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Verein

22.11.16

Timo Horn: „Wir werden als Einheit auftreten!“

Timo Horn, Abteilungsleiter des HSV Supporters Club, spricht im Interview über die aktuelle Lage, das Nordderby und die öffentlichen Diskussionen.

HSV.de: Die Stimmungslage vieler Fans und Mitglieder in den vergangenen Wochen war von Resignation oder sogar Gleichgültigkeit geprägt. Kannst du das nachvollziehen?

Timo Horn: Ja, leider kann ich das. Es geht jetzt eigentlich seit sieben Jahren kontinuierlich bergab. Immer wenn man mal wieder einen Hoffnungsschimmer sah, wie Platz 7 unter Torsten Fink oder Platz 10 im vergangenen Jahr, schien es im Anschluss nur noch schlimmer zu kommen. Das ist wirklich sehr bitter.

Im letzten Heimspiel gegen Dortmund gab es aber noch Häme für die eigene Mannschaft von der Nordtribüne. Hatten die Fans ihren HSV schon selbst aufgegeben?

Horn: Nein, natürlich nicht. Aber irgendein Ventil benötigt die Kurve. Trauer, Wut, Resignation, im schlimmsten Fall auch mal Spott und Häme. Ich bin mir sicher, gegen Bremen hat die Kurve ihren Kampfgeist wiedergefunden und wird mit voller Energie hinter der Mannschaft stehen.

Kann der HSV den Nordrivalen trotz der Tabellenlage als Einheit empfangen, mit voller Unterstützung und Rückendeckung der Anhänger?

Horn: Wir müssen! Und wir werden! Wir brauchen gegen Bremen eine ganz besondere Atmosphäre im Volkspark. Wir müssen direkt deutlich machen, dass es hier nur einen Sieger geben kann. Den HSV!

Wie ist die Stimmungslage grundsätzlich im Supporters Club: einheitlich oder gibt es viele Meinungsgruppen?

Horn: Der SC ist so groß und vielfältig. Es ist unmöglich zu sagen, dass alle einer Meinung sind. Natürlich ist die Frustration in diesem Jahr schon sehr weit verbreitet. Aber mit dem Spiel in Hoffenheim steigt auch wieder die Hoffnung und vor allem der Wille den ersten Saisonsieg im anstehenden Derby gemeinsam zu erkämpfen.

Rund um den Club ranken sich viele politische Bewegungen, geprägt von Vorwürfen und Abschiedsforderungen in Richtung Vorstandsspitze oder auch AR-Spitze. Wie stehst du dazu?

Horn: Außer Uwe könnt ihr alle gehen. Das ist schnell gesagt und in der ersten Wut auch ein ganz verständlicher Fangesang. Aber dann? Was passiert dann? Wir sitzen alle in einem Boot und wir haben in dieser Saison nur noch ein Ziel: den Klassenerhalt. Das geht nur, wenn wir zusammenstehen. Als Einheit. Wenn ein Schiff in Seenot ist, dann erwarte ich vom Kapitän, in diesem Fall Didi, dass er sich in den Wind stellt und klar die Richtung vorgibt. In Hoffenheim hat er sich schon sehr kämpferisch gezeigt und das strahlt dann auch auf alle anderen ab.

Was geht in dir vor, wenn du in den sozialen Medien eine Spottbotschaft nach der anderen zum HSV bekommst?

Horn: Es ist natürlich jedes Mal wie ein kleiner Stich ins Herz. Man ist davon allerdings nicht nur in den sozialen Medien betroffen. Besonders im echten Leben schmerzt es. Ich kann verstehen, dass es die Leute auf Dauer zermürbt. Aber wir müssen jetzt erst Recht alles aus uns rausholen!

Welche Vorwürfe hörst du am häufigsten, was die Mannschaft betrifft?

Horn: Die Vorwürfe sind ja immer die gleichen. Es seien Söldner, die einfach irgendwann weiterziehen. Das ist sicher nicht ganz von der Hand zu weisen, aber kein Spieler möchte verlieren. Keiner unserer Jungs will hier als „Absteiger“ in die Geschichte eingehen. So hart es auch ist und so müde wir nach all den Jahren auch sein mögen. Supporter sind Unterstützer und wir sollten unseren Jungs aufhelfen, wenn sie am Boden sind und nicht noch drauftrampeln. Jetzt sind sie in Hoffenheim aufgestanden, das müssen wir als Signal aufnehmen. Jetzt zählt’s: gemeinsam!

Du bist nicht nur SC-Abteilungsleiter, sondern eben auch Fan. Was macht dir Hoffnung?

Horn: Wir haben in den letzten Jahren einen grandiosen Zusammenhalt gezeigt und sind alle sehr eng zusammengerückt. Auf das Publikum in Hamburg ist einfach Verlass. Wenn wir das wieder so hinbekommen, dann werden wir es schaffen. Ich glaube fest an einen Heimsieg gegen Bremen, wenn die Mannschaft und wir auf den Tribünen von Anfang an zeigen, dass wir bereit sind uns zu wehren und alles zu geben.