
Pressekonferenz
26.05.20
„Unser Ziel ist es, wieder als Zweiter aus Stuttgart wegzufahren“
Vor dem Top-Spiel beim VfB Stuttgart am Donnerstag sprach Trainer Dieter Hecking in einer digitalen Pressekonferenz unter anderem über die personelle Situation, die Stabilität seiner Mannschaft und seine Erwartungen an das Spiel.
Rund 101,5 Stunden nach dem 0:0 im Spitzenspiel gegen Tabellenführer Arminia Bielelfeld ist der Hamburger SV am Donnerstagabend (ab 20:15 Uhr live im HSVnetradio) im nächsten Top-Spiel der Zweiten Liga gefragt. Dieses Mal beenden die Rothosen den 28. Spieltag und sind als Tabellenzweiter beim Tabellendritten, dem VfB Stuttgart, zu Gast. Einen Punkt und neun Tore beträgt der hauchdünne Vorsprung auf die Schwaben, den es im Idealfall auszubauen und mindestens zu verteidigen gilt, wie Cheftrainer Dieter Hecking am heutigen Dienstagnachmittag (26. Mai) in einer digitalen Pressekonferenz klarstellte: „Am Donnerstag erwarte ich eine angriffslustige Stuttgarter Mannschaft. Unser Ziel ist es, wieder als Zweiter aus Stuttgart wegzufahren. Es sind genau diese Spiele, in denen es hopp oder top geht, auf die man sich als Trainer freut.“
Im Detail sprach der 55-Jährige in der Pressekonferenz über…
... die Personallage: Personell sieht es richtig gut aus. Der Einzige, der mir aktuell etwas Sorgen macht, ist Ewerton. Julian Pollersbeck wird dagegen morgen wieder ins Mannschaftstraining einsteigen, ist in Stuttgart aber noch keine Option für die Bank. Auch Gideon Jung und Jan Gyamerah werden spätestens am Freitag wieder zum Team stoßen, so dass sie gegen Wiesbaden wieder eine Alternative für den Kader sein könnten. Sonny Kittel und Aaron Hunt haben heute im Sinne der Belastungssteuerung weniger gemacht. Sonny haben wir nach der mental intensiven Zeit mit der Geburt seiner Tochter einen freien Tag gegönnt, Aaron ist am Wochenende mehr als zwölf Kilometer gelaufen und war sehr präsent. Bei ihm geht es darum, die richtige Steuerung zu finden, damit er seine Form solange wie möglich aufrecht erhalten kann.
... die Chancenverwertung in den letzten Spielen: Es ist weder Pech, noch Unvermögen, noch Nervositiät. Ich bin froh, dass wir gegen zwei so gute Mannschaften solche Torchancen herausgespielt haben. Natürlich hatten wir auch schon Phasen, in denen wir unsere Chancen besser genutzt haben als in diesen zwei Spielen. Wir haben allerdings auch schon 50 Tore erzielt. Das ist also kein generelles Problem. Es wird erstmal wichtig sein, dass wir weiterhin unsere Chancen kreiieren. Die Bälle werden dann schon ihren Weg ins Tor finden.
... seine Erwartungen an das Spiel: Ich bin mir sicher, dass wir unsere Möglichkeiten bekommen werden. Ich messe Stuttgart nicht an den jüngsten Ergebnissen. Wenn wir als mitspielende Mannschaft nach Stuttgart kommen, dann wird es auch für sie ein ganz anderes Spiel als zuletzt gegen Wiesbaden oder Kiel, wo sie selbst in Unterzahl gefühlt 70 Prozent Ballbesitz hatten. Die Ergebnisse haben nicht gestimmt, aber das zählt am Donnerstag alles nicht. Am Donnerstag erwarte ich eine angriffslustige Stuttgarter Mannschaft. Unser Ziel ist es, wieder als Zweiter aus Stuttgart wegzufahren. Ich freue mich auf dieses Spiel. Denn das sind genau diese Spiele, auf die man sich als Trainer freut, in denen es hopp oder top geht. Vorfreude und Respekt sind da. Wir haben jetzt zweimal den Druck sehr gut standgehalten und haben unsere Ausgangssituation verbessert.
"Aktuell sehe ich einen Vierkampf mit den besten Chancen für Bielefeld"
... die Lage der Liga: Es ist noch nichts entschieden. Man sieht wie unberechenbar die Liga ist. Fast die Hälfte der Teams ist noch im Abstiegskampf involviert. Uns wird nichts geschenkt . Wir dürfen auch Heidenheim nicht außer Acht lassen, das ähnlich wie Bielefeld lange unter dem Radar geflogen ist. Auch Bielefeld ist noch nicht weg. Die Bielefelder spielen unter der Woche nicht und müssen dann erstmal in Kiel bestehen. Wenn sie dort nicht gewinnen sollten, dann sind ruckzuck wieder zwei Verfolger an Bielefeld dran. Ob man das dann mental so gut wegsteckt, wenn viele bereits gesagt haben, dass sie so gut wie durch sind, muss sich auch erstmal zeigen. Ich bin dafür einfach schon zu lange dabei. Aktuell sehe ich einen Vierkampf mit den besten Chancen für Bielefeld.
... die Stabilität der eigenen Mannschaft: Wir haben zehn Rückrundenspiele absolviert und nur zweimal verloren. Unsere Bilanz ist nicht so schlecht. Wir haben gegen St. Pauli für 20 Minuten ein herausragendes Heimspiel gemacht, die Partie am Ende aber verloren. Zudem hatten wir ein ganz schwaches Spiel in Aue, dessen Auswirkungen man auch gegen Regensburg gesehen hat, wenngleich wir aufgrund einer guten zweiten Halbzeit verdient gewonnen haben. Jede Mannschaft hat Phasen, in denen sie nicht so punktet, wie sie es gern hätte. Diese Phase hatten wir hoffentlich mit den besagten Spielen. Aktuell ist es wichtig, dass wir die Corona-Zeit im Training anscheinend gut gearbeitet haben. Trotz Individual- und Gruppentrainings sind wir als Mannschaft auf einem guten athletischen Level. Zudem haben wir im Mannschaftstraining das Positionsspiel leicht verändert. Auch das hat die Mannschaft gut angenommen. Wir haben zwar nur zweimal unentschieden gespielt, dennoch waren die Leistungen sehr okay. Wir sind noch nicht am Ziel, aber auf dem richtigen Kurs.
... den Heimvorteil in Corona-Zeiten: Es ist jetzt sicherlich ein anderes Spiel. Dennoch fühle ich mich in der Heimkabine wohler als auswärts in der Gästekabine. Wir fahren jetzt nicht ungern nach Stuttgart, aber es ist schon schöner, im eigenen Bett schlafen zu können und in seiner eigenen Stadt unterwegs zu sein. Ich bin letztlich aber generell kein Freund davon, einem Heim- oder Auswärtsspiel einen anderen Wert zuzumessen. Am Ende bleibt die Herangehensweise heim wie auswärts gleich. Wir wollen den Ball haben, möglichst guten Fußball spielen und gemeinsam angreifen und verteidigen. Man verändert als Trainer nur Nuancen, wenngleich ich lieber 34-mal im Volkspark spielen würde.
"Die Entwicklung von Josh ist bemerkenswert und geht absolut in die richtige Richtung"
... Josha Vagnoman: Josha ist sehr gut aus seiner langen Verletzungspause herausgekommen. Er hat während seiner Reha sehr viel gearbeitet, hat nochmal an Muskelmasse und Stabitlität zugelegt. Zudem hat er sich diesen Drive, den er schon vor der Pause hatte, erhalten. Er ist für jeden Angreifer schwer zu bespielen und sorgt zugleich offensiv mit seinen raumgreifenden Schritten für Entlastung. All diese Komponenten haben dafür gesorgt, dass wir ihm gleich wieder in Fürth von Beginn an vertraut haben. Die Entwicklung von Josh ist bemerkenswert und geht absolut in die richtige Richtung.
... Martin Harnik: Martin wurde leider immer wieder durch Verletzungen zurückgeworfen und ist Gott sei Dank aktuell beschwerdefrei. Gegen Bielefeld hat er angedeutet, dass er eine große Wichtigkeit im Endspurt haben kann. Er muss Konstanz reinkriegen - sowohl in seinen körperlichen Befindlichkeiten als auch in seine Leistungen. Das ist unabdingbar. Er strahlt momentan im Training eine große Präsenz aus und hat eine sehr positive Ansprache an seine Mitspieler. Das finde ich gut und wird jetzt auch sehr wichtig sein in den nächsten Wochen. Es werden noch schwere Minuten in den verbleibenden sieben Spielen auf uns zukommen. Deshalb bin ich froh, dass uns Martin mit seiner Erfahrung wieder zur Verfügung steht. Er wird auch seine Tore wieder schießen, im Ideafall schon am Donnerstag.