
Interview
11.02.22
Miro Muheim: „Ich bin mit jedem Spiel besser reingekommen“
Im HSV.de-Interview spricht Linksverteidiger Miro Muheim über seine sportliche Entwicklung, das bevorstehende Heimspiel gegen Heidenheim und die olympischen Winterspiele in Peking.
Miro Max Maria Muheim ist wieder da: Nachdem der Linksverteidiger, der im Sommer 2021 auf Leihbasis vom FC St. Gallen zum HSV wechselte, zum Jahreswechsel mit Problemen im Adduktoren-Bereich zu kämpfen hatte und seinen zwischenzeitlichen Platz in der Startformation der Rothosen wieder hergeben musste, hat sich der Schweizer in den vergangenen drei Pflichtspielen eindrucksvoll zurückgemeldet. Im DFB-Pokal-Achtelfinale beim 1. FC Köln (5:4 n.E.), im Stadderby gegen den FC St. Pauli (2:1) und zuletzt beim 5:0-Kantersieg in Darmstadt erhielt der 23-Jährige jeweils das Startelfmandat und wusste zu überzeugen. Im Duell mit den Lilien verzeichnete „Quattro M“ die meisten Ballaktionen (90) aller Spieler, verbuchte per Freistoßflanke die Vorlage zum 2:0 durch Robert Glatzel (10.) und damit zugleich seine erste Torbeteiligung im Rautendress. Im Interview mit HSV.de spricht der Linksfuß über seine sportliche Entwicklung, seine Stärke bei Standardsituationen und Schweizer Medaillen bei den Olympischen Winterspielen.
Miro, am vergangenen Sonntag habt ihr einen eindrucksvollen 5:0-Sieg beim Tabellenführer Darmstadt 98 eingefahren. Wie hast du diesen Kantersieg wahrgenommen?
Es war ein sehr gutes Spiel von uns. Wir waren von Beginn an richtig präsent und haben den Gegner frühzeitig fest eingeschnürt. Wir waren hinten stabil und haben vorn unsere Chancen genutzt. Das hat zuvor in manchen Spielen vielleicht nicht so gut geklappt, doch dieses Mal waren wir richtig effektiv. Wir hätten im ersten Durchgang sogar noch mehr Tore schießen können. So gab es nur eine Phase nach der Halbzeit, in der wir es hätten besser machen können. In dieser Phase haben wir zu viel Druck zugelassen. Wenn dann das 1:3 fällt, kann es noch einmal brenzlig werden. Am Ende haben wir es wieder gut gemacht, den Ball gut laufen gelassen und weitere Tore erzielt.

Robert Glatzel war mit vier Treffern der gefeierte Matchwinner. Hast du sowas schon einmal erlebt?
Nein, ich glaube nicht und an solch ein Erlebnis würde ich mich ja sofort erinnern. (lacht) Auf dem Platz war das einfach verrückt. Es passiert nicht alle Tage, dass man so schnell mit 3:0 in Führung geht. Das war ein geiles Gefühl und natürlich auch überragend für Bobby persönlich. Er hat sich das richtig verdient!
Du selbst hast auch zu den Aktivposten im Team gezählt, hattest die meisten Ballaktionen aller Spieler und hast deinen ersten Scorerpunkt für den HSV markiert. Wie zufrieden warst du mit deiner eigenen Leistung?
Ich war auf jeden Fall zufrieden. Uns ist es sehr gut gelungen, von hinten herauszuspielen und die Angriffe gefährlich einzuleiten. Dazu kam noch mein erster Assist. Ich hoffe, dass jetzt noch weitere dazukommen.
Auch beim Pokalspiel in Köln und im Stadtderby gegen St. Pauli warst du auffällig und hast gefährliche Standards getreten. Ist das generell eine Stärke von dir?
Ja, ich besitze einen guten linken Fuß. Wenn es sich dann ergibt, dass ich einen Standard treten darf, dann kann ich das auch und versuche der Mannschaft zu helfen und gute Bälle reinzubringen. Mir kommt es diesbezüglich auch entgegen, dass ich der einzig verbliebene Linksfuß bin, so dass ich je nach Standardsituation und -position als Schütze in Frage komme. Mit Sonny (Kittel, Anm. d. Red.) bespreche ich mich dann kurz vorher, wer in der jeweiligen Situation ran darf und ausführt.
Inwieweit bist du sportlich jetzt richtig angekommen in Hamburg?
Ich fühle mich fit und sehr gut. Ich habe zu Beginn meiner Zeit hier gesagt, dass ich mit jedem Spiel besser reinkommen werde und so ist es auch gekommen. Es brauchte etwas Eingewöhnungszeit, um das Spielsystem kennenzulernen, aber die Abläufe sind mittlerweile voll verinnerlicht und die Art und Weise, so Fußball zu spielen, macht richtig Spaß. Ich habe jetzt ein richtig gutes Gefühl auf dem Platz und bin glücklich mit der Rolle, die ich ausführen darf. Doch jetzt geht es weiter. Ich muss in jedem Spiel neu liefern.

Wie nimmst du euch als Mannschaft wahr? Zum einen scheint eine sehr gute Stimmung zu herrschen, auf der anderen Seite wird mehr und mehr euer Spielstil sichtbar.
Die Stimmung in der Mannschaft ist wirklich ausgesprochen gut. Wir verstehen uns auf und neben dem Platz super. Das ist sehr wertvoll. Zudem sieht man eine sportliche Entwicklung. Wir sind bisher immer besser geworden und haben uns Stück für Stück weiter an das Spielsystem angepasst. Besonders im Vergleich zu den ersten Saisonspielen ist das sichtbar.
Nun steht gegen den 1. FC Heidenheim das nächste Top-Spiel gegen einen direkten Konkurrenten an. Worauf wird es da ankommen?
Heidenheim besitzt eine taffe Mannschaft, die das Spiel für uns eklig machen will. Wir müssen unseren Plan durchziehen und so spielen, wie wir es die letzten Partien geschafft haben. Dann werden wir erneut ein positives Ergebnis rausziehen können.
Wie gefährlich ist es, nach einem 5:0-Sieg beim Tabellenführer die Spannung zu verlieren?
Ich sehe diese Gefahr bei uns nicht gegeben. Wir haben direkt nach dem Spiel in Darmstadt gesagt, dass wir diesen tollen 5:0-Sieg abhaken. Dieser Erfolg ist jetzt vorbei und auf uns wartet die nächste Herausforderung. Wir dürfen nicht nachlassen oder uns ausruhen.
Abschließend: Ein sportliches Event, auf das derzeit viele Augen gerichtet sind, sind die Olympischen Winterspiele in Peking. Die Schweiz hat einmal Gold und viermal Bronze geholt. Inwieweit verfolgst du das Event und fieberst mit?
Bei mir herrscht generell ein Interesse für den Wintersport. Ich bin früher gern Ski gefahren, kann das aufgrund der hohen Verletzungsgefahr aktuell nicht mehr und möchte es nach meiner aktiven Karriere unbedingt wieder tun. Dementsprechend geht natürlich auch der Blick Richtung Olympia. Den Olympiasieg von Beat Feuz auf der Abfahrt habe ich natürlich mitbekommen, auch wenn ich das Rennen selbst nicht gesehen habe, weil es ja früh morgens unserer Zeit stattfand. Auch darüber hinaus gucke ich immer mal wieder rein und hoffe, dass die Schweiz möglichst viele Medaillen gewinnt.