
Nachbericht
30.11.20
„Wir müssen die kleinen Dinge wieder abrufen“
Am Tag nach der 2:3-Niederlage in Heidenheim sprach HSV-Sportdirektor Michael Mutzel über seine Bewertung der Partie, die gegenwärtige Ergebnisdelle und vermeintliche Parallelen zur Vorsaison.
Die gestrige 2:3-Niederlage beim 1. FC Heidenheim war für viele HSV-Beobachter wie ein Déjà-vu. Das Spiel kontrollieren, eine sicher geglaubte Führung aus der Hand geben und letztlich aufgrund eines Last-Minute-Gegentreffers ohne Zählbares dastehen – das hatte der HSV bereits beim letzten Auswärtsspiel an der Brenz im Rahmen des 33. Spieltags der Vorsaison erlebt. Nach vier sieglosen Spielen in Serie, die dazu geführt haben, dass der HSV nach einem perfekten Saisonstart mit fünf Siegen aus den ersten fünf Spielen von der Tabellenspitze auf Platz 2 gerutscht ist, werden zwangsläufig Parallelen gezogen. Es sind Parallelen, zu denen HSV-Sportdirektor Michael Mutzel, der seit April 2019 in seiner Funktion eng an der Mannschaft dran ist, am heutigen Montagvormittag unter anderem Stellung bezog. „Natürlich kommen jetzt die Themen aus der Vergangenheit. Diese werden vorrangig von außen herangetragen. Intern versuchen wir, dieses Thema fernzuhalten. Es sind eine andere Saison, ein anderes Trainerteam und andere Spieler“, erklärte der 41-Jährige im Rahmen einer Presserunde, in der er zugleich die hohe selbst verursachte Fehlerquote der Mannschaft bemängelte. Um diese abzustellen und gestärkt aus der gegenwärtigen Phase wieder herauszukommen, helfe nicht der Blick in den Rückspiegel, sondern nur das Anpacken und Arbeiten im Hier und Jetzt. „Ohne die letzten Prozentpunkte wird es eng. Das sieht man jedes Wochenende. Es sind die kleinen Dinge, die ein Spiel immer wieder ins Kippen bringen. Wir müssen diese kleinen Dinge wieder abrufen.“
Im Detail sprach der HSV-Sportdirektor über...
... die gestrige Niederlage und das kuriose dritte Gegentor: Nach so einem Spielverlauf mit einem Last-Minute-Gegentor herrscht immer eine große Enttäuschung. Das fühlt sich für uns alle sehr schlecht an. Wir wollen jetzt aber nicht rumjammern, sondern versuchen, es am Sonnabend besser zu machen. Sven Ulreich hat in der Nachbetrachtung beim letzten Gegentor eine falsche Entscheidung getroffen. Ihn deshalb aber zu rasieren, ist überhaupt nicht unser Ding. Es sind Menschen, die dort spielen. Wir helfen ihm wieder auf. Er ist ein unglaublich erfahrener Spieler, weiß selbst, dass diese Aktion nicht gut war.

... die jüngste Ergebnisdelle: Wir haben vier schlechte Ergebnisse gehabt, bereiten die Spiele aber wie auch bisher sachlich auf und haben diesbezüglich eine gute Analyse vorgenommen. Es war wie bereits beim Auswärtsspiel in Kiel erkennbar, dass es nicht daran lag, dass der Gegner unglaublich stark war, sondern dass wir ihn wieder stark gemacht haben. Und zwar mit eigenen Fehlern. Wenn wir diese nicht abstellen, dann wird es schwer sein. Da gehen die Trainer voll rein und diesbezüglich stehen wir auch in einem permanenten Austausch.
... den Umgang mit dem gegnerischen Angriffspressing: Wenn man sich die erste halbe Stunde noch einmal anguckt, dann waren wir super vorbereitet, wussten, dass es ein hohes Pressing geben wird und haben uns bestimmt fünf oder sechsmal fußballerisch klasse daraus gelöst. Wir waren viel mutiger im Spielaufbau und sind deshalb auch in Führung gegangen. Die Fehler dieses Mal resultierten nicht aus dem frühen Pressing des Gegners, sondern aus zwei Situationen, in denen wir nicht gut herausgerückt sind, sowie aus einem halben Eigentor. Es lag dieses Mal an uns.
"Wir müssen dahinkommen, dass wir in den kleinen Momenten nicht zögern oder zaudern, sondern voll weitermachen und durchziehen"
... Parallelen zu den Vorjahren: Natürlich kommen jetzt die Themen aus der Vergangenheit, etwa wie Spiele in den vergangenen Spielzeiten verlaufen sind. Diese werden vorrangig von außen herangetragen. Intern versuchen wir, dieses Thema fernzuhalten. Wir leben im Hier und Jetzt. Es ist eine andere Saison, ein anderes Trainerteam und andere Spieler. Man kann es nur immer wieder sagen und betonen: Es hilft uns nicht, nach hinten zu gucken. Wir gucken nach vorne, haben am Sonnabend ein wichtiges Spiel gegen Hannover, in dem wir es besser machen wollen.
... Mentalität und Willen: Wir haben die Szenen, die wir nicht sehen wollen, knallhart angesprochen. Wir müssen dahinkommen, dass wir in den kleinen Momenten nicht zögern oder zaudern, sondern voll weitermachen und durchziehen. Ohne die letzten Prozentpunkte wird es eng. Das sieht man jedes Wochenende und war in der 2. Liga schon immer so. Es sind die kleinen Dinge, die ein Spiel immer wieder ins Kippen bringen. Wir müssen diese kleinen Dinge wieder abrufen. Wenn wir das hinkriegen, dann bin ich überzeugt davon, dass wir wieder in die Spur kommen. Denn wir hatten auch schon eine Phase, in der es richtig gut lief und der defensive Zusammenhalt stimmte. Es ist naheliegend, dass hier unser Problem liegt und diesen Aspekt müssen wir bei den Spielern einfordern und den Finger in die Wunde legen.