comebacks arbeiteten.

Dompe und Jatta Optionen
Bei den im Teamtraining befindlichen HSV-Profis fruchteten wiederum die Walter-Worte. Mit viel Intensität gegen den Ball erarbeiteten sich die Rothosen ihre taktischen Muster, boten sich auch im Abschlussspiel auf kleinem Feld, in dem weiter das Gegenpressing geschult wurde, engagiert für die kommenden Aufgaben an. Schließlich gibt es immer einen Platz in der Startelf und Mannschaft, erst recht, nachdem sich mit Opoku und Königsdörffer zwei zuletzt eingesetzte Spieler mit Roten Karten zwangsläufig aus der Formation manövriert haben. Im Fokus: Neuzugang und Flügelspieler Jean-Luc Dompe, der nach seiner Einwechslung zum zweiten Durchgang gegen Darmstadt sein enormes Potential als Eins-gegen-eins-Spieler andeutete. „Jean-Luc ist fit und kann über 90 Minuten gehen. Er hat ja schließlich in Belgien die Vorbereitung und auch die ersten Spiele absolviert. Es spricht also nichts dagegen, dass er von Beginn an spielt. Man hat gesehen, dass er uns in jedem Fall weiterhilft“, erklärt Walter. Der 1,70 Meter große Rechtsfuß kann dabei auch auf der rechten Außenbahn eingesetzt werden. Ebenso wie Bakery Jatta, der gegen Darmstadt sein Comeback feierte und zugleich sein 118. Zweitliga-Spiel für die Rothosen absolvierte. Der Gambier hat laut Walter wieder die Kraft für rund eine Stunde.
Bis zum Anpfiff in Nürnberg vergehen noch mehr als 120 Stunden, in denen der gebürtige Bruchsaler über den taktischen Plan und das Personal grübeln kann. Fest steht: Walter hat noch fünf weitere Einheiten bis zum Spiel auf dem dieswöchigen Trainingsplan notiert. Morgen geht´s mit einer Doppelschicht am Volkspark weiter.