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16.07.25
"Es braucht den Spaß am Fußball"
HSV-Neuzugang und Bundesliga-Routinier Yussuf Poulsen sprach in einer Medienrunde über seinen Wechsel vom letztjährigen Champions-League-Teilnehmer zum diesjährigen Aufsteiger, seine angedachte Rolle als Führungsspieler und seine große Leidenschaft für den Fußball.
„Über Yussuf Poulsen muss man nicht viele Worte verlieren“, erklärte HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz im Zuge der Verpflichtung des Bundesliga-Routiniers. Das stimmt. Yussuf Poulsen ist jedem eingefleischten Fußballfan in Deutschland ein Begriff, sozusagen ein beschriebenes Blatt. Seit einem Jahrzehnt geht er in der höchsten deutschen Spielklasse auf Torejagd: 233 Einsätze, in denen ihm 49 Tore und 27 Assists gelangen, stehen in seiner Vita. Darüber hinaus gewann der 1,92 Meter große Mittelstürmer zweimal den DFB-Pokal (2022 und 2023) sowie einmal den Supercup (2024).
Unterm Strich ist Poulsen also die Definition von "Gesicht der Bundesliga". Und als solches soll der 87-malige dänische Nationalspieler dem HSV mit all seiner Erfahrung und Qualität auch maximal weiterhelfen. Seit dem gestrigen Dienstagvormittag ist der Mittelstürmer, der am Montagabend (14. Juli) ins Trainingslager nach Herzogenaurach nachreiste, nun mittendrin auf dieser, seiner "HSV-Mission". Zwar tastet sich der 1,92 Meter große Rechtsfuß nach seinem Urlaub an den für ihn ersten Tagen der Vorbereitung noch ans Teamtraining heran, doch seine Aura war und ist rund um die Mannschaft dann doch auf Anhieb spürbar. Und das in jüngerer Vergangenheit mitunter überstrapazierte Jugendwort des Jahres 2024 trifft auf einen Routinier wie Yussuf Poulsen tatsächlich zu: Offen, kommunikativ und immer wieder mit einem Lächeln im Gesicht begegnete der 31-jährige seinem neuen Arbeitsumfeld. Dabei müsste er sich nach zwölf Jahren im RB-Kosmos ja erst einmal umgewöhnen, doch Profi ist eben Profi und wer mit allen Wassern gewaschen ist, weiß, dass Fußballmannschaften doch immer sehr ähnlich ticken. "Ich wurde super aufgenommen. Sowohl die Mannschaft als auch das Team hinter dem Team besteht aus offenen und coolen Leuten", erklärte Poulsen im Zuge seiner ersten Medienrunde am gestrigen Nachmittag. Und in dieser verlor der Mann, über den man eigentlich keine Worte mehr verlieren muss, dann jede Menge Worte und sprach im Detail über ...

... seinen Wechsel zum HSV: Zu diesem Club muss man nicht viel sagen. Der HSV ist einer der größten Vereine, die es in Deutschland gibt. Da spielt es keine Rolle, ob der Verein sieben Jahre lang in der 2. Liga gespielt hat. In der letzten Saison war gefühlt jedes Heimspiel ausverkauft. Das sagt viel aus und genau damit hat mich der HSV auch bekommen. Ich liebe es, Fußball zu spielen. Und ich will so viel Fußball auf höchstem Niveau spielen wie möglich. Das war immer der Antrieb in meiner Karriere.
… seine Verbindung zum HSV: Das erste internationale Spiel, das ich live im Stadion gesehen habe, war das UEFA-Cup-Spiel 2005 zwischen dem F.C. Kopenhagen und dem HSV. Ich saß im Oberrang über den HSV-Fans auf der Tribüne, vor der letztlich der Elfmeter geschossen wurde. Die Erinnerung an dieses Spiel ist noch sehr präsent in meinem Kopf, auch wenn ich damals als kleiner Junge für den dänischen Verein war. (lacht) Zugleich habe ich schon damals die Wucht der Hamburger Fans gespürt.
... seine Herangehensweise: Ich freue mich auf die Aufgabe. Die Euphorie nach einem Aufstieg kann dich in der Folgesaison immer auch ein Stück weit tragen. Das habe ich selbst vor zehn Jahren mit Leipzig erlebt. Einige Spieler, die in den vergangenen Jahren hier Jahr für Jahr sozusagen aufsteigen mussten und diesen Druck gespürt haben, können das erste Mal seit langem befreit aufspielen. Es braucht diesen Spaß am Fußball. Das muss man immer im Kopf behalten. Es geht darum zu zeigen, wie gut wir sind. Natürlich brauchst du am Ende auch Punkte und es geht im Fußball darum, Spiele zu gewinnen, aber damit das gelingt, ist Spaß eine wichtige Grundvoraussetzung.

... seine Leader-Qualitäten: Man entscheidet nicht selbst, ob man ein guter Leader ist. Es freut mich, wenn andere Leute das von außen so beurteilen. Ich bin mir bewusst darüber, dass ich viel Erfahrung mitbringe und vielen Spielern helfen kann, sich in den nächsten Jahren zu verbessern. Ich freue mich auf diese Aufgabe. In der Theorie war es in Leipzig eine ähnliche Rolle. Auch dort hatten wir immer wieder viele junge Spieler, die zuvor nicht das Niveau wie in Leipzig gespielt hatten. Auch dort musste man Spieler formen. Ich bin generell ein Typ, der sich gern in Gruppen engagiert, daher gefällt mir die Rolle.
... seinen Führungsstil: Der ergibt sich aus den Dingen, die ich beobachte. Man muss nicht jeden Mitspieler gleich behandeln, weil dann behandelt man Leute ungerecht. Alle Menschen sind verschieden und dementsprechend braucht es auch verschiedene Herangehensweise. Manche benötigen einen Tritt in den Hintern, andere eine Streicheleinheit. Das gilt es in nächster Zeit herauszufinden.

... persönliches Verbesserungspotential im höheren Fußballalter: Du kannst dich immer verbessern - in allen Teilen des Lebens. Es gibt nie 100 Prozent. Es gibt keine Perfektion. Ich werde mich auch jenseits der 30 Jahren in den nächsten Jahren noch weiter verbessern. Einige Leute sagen, dass das in dem Alter nicht mehr geht, aber ich versuche, jeden Tag besser zu werden. In puncto Schnelligkeit werde ich vielleicht nicht mehr besser (lacht), aber es gibt so viele Bereiche als Profifußballer, zum Beispiel das Mentale, in denen man immer die Leistung optimieren kann.
... seinen Abschied aus Leipzig nach 12 Jahren: Das "Tschüss-sagen" vorgestern war sehr emotional und ist mir deutlich schwieriger gefallen als die Entscheidung an sich. Aber das ist auch ein Teil des Lebens. Man darf auch schwierige Momente durchleben. Wir sind am Ende gut und ohne Groll auseinandergegangen. Ich bin froh, dass ich so lange für einen Verein spielen konnte. Die meisten Fußballer wünschen sich das, weil man eine emotionale Bindung zum Club kriegt. Leipzig ist nicht meine Heimatstadt, aber eine zweite Heimat geworden. Dafür bin ich dankbar.