
Gegnercheck
18.10.19
"Dieter Hecking bringt sehr viel Ruhe rein"
Das Montagabendspiel zwischen Arminia Bielefeld und dem HSV ist auch deswegen ein Topspiel, weil Uwe Neuhaus beim DSC hervorragende Arbeit leistet. Im Gegnercheck erklärt der erfahrene Cheftrainer seine Herangehensweise und beurteilt die Lage bei den Rothosen.
Die Parallelen sind unverkennbar: Beide kommen gebürtig aus Nordrhein-Westfalen, beide haben zu ihrer aktiven Zeit in der Bundesliga gespielt und beide arbeiten seit langer Zeit erfolgreich als Cheftrainer im deutschen Profifußball. Während Dieter Hecking (55) in diesem Kontext vor allem im Oberhaus unterwegs war (419 Bundesliga-Spiele als Coach), hat Uwe Neuhaus (59) seine sportlichen Spuren vor allem in der 2. Bundesliga hinterlassen. In bereits 282 Zweitliga-Partien stand der gebürtige Hattinger an der Seitenlinie, aktuell vermittelt er seine offensive Spielidee beim DSC Arminia Bielefeld, der ebenso wie der HSV auf einen routinierten Übungsleiter setzt. Mit Erfolg, denn seitdem der ehemalige Libero das Zepter bei den Ostwestfalen im Dezember 2018 übernommen hat, holten die Arminen in 28 Zweitliga-Partien starke 55 Punkte und sind damit das beste Team in dem genannten Zeitraum.
Auch der Start in diese Saison ist dem DSC geglückt, so dass der Vergleich am Montagabend (Anstoß: 20.30 Uhr, ab 20.15 Uhr live im HSVnetradio) guten Gewissens als absolutes Topspiel ausgerufen werden kann, schließlich treten die Rothosen als Spitzenreiter beim Tabellendritten in der SchücoArena an. Ein Fluchtlichtspiel also, das nicht zuletzt aufgrund der Offensivstärke der beiden Kontrahenten (HSV mit 21 Toren bestes Team der Liga, Bielefeld mit 20 Treffern auf Rang 2 in dieser Statistik) eine besondere Brisanz mit sich bringt. Trotz der spannenden Tabellen-Konstellation strahlt Uwe Neuhaus im Gegnercheck von HSV.de eben diese Ruhe aus, die er sich über die vielen Jahre im Trainergeschäft angeeignet hat. Eben diese Ausgeglichenheit attestiert der Bielefeld-Coach im Interview aber auch seinem Trainerkollegen aus Hamburg, was die angesprochene Vergleichbarkeit der sturmerprobten Fußball-Lehrer entsprechend abrundet.
Herr Neuhaus, die Arminia ist das beste Zweitliga-Team im Kalenderjahr 2019, zudem steht aktuell Platz 3 zu Buche. Was macht den DSC unter Ihrer Führung so stark?
Sicherlich braucht es dazu eine gute Mannschaft. Und ich glaube schon, dass wir eine haben. Es gehört jedoch mehr dazu: Mein Vorgänger Jeff Saibene hat der Mannschaft ein ordentliches Grundgerüst und defensive Stabilität verpasst. Das passt perfekt zu meiner Art und Weise, Fußball spielen zu lassen. Die Vorarbeit war also gut, und die Mannschaft war offen für Neuheiten. Es war bemerkenswert, wie schnell die Spieler sie umgesetzt haben.

Ihre Mannschaft hat im bisherigen Saisonverlauf 20 Tore erzielt, der HSV sogar 21. Kann diese Offensivstärke am Ende den entscheidend sein oder wird auf lange Sicht die Defensive über Erfolg oder Misserfolg entscheiden?
Das eine ohne das andere hilft wenig. Man wird nicht jedes Spiel 4:3 gewinnen. Daher braucht man in der Defensive eine gewisse Stabilität. Offensiv Gefahr auszustrahlen, das hat natürlich auch immer Auswirkung auf den Gegner und dessen Verhaltensweise. Man braucht also definitiv beides.
Sie waren rund sieben Jahre bei Union Berlin, mehr als drei Jahre bei Dynamo Dresden und arbeiten jetzt seit rund elf Monaten erfolgreich beim DSC. Sind Sie ein gutes Beispiel dafür, dass sich das kontinuierliche Festhalten am Trainer im schnelllebigen Geschäft auszahlt?
(lacht) Das sollen lieber andere beurteilen.
Gut beurteilen können sie aber die Lage beim HSV, der ebenfalls einen guten Saisonstart erwischt hat und aktuell mit 20 Punkten an der Tabellenspitze steht. Wie nehmen sie die Entwicklungen im Volkspark wahr, seitdem Dieter Hecking das Team im Sommer übernommen hat?
Von außen betrachtet, arbeitet die Mannschaft sehr seriös. Und ich glaube, dass Trainer Dieter Hecking sehr viel Ruhe reinbringt. Eigentlich ist der HSV - wie auch der VfB Stuttgart - auf Strecke nicht zu packen. Aber das Wort „eigentlich“ macht mir Mut. (lacht)
Das Verhältnis zwischen der Arminia und dem HSV gilt seit langem als freundschaftlich. Wird es aufgrund der Tabellenkonstellation am Montagabend dennoch besonders zur Sache gehen bzw. was erwarten Sie für ein Spiel?
Ich erwarte, dass es am Montag natürlich zur Sache geht. Aber das ist nicht auf Grund der Tabellenkonstellation so, sondern das ist grundsätzlich im Fußball so. Jede Mannschaft will das Spiel gewinnen und das wird am Montagabend auch nicht anders sein.