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Interview

25.10.23

Pherais Fokus: "Da geht noch mehr!"

Zuletzt wusste Immanuel Pherai nach überstandener Verletzungspause zu überzeugen, doch der 22-jährige Mittelfeldspieler fordert im HSV.de-Interview vor dem Topspiel beim 1. FC Kaiserslautern von sich selbst noch mehr.

Als Immanuel Pherai am ersten Spieltag der neuen Saison im Heimspiel gegen den FC Schalke 04 nach rund einer Viertelstunde seinen ersten Scorerpunkt mit der Raute auf der Brust verbuchte, indem der Robert Glatzel den Ball mustergültig zum 1:0 servierte, da fühlten sich alle HSV-Fans bestätigt: Dieser Pherai ist eine absolute Verstärkung für die Offensive der Rothosen. Als "Manu" Pherai am zehnten Spieltag gegen die SpVgg Greuther Fürth kurz vor dem Halbzeitpfiff auf absolut identische Weise das 2:0 von Robert Glatzel vorbereitete - erneut konnte Hamburgs Neuner Pherais flache Hereingabe von der rechten Grundlinie über die Linie drücken - und damit seinen zweiten Scorerpunkt der Saison klarmachte, da fühlte man sich an den ersten Spieltag erinnert. Dazwischen aber lagen einige Wochen, in denen Pherai teilweise nur zuschauen konnte und "sehr genervt" war, wie er es im HSV.de-Gespräch ausdrückt. In dem spricht der Niederländer über vier verpasste Saisonspiele aufgrund von Verletzungen und seine große Vorfreude auf die kommenden Wochen und Spiele - angefangen mit dem Topspiel auf dem Betzenberg, an den Pherai besondere Erinnerungen hat.

Manu, zuletzt hast du nach deinen Einwechslungen gegen die SpVgg Greuther Fürth das 2:0 von Robert Glatzel vorbereitet und davor beim SV Wehen Wiesbaden einen Elfmeter herausgeholt. Man hat das Gefühl, dass du gerade wieder so richtig in Schwung kommst. Teilst du diesen Eindruck?

Pherai: Ich denke, dieses Gefühl ist richtig, ich empfinde es auch so. Nach meinem Wechsel zum HSV wurde ich von der Mannschaft und dem ganzen Club hervorragend aufgenommen und bin auch sehr gut in die Saison gestartet, doch dann hatte ich leider mit einigen Problemen zu kämpfen. Erst war ich krank, dann kam die erste Verletzung, kurz darauf dann die zweite Verletzung. Das war natürlich alles andere als optimal. Ich muss aber ein großes Kompliment an die medizinische Abteilung, die Physios und die Athletiktrainer aussprechen, sie haben mich jedes Mal wieder fitgemacht. Zuletzt war ich wahrscheinlich noch nicht ganz bei 100 Prozent, aber ich spüre sehr deutlich, dass es immer weiter bergauf geht.

Du hast nach dem Spiel gegen Fürth gesagt: „So möchte ich eigentlich nicht in die Mannschaft kommen.“ Hintergrund: Dein Kumpel Ludovit Reis musste nach seiner Schulterverletzung ausgewechselt werden, wodurch du früh in die Partie kamst.

Ja, das stimmt, das habe ich so gesagt und auch so gemeint. Denn niemand möchte davon profitieren, dass sich ein Mannschaftskollege und Freund verletzt. Das ist immer schlimm – für den jeweiligen Menschen und auch für uns als Mannschaft. Dennoch habe ich natürlich versucht, mein Bestes zu geben, der Mannschaft zu helfen und zu zeigen, was ich kann. Ich denke, das war schon ganz in Ordnung, ich weiß aber auch ganz genau: da geht noch mehr!

Das wirst du dann ja wahrscheinlich bereits am Wochenende zeigen können, wenn ihr am Sonnabend zum Topspiel beim 1. FC Kaiserslautern antretet. Betzenberg, Flutlicht und rund 50.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion – was erwartest du in diesem Spiel von der Mannschaft und von dir selbst, falls du in der Startelf stehst?

Ich erwarte von diesem Spiel grundsätzlich sehr viel, denn ich kenne die Atmosphäre auf dem Betzenberg. In der letzten Saison mit Eintracht Braunschweig habe ich leider krank gefehlt, ich habe aber schon in der Saison davor in der 3.  Liga mit der U23 von Borussia Dortmund dort gespielt. Das Stadion war nahezu ausverkauft und hatte die drittmeisten Zuschauer überhaupt bei einem Drittliga-Spiel, und der FCK hat an diesem Tag um den direkten Aufstieg in die 2. Liga gespielt. Damals stand bei den Lauterern noch Matheo Raab im Tor, den ich kurz vor Schluss umkurvt und zum 3:0 getroffen habe. (lacht) Wir haben dort also gewonnen, doch ich erinnere mich sehr gut daran, dass die Stimmung im Stadion unglaublich war, und genau das wird uns auch am Wochenende erwarten. Dennoch gehen wir natürlich mit dem klaren Ziel in die Partie, die drei Punkte zu holen, denn das ist in jedem Spiel unser Anspruch.

Wie froh bist du, bei solch einem Spiel wieder mittendrin, statt nur dabei zu sein – du bist ja sicherlich kein guter Zuschauer, oder?

Wenn ich nicht spielen kann und bei Heimspielen neben der Ersatzbank sitze, dann fühle ich mich wie ein Fan und fiebere extrem mit der Mannschaft mit, aber natürlich juckt es auch unfassbar in den Füßen, wenn man nur zuschauen und nicht helfen kann. Bei Auswärtsspielen aber ist es extrem frustrierend, wenn sich die Mannschaft und zigtausend Fans auf den Weg zum Spiel machen, und man selbst muss in Hamburg bleiben und alleine trainieren. Auch in solchen Phasen versuche ich natürlich positiv zu bleiben, ich muss aber ehrlich gestehen, dass ich zuletzt schon ziemlich frustriert und sauer war. Ich hatte nach meiner ersten Zwangspause vor der ersten Länderspielpause im Testspiel gegen den FC Volendam das erste Mal wieder 90 Minuten gespielt, habe mich sehr gut gefühlt und wollte wieder richtig angreifen, habe mir dann aber in der Woche vor dem nächsten Spiel den Zeh gebrochen. Es war klar, dass das eine Weile dauern würde, um zu heilen. In dieser Phase war ich schon sehr genervt.

Umso besser, dass du jetzt wieder da und voll dabei bist.

Ja, denn ich möchte jetzt endlich in meinen Rhythmus kommen. Bislang ist es nämlich so: Ich bin sehr gut beim HSV und in Hamburg angekommen, habe mich im Verein und der Stadt sehr gut eingelebt, nur sportlich hat es leider noch nicht so funktioniert wie erhofft. Ich konnte den HSV-Fans noch gar nicht so richtig zeigen, was ich kann. Natürlich spüre ich das Vertrauen des Trainerteams und meiner Mitspieler, aber ich möchte allen HSVern zeigen, dass ich der Mannschaft helfen und Wichtiges zum Erfolg beisteuern kann. Das war bislang aufgrund der Verletzungen noch nicht in der Form möglich, wie es mir vorstelle, und das nervt mich extrem. Deshalb habe ich richtig Bock auf das Wochenende und auf die kommenden Wochen, um allen HSV-Fans endlich den richtigen Immanuel Pherai zu zeigen. Am liebsten natürlich schon am Sonnabend auf dem Betzenberg.