
Trainingslager
01.07.16
"Schritt für Schritt denken und arbeiten"
Im Trainingslager in der Schweiz sprach Rene Adler zwischen zwei Trainingseinheiten über die neue Saison, seine persönliche Rolle und die gemeinsamen Ziele.
Rene Adler geht in seine fünfte HSV-Saison. Innerhalb der Mannschaft ist der 31-Jährige damit eine der Führungspersönlichkeiten. Doch nicht nur der Umstand, zu den dienstältesten HSVern zu gehören, sorgt dafür, sondern viel mehr noch seine Leistungen, seine Erfahrung und seine soziale Kompetenz. "Rene ist ein wichtiger Eckpfeiler unseres Teams", sagt Bruno Labbadia, "und das gilt auf und neben dem Platz." Neben dem Platz hat der Keeper jüngst sein Studium zum Sportmanager abgeschlossen - mit einem Notendurchschnitt von 1,0. "Mein Kopf braucht Futter", sagt Adler, "es hat großen Spaß gemacht, nach zehn Jahren voller Fokussierung auf den Fußball auch den Kopf mal wieder richtig zu trainieren, das war ein toller Ausgleich." Auf dem Platz steht nun die Vorbereitung auf die neue Saison im Fokus. Im Trainingslager in Graubünden nahm Adler sich die Zeit für ein ausführliches Gespräch über...
...den Trainingsstart: Die erste Woche ist immer verdammt hart. Wenn man aus dem Urlaub zurückkommt, dann heißt es erstmal beißen. Wenn man dann aber die ersten 80 Mal wieder auf die Seite gekracht ist, gewöhnt sich der Körper auch recht schnell wieder an diese Belastung. Unser Vorteil ist, dass wir im Sommer wirklich straffe Trainingspläne vom Trainerteam mitbekommen haben und diese stringent absolvieren mussten. Da hätte man fast einen Physiotherapeuten für den Urlaub gebraucht... Aber das hilft uns jetzt weiter, weil wir bereits über eine gute Grundfitness verfügen. Wir müssen nicht mehr so viele Läufe machen, sondern konnten direkt ins richtige Training mit Pass- und Spielformen einsteigen. Das ist ein großer Vorteil.
...den aktuellen Kader: Aktuell sind wir noch ein etwas zusammengewürfelter Haufen - ohne das auch nur im Ansatz negativ zu meinen. Einige Nationalspieler fehlen noch und wir haben noch nicht so viele Neuzugänge wie einige andere Clubs. Aber ich habe volles Vertrauen in unsere sportliche Leitung. Unser Job als Mannschaft ist es, uns auf unsere Aufgaben zu konzentrieren: optimal auf die Saison vorbereiten und ein gutes Trainingslager abliefern.
...seinen neuen Konkurrent Mathenia: Ich freue mich immer, wenn wir die Mannschaft verstärken können. Mit Drobo haben wir einen guten Torwart verloren und mit Christian haben wir nun einen guten dazugewonnen. Das ist ideal, denn es ist wichtig, einen guten Konkurrenzkampf zu haben. Nur so kann sich jeder einzelne Spieler und damit die gesamte Mannschaft verbessern. Außerdem: Ich habe mein ganzes Leben lang einen Konkurrenten gehabt und habe genug Selbstvertrauen, um mich durchzusetzen. Dabei schaue ich generell nur auf mich und auf meine Leistung.
"Ich versuche, allen jungen Spielern Orientierung zu geben"
...den 18-jährigen Gambier Bakery Jatta: Ich finde es wichtig zu betonen, dass der Rummel um diesen Jungen aufgrund seiner Geschichte natürlich verständlich ist, aber auch Gefahren birgt. Er ist zweifellos sehr talentiert und hat große Leidenschaft und den richtigen Biss, aber es prasseln jetzt gerade auch unglaublich viele Eindrücke auf ihn ein. Ich versuche deshalb, allen jungen Spielern und Bakery im Speziellen auch eine Orientierung zu geben. Wir müssen und wollen ihn bestmöglich unterstützen.
...seine Führungsrolle: Ich sehe mich als Führungsspieler und es ist auch wichtig, dass im Team eine gewisse Hierarchie herrscht. Ob diese wie früher straff oder wie heute eher flach ausfällt, ist ein anderes Thema, aber es ist grundsätzlich wichtig. Ich versuche immer ein offenes Ohr für alle Mitspieler zu haben, speziell natürlich für die jüngeren. Und ich finde es auch wichtig, ihnen Tipps zu geben und mit meiner Erfahrung zu helfen. Man braucht diesen Umgang und dieses homogene Mannschaftsgefüge, um erfolgreich zu sein. Dabei darf aber natürlich auch ein jüngerer Spieler mal einem älteren Spieler etwas sagen. Kritik gehört im Sport dazu und es ist wichtig, offen und ehrlich miteinander umzugehen, und das eben auch unabhängig vom Alter.
...seine Saisonziele: Wir befinden uns gerade in der allerersten Trainingswoche, da ist es schwer eine Prognose für die kommende Saison abzugeben. Das kann man ohnehin meist erst ab dem ersten Spiel. Bis dahin müssen wir uns ausschließlich auf uns und unsere Arbeit konzentrieren. Aufgrund unserer Vergangenheit sind wir aber meiner Meinung nach ohnehin nicht in der Position, jetzt schon große Töne zu spucken. Ich denke, wir tun gut daran, wenn wir Schritt für Schritt denken und arbeiten.
...seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag: Wir werden zu gegebener Zeit über eine mögliche Verlängerung sprechen. Ich fühle mich beim HSV und in Hamburg extrem wohl und bin schon seit fünf Jahren hier - es ist daher sehr wichtig, dass wir dann ehrlich miteinander sprechen, wie es weitergeht. Natürlich war es lange Zeit ein Traum, irgendwann nochmal im Ausland zu spielen und es gab auch immer mal wieder Anfragen. Zuletzt im Winter von Besiktas Istanbul, ein Champions League-Teilnehmer, aber aufgrund der gegenwärtigen politischen Lage in der Türkei war es keine Option. Ohnehin möchte ich eine solch wichtige Entscheidung nicht auf Krampf treffen, wir nehmen uns deshalb wie gesagt gemeinsam die Zeit, um alles in Ruhe zu besprechen.