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Vorbericht

09.03.19

Für die Fans und das große Ziel: Mit Dampf ins Derby

Der Hamburger SV tritt am Sonntag beim FC St. Pauli zum insgesamt 101. Hamburger Stadtderby an und will mit einem Derbysieg den nächsten Schritt auf dem Weg zum großen Ziel machen.

In Scharen waren sie gekommen. Rund 500 HSV-Fans wollten ihr Team am Tag vor dem Stadtderby unterstützen und aufzeigen, welch enormen Stellenwert das Spiel bei den Anhängern genießt. Die Körpersprache der HSV-Profis im Abschlusstraining verriet, dass auch die Protagonisten längst im Derby-Modus angekommen sind. Bereits am gestrigen Freitag artikulierte auch Cheftrainer Hannes Wolf seine Ambitionen für das bevorstehende Aufeinandertreffen mit dem ewigen Rivalen: „Es wäre an der Zeit“, sagte der 37-Jährige in der Pressekonferenz – und meinte damit den lang ersehnten Derbysieg, den der HSV am morgigen Sonntag beim FC St. Pauli einfahren will (ab 13.15 Uhr live im HSVnetradio). Der letzte Erfolg gegen den braun-weißen Stadtrivalen liegt schließlich schon fast 17 Jahre zurück. Damals, im April 2002, konnte der HSV einen souveränen 4:0-Sieg einfahren und sicherte sich damit die vorläufige Stadtmeisterschaft. Seitdem wurden drei weitere Pflichtspiele zwischen den beiden Hamburger Teams ausgetragen, von denen der HSV keines gewinnen konnte (zwei Remis, eine Niederlage). In diesem Kontext wäre ein Derbysieg von großer Bedeutung. Nicht nur, um die Kräfteverhältnisse in der Hansestadt geradezurücken, sondern auch im Sinne des großen, übergeordneten Ziels, welches der HSV-Cheftrainer und seine Schützlinge verfolgen. Auf diesem Weg kann ein Erfolg am Millerntor ein echter Meilenstein sein – und die Aussichten aus Sicht der Rothosen könnten nach statistischen Maßstäben kaum besser sein: Seit 1960 hat der HSV keines der 13 Spiele im Stadion des Erzrivalen verloren (elf Siege, zwei Remis). Auch wenn nur ein Pflichtspiel (1:1 im September 2010) in dieses Zahlenspiel fällt, ist die Gesamtbilanz ein guter Aufhänger für den anstehenden Vergleich. Die Männer um Kapitän Aaron Hunt wollen die Serie weiter ausbauen und den frenetischen HSV-Fans einen Erfolg bescheren, der noch weit über den Spieltag hinaus von Bedeutung wäre – und das in jeglicher Hinsicht.

Der HSV mit neuen Optionen

Bei diesem Vorhaben kann Hannes Wolf aller Voraussicht nach auch wieder auf Julian Pollersbeck zählen. Der HSV-Keeper konnte nach seinen Adduktoren-Problemen heute wieder beim Mannschaftstraining mitwirken und hat den Sprung in den 19-köpfigen Spieltagskader geschafft. Zudem sind auch Orel Mangala (Gelb-Rot) und Vasilije Janjicic (Rot) nach Ablauf ihrer Sperren zurück im Aufgebot. Verzichten muss der Coach hingegen auf Hee-chan Hwang, der sich im Heimspiel gegen Greuther Fürth am vergangenen Montag einen Muskelsehnen-Anriss im linken hinteren Oberschenkel zuzog und mehrere Wochen ausfallen wird. Neben dem Südkoreaner werden auch Josha Vagnoman (Teilruptur des Innenbandes), Kyriakos Papdopoulos (Knorpelschaden) und Jairo Samperio (Kreuzbandriss) das Derby verletzungsbedingt verpassen. Abgesehen davon stehen dem Fußball-Lehrer allerdings alle Spieler zur Verfügung, so dass die personelle Lage im Vergleich zu den Vorwochen deutlich vielversprechender daherkommt. Entsprechend ambitioniert und angriffslustig äußerte sich der Übungsleiter im Vorfeld, ohne dabei seine demütige Haltung aufzugeben: „Wir respektieren den Gegner sehr. Es wird ein enges Spiel und genau so nehmen wir es an. Wir wissen, dass wir Vollgas geben müssen, um etwas zu holen. Wir wollen Fußball spielen und spielerische Lösungen finden, brauchen aber auch Mentalität, Kampf und Körperlichkeit.“

Der Gastgeber mit Rückenwind

Diese Tugenden werden auch notwendig sein, wenn ein Sieg gegen den Gastgeber gelingen soll. Der FC St. Pauli liegt in der Tabelle nur vier Zähler hinter dem HSV und spielt ebenfalls eine sehr stabile Saison. Die Kiezkicker konnten am vergangenen Wochenende einen 1:0-Sieg beim SC Paderborn einfahren und sind damit mittendrin im Aufstiegsrennen. Bezahlt gemacht hat sich vor allem die Verpflichtung von Alex Meier. Der gebürtige Buchholzer kehrte im Winter an seine alte Wirkungsstätte zurück und erzielte in sechs Spielen bereits fünf Treffer. Auch Hannes Wolf hat großen Respekt vor dem 36-jährigen Mittelstürmer und will seine Akteure bestmöglich auf die ehemalige Rothose vorbereiten: „Wir müssen unsere Spieler besonders auf ihn einstellen. Seine Fähigkeiten bei Standardsituationen und auch aus dem Spiel sind eindeutig. Deshalb gucken wir im Vorfeld natürlich darauf, wie er seine Tore macht und wie er in Szene gesetzt wird und stellen die Verteidigung entsprechend ein. Wir werden versuchen, ihn möglichst aus dem Spiel zu nehmen.“ 

Wenn es gelingt, den Stürmer in den Griff zu bekommen, wird der angepeilte Derbysieg sicherlich wahrscheinlicher. Und genau dieser hätte für den HSV eine ganz besondere Relevanz, schließlich liegt der letzte Erfolg gegen den Stadtrivalen schon so lange zurück, dass vor allem die jüngeren Anhänger der Rothosen noch nicht in den Genuss dieses prestigeträchtigen Sieges gekommen sind. In diesem Sinne gab der HSV-Cheftrainer die finale Marschroute vor: „Eine ganze Generation an HSV-Fans hat eigentlich noch keinen Derby-Sieg im Pflichtspiel erlebt. Es wäre an der Zeit...“


Der HSV-Kader:
Tor: Pollersbeck, Mickel, Behrens; Feld: Arp, Bates, Holtby, Hunt, Ito, Janjicic, Jatta, Jung, Lacroix, Lasogga, Mangala, Narey, Özcan, Sakai, Santos, van Drongelen

So könnte der FC St. Pauli spielen: Himmelmann - Kalla, Avevor, Hoogma, Buballa - Knoll, Buchtmann - Miyaichi, Möller Daehli, Sobota - Meier

Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)