
Gegner-Check
23.11.18
Der 1. FC Union Berlin im Gegner-Check
Der 1. FC Union Berlin gehört zu den facettenreichsten Clubs im deutschen Profifußball. Dementsprechend viel Wissenswertes bietet der Gegner-Check, den HSV.de vorgenommen hat.
Nach dem spannungsgeladenen und letztlich erfolgreichen Spitzenspiel gegen den 1. FC Köln vor knapp drei Wochen empfängt der HSV am kommenden Montag (26. November, ab 20:15 Uhr live im HSVnetradio) mit dem 1. FC Union Berlin das nächste sportliche Schwergewicht im Volksparkstadion. Die „Eisernen“ sind neben Borussia Dortmund das einzig ungeschlagene Team im deutschen Profifußball und reisen dementsprechend mit reichlich Selbstvertrauen an. Seitdem der Schweizer Urs Fischer das Traineramt in der Hauptstadt übernommen hat, spielen die Ost-Berliner extrem konstant und sind ein schwer zu bezwingender Gegner. Darüber hinaus hat der Club in den letzten Jahren ein Image kreiert, welches sich vor allem über die ursprünglichen Werte des Fußballs definiert. In diesem Kontext gehören die Köpenicker zu den spannendsten Clubs in Fußballdeutschland, sodass ein Gegner-Check in diesem Fall besonders lohnenswert ist, um dem eingetragenen Verein näher zu kommen.

Die letzte Saison: Wie so oft in den vergangenen Jahren schloss Union Berlin auch die vergangene Serie auf einem einstelligen Tabellenplatz ab. Nachdem die Vereinsführung mit dem Saisonstart unter Jens Keller nicht einverstanden war, wurde der Fußball-Lehrer durch den bis dahin als Co-Trainer fungierenden André Hofschneider ersetzt. Der Tausch auf der Position des Übungsleiters hatte allerdings nicht den gewünschten Effekt, sodass die Köpenicker zwischenzeitlich sogar in den Abstiegskampf verwickelt waren. Letztendlich sorgten zwei Siege zum Abschluss der Saison 2017/18 allerdings für einen beruhigenden 8. Platz, der vor allem aufgrund der starken Heimbilanz zustande kam. In der Alten Försterei sammelten die Berliner 28 Zähler, währenddessen die Auswärtsspiele nur 19 Punkte einbrachten. In dieser Saison läuft es hingegen entschieden besser, sodass sich die großen Ambitionen des Clubs aktuell voll im Soll bewegen.
Die Persönlichkeit: An dieser Stelle könnte sicherlich auch Top-Torjäger Sebastian Polter genannt werden, doch Christopher Trimmel als Kapitän und unumstrittener Stammspieler hat in dieser Kategorie ebenfalls seine Berechtigung. Der Österreicher wechselte im Sommer 2014 von Rapid Wien nach Berlin und avancierte ohne Anpassungsprobleme zum absoluten Leistungsträger. In seiner österreichischen Heimat erarbeitete sich Trimmel den Ruf eines offensivstarken Außenverteidigers – und auch in Deutschland gehört der 31-Jährige zu den torgefährlichsten Defensivakteuren. In der vergangenen Saison lieferte Trimmel zehn Torvorlagen und steuerte selbst einen weiteren Treffer bei. Auch in dieser Spielzeit sind bereits wieder vier Assists für den Tattoo-Liebhaber notiert, der inzwischen 140 Pflichtspiele für den 1. FC Union bestritten hat.
Der Trainer: Als Union Berlin im vergangenen Sommer die Verpflichtung von Urs Fischer bekanntgab, sorgte diese Meldung in Fußballdeutschland für staunende Anerkennung. Immerhin war der 52-Jährige zwischen 2015 und 2017 für den FC Basel verantwortlich und feierte mit dem Schweizer Branchen-Primus zwei Meisterschaften und einen Pokalsieg. Nach einem Sabbatjahr unterzeichnete der ehemalige Profi einen Zweijahres-Vertrag bei den „Eisernen“ und verließ damit erstmals in seiner Karriere das Heimatland. Bis dato funktioniert die Zusammenarbeit zwischen dem Rekordspieler der 1. Schweizer Liga (545 Spiele) und dem Traditionsverein offensichtlich ganz hervorragend, schließlich musste Fischer bisher erst eine Pflichtspielniederlage verkraften – und diese kam im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund zustande, als die Köpenicker den BVB am Rande der Niederlage hatten und sich erst kurz vor Ende der Verlängerung mit 3:2 geschlagen geben mussten.

Das Stadion: Das „Stadion An der Alten Försterei“ gehört zu den kultigsten Spielstätten im deutschen Profifußball und ist ein Wahrzeichen von Ost-Berlin. Nach dem Ende des 1. Weltkriegs, im Jahre 1920, wurde das Stadion erbaut und seitdem immer wieder baulichen Umbaumaßnahmen unterzogen. Für weltweite Aufmerksamkeit sorgten die Bautätigkeiten während der Saison 2008/09, als knapp 2.300 Union-Fans dabei halfen, das Stadion zu modernisieren. Durch diese Unterstützung sparte der Club einen siebenstelligen Betrag, der dementsprechend anderweitig investiert werden konnte. Aktuell fasst das Stadion 22.012 Fans, wobei davon alleine 18.395 Tickets als Stehplätze ausgegeben werden. Das fast reine Stehplatzstadion soll gemäß der Vereinshomepage der Köpenicker einen „Gegenentwurf zum Event-Mainstream“ darstellen. Ein Schnitt von knapp 21.300 Zuschauern in dieser Saison spricht dafür, dass dieses Konzept bei den FCU-Fans auf Gegenliebe stößt.
Begegnungen mit dem HSV: Seitdem die Bundesliga 1963 eingeführt wurde, ist die Pflichtspielbilanz zwischen dem HSV und Union Berlin mit einer leeren Festplatte gleichzusetzen. Als kleiner Arbeitsspeicher ist lediglich das torlose Freundschaftsspiel in Löningen/Niedersachsen am 21. Januar 1996 zu bewerten, ansonsten gab es kein sportliches Kräftemessen zwischen den Clubs. Wer jedoch die Geschichtsbücher bemüht, wird im Jahre 1923 doch noch fündig. Am 10. Juni 1923 siegte der HSV vor 64.000 Zuschauern im Berliner Grunewald-Stadion mit 3:0 (Tore: Harder, Breuel, Schneider) gegen Union Oberschönweide, den Vorläuferverein des heutigen 1. FC Union, und holte damit die erste Deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Dieses historische Ereignis wird alle Rothosen für immer mit dem kommenden Gegner verbinden.
Ach, übrigens: So langsam bricht die besinnliche Zeit des Jahres an und damit rückt auch das traditionelle Weihnachtssingen von Union Berlin näher. Seit 2003 – damals heimlich von einem Fanclub initiiert – kommen jedes Jahr am 23. Dezember zahlreiche Union-Fans zusammen, um sich gesanglich auf das Fest einzustimmen. Im vergangenen Jahr strömten 28.500 Anhänger in die Alte Försterei, um die lieb gewonnene Tradition zu zelebrieren.