
Vorbericht
27.04.19
Mit Courage und Charakter: Im Endspurt durchstarten
Der Hamburger SV tritt am Sonntag beim 1. FC Union Berlin zum Topspiel der 2. Bundesliga an und will die gute Ausgangsposition im Aufstiegskampf weiter verbessern.
Es läuft bereits die 90. Minute im Volksparkstadion, als der 1. FC Union Berlin einen letzten langen Ball in den Strafraum der gastgebenden Rothosen schlägt. Gäste-Verteidiger Florian Hübner war für diese Szene mit aufgerückt, verlängerte den Ball in den Lauf von Suleiman Abdullahi und der Angreifer der Berliner drückte den Ball aus kurzer Distanz über die Torlinie. Ein wichtiger Treffer des Nigerianers, schließlich bedeutete dieses Tor den 2:2-Ausgleich im Spitzenspiel der 2. Bundesliga. Das alles geschah im November 2018. Damals empfing der HSV die drittplatzierten „Eisernen“ als Tabellenführer in Hamburg und drehte einen 0:1-Rückstand in eine knappe Führung, ehe der späte Gegentreffer den Heimsieg zunichtemachte. In der gestrigen Pressekonferenz erinnerte sich Hannes Wolf an das ärgerliche Remis zurück und wies vor dem morgigen Rückspiel (ab 13.15 Uhr live im HSVnetradio) auf die nachhaltigen Qualitäten der Gastgeber hin: „Union ist eine gute Mannschaft, die sehr körperbetont spielt. Sie haben vorne eine gute Wucht und über die Außenbahnen ein gutes Tempo. Man hat schon im Hinspiel gesehen, dass sie sehr gut agieren. Da haben wir kurz vor Schluss das 2:2 kassiert. Das wird ein Duell auf Augenhöhe. Wir haben es selbst in der Hand, aber wir werden eine Top-Leistung brauchen.“
Der HSV mit Hunt in die finale Saisonphase
Damit diese vom Cheftrainer geforderte Performance erbracht werden kann, müssen seine Schützlinge erneut die Courage und den Charakter auf den Platz bringen, die im DFB-Pokal-Halbfinale gegen RB Leipzig demonstriert wurden. Mit großer Bereitschaft wurde sich dem großen Favoriten in den Weg gestellt, so dass die spielstarken Sachsen vor allem gegen Ende der ersten Halbzeit ernsthaft in Bedrängnis gebracht werden konnten. Dieser Auftritt machte Mut, gleichwohl das Spiel letztlich mit einer 1:3-Heimniederlage endete. Unabhängig davon spielen die Pokal-Meriten nun sowieso keine Rolle mehr. Vielmehr sind die letzten vier Partien in der 2. Bundesliga von entscheidender Bedeutung, um das große Ziel zu erreichen. Seit dem Statement-Sieg im Stadtderby (4:0) konnte der HSV keines seiner fünf Ligaspiele gewinnen (drei Remis, zwei Niederlagen) und manövrierte sich damit in eine schwierige Situation, die aber weiterhin alle Optionen offenlässt. Mit 53 Punkten stehen die Rothosen auf Platz 2 und damit drei Punkte und zwei Plätze vor dem morgigen Gegner. Dazwischen hat sich der SC Paderborn eingereiht, der mit 51 Zählern den Relegationsrang einnimmt.
Ein enges Rennen also, bei dem Nuancen entscheidend sein werden. Dementsprechend bedeutsam ist nun die mentale Komponente, wie auch der 38-jährige Fußball-Lehrer im Vorfeld der Partie betonte: „Natürlich ist es greifbar, dass die Saison in die letzten Züge geht. Es ist ja nicht neu, dass beim HSV Druck drin ist. Wir kennen die Situation jetzt aber schon länger. Wir spielen gegen einen direkten Konkurrenten. Darum hoffe ich, dass wir einerseits ein gutes Spiel machen und andererseits die Nerven und die Konzentration haben, um in den entscheidenden Momenten da zu sein.“ Diese Hoffnung wird durch die immer besser werdende Personallage weiter genährt, schließlich befindet sich Kapitän Aaron Hunt nach seinen zwei Kurzeinsätzen gegen den FC Erzgebirge Aue (1:1) und RB Leipzig auf einem guten Weg in Richtung Top-Verfassung. Einzig Orel Mangala und Kyriakos Papadopoulos werden verletzungsbedingt ausfallen. In diesem Kontext kann der Coach auf fast alle Kräfte zurückgreifen, um in der Hauptstadt nach dem Maximum zu streben.

Union Berlin ebenfalls unter Druck
Die maximale Ausbeute einstreichen wollen naturgemäß auch die Gastgeber. Ebenso wie der HSV mussten allerdings auch die „Eisernen“ in der Rückrunde einige sportlichen Enttäuschungen verkraften. Die Mannen vom Schweizer Trainer Urs Fischer holten aus den vergangenen fünf Ligaspielen ebenso wenig Zähler wie der HSV (drei Remis, zwei Niederlagen) und stehen erstmals seit dem 20. Spieltag wieder auf einem Nicht-Aufstiegsplatz. Dementsprechend deutlich äußerte sich der seit Juli 2018 angestellte Cheftrainer über die Bedeutung des Aufeinandertreffens mit dem HSV: „Es ist ein wegweisendes Spiel. Ein Spiel mit einem gewissen Charakter, der vorentscheidend ist. Bei dem wir genau wissen, um was es geht.“ Ob der Torvorbereiter aus dem Hinspiel – Florian Hübner – an der Alten Försterei mitwirken kann, ist allerdings noch offen. Den Innenverteidiger plagen muskuläre Probleme. Darüber hinaus sieht es personell auch bei den Köpenickern gut aus, so dass einem Duell auf Augenhöhe nichts im Wege stehen sollte.
Damit der HSV diesen engen Vergleich zu seinen Gunsten entscheiden kann, wird genau das vonnöten sein, was Hannes Wolf im Vorfeld der Partie mit Nachdruck einforderte: „Wir wollen über die gesamte Spielzeit zu 100 Prozent da sein.“ Wenn das gelingt, kann der Endspurt mit einem Auswärtssieg eingeläutet werden, der einen fundamentalen Wert für die letzten Wochen der Saison hätte.
Der HSV-Kader:Tor: Pollersbeck, Mickel; Feld: Bates, Douglas, Hunt, Hwang, Janjicic, Jatta, Jung, Köhlert, Lacroix, Lasogga, Narey, Özcan, Sakai, Vagnoman, van Drongelen, Wintzheimer
So könnte Union Berlin spielen: Gikiewicz - Trimmel, Friedrich, F. Hübner, Reichel - Schmiedebach - Prömel, F. Kroos - Abdullahi, Polter, Mees
Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel)