
eSports
15.11.21
HSV eSports-Mentalcoach: "Natürlich fiebere ich auch mit"
Im HSV.de-Interview spricht Mentalcoach Fabian Neumann über die wichtigsten Aspekte seiner Arbeit mit den eRothosen, seine Verbundenheit zum Club und das bevorstehende eStadtderby.
Schon seit mehreren Monaten arbeitet Fabian Neumann mit dem HSV eSports-Team. Im Hintergrund, versteht sich. Life Coaching, Business Coaching oder eben Sport Coaching mit den insgesamt sehr jungen eRothosen: Der Mentalcoach verrichtet seine Arbeit diskret und im persönlichen Austausch. Mit HSV.de hat der 31-Jährige nun erstmals über seine Herangehensweise gesprochen, die für ihn auch einen persönlichen Bezug hat. Schließlich ist Neumann gebürtiger Hamburger und seit Jahren Dauerkarteninhaber beim HSV. Einen Tag vor dem eStadtderby in der VBL Club Championship (ab 17.30 Uhr live bei Twitch) erklärt er, wie die Betreuung der eSports-Profis im Detail aussieht, welche Transferleistungen er aus seiner Zeit als Tennis-Talent ziehen kann und wie er das prestigeträchtige Spiel gegen St. Pauli verfolgt.
Fabian, zu Beginn drängt sich die Frage auf, wie gut du eigentlich selbst mit dem Controller umgehen kannst?
Ich bin natürlich auch ein Ass. (lacht) Spaß beiseite, mein Niveau ist eher durchschnittlich. Im Ultimate-Team-Modus habe ich es mal in Liga 1 geschafft, mit meinen Freunden vor allem im Zwei-gegen-zwei gespielt. Mir hat FIFA über all die Jahre immer Spaß bereitet, das ist doch die Hauptsache.
Spaß macht dir hoffentlich auch die Arbeit mit den HSV eSports-Profis. Wie sieht diese in der Praxis aus?
Es geht in erster Linie darum, dass die Jungs ihre volle Stärke entfalten können und einen Flow im Spiel finden. Um das zu erreichen, sind Einzelgespräche ein gutes Mittel. Jeder kann seine eigenen Themen mitbringen und Zweifel äußern, die ihn vielleicht an seiner Bestleistung hindern. Diese Felder bearbeiten wir dann.
Führe das gern noch ein wenig aus.
Zum einen gibt es die Grundeinstellung, also das Mindset. Dabei geht es um das Gedankenkonstrukt und letztlich logische Gedankengänge, die mich freier aufspielen lassen. In diesem Bereich werden häufig falsche Dinge vermittelt und vorgelebt. Dadurch kann es beispielsweise zu erhöhtem Druck, fehlenden- Fokus oder Selbstvertrauen kommen. Deswegen ist es wichtig, dass man bestimmte Denkmuster versteht und diese verändert. Das ist immer auch ein Prozess. So etwas kann man tatsächlich trainieren und sich auch selbst dabei ertappen, wenn die Gedanken in die falsche Richtung gehen.
Kannst du dich in diese Denkmuster hineinzuversetzen, weil du früher selbst sehr ambitioniert im Jugend-Tennis unterwegs warst?
Unbedingt. Dass ich selber gespielt habe, ist essenziell, da ich diesen Druck selbst auch durchlebt habe. Was macht das mit mir, wenn ich einen Rückschlag erleide? Warum liege ich zurück, obwohl ich doch eigentlich besser bin? Das sind Fragen, die ich mir im Laufe meines Sportlerlebens auch schon gestellt habe. Mit dem Thema eSports habe ich mich auf der mentalen Ebene vor meinem HSV-Engagement noch nicht so intensiv beschäftigt, das hat sich dann aber ganz schnell verändert. Nach wenigen Wochen habe ich gemerkt, was die Besonderheit dieses Sports ist. 20 Minuten voller Fokus sind mental wirklich schwierig. Du hast quasi keinen Stressabbau, deswegen muss man besonders ausgelastet und ausgeglichen sein.
Darauf wird es auch morgen im prestigeträchtigen eStadtderby ankommen. Sind die Jungs gut auf die mentale Belastung vorbereitet?
Auf jeden Fall. Nicolas Eleftheriadis als Cheftrainer ist in diesem Kontext auch ein sehr wichtiges Puzzlestück. Er vermittelt den Jungs ein gutes Gefühl und überhöht diese auf dem Papier besonderen Spiele nicht. Deswegen ist die Wahrscheinlichkeit dann auch deutlich höher, dass es gut ausgeht.
Wie wirst du das Spiel morgen verfolgen?
Ich habe auch schon Spiele in der eSports-Loge im Volksparkstadion verfolgt, das Stadtderby werde ich mir morgen aber im Homeoffice anschauen. Ich fiebere dann natürlich auch richtig, obwohl ich weiß, dass ich in dem Moment nichts ausrichten kann. Das macht aber nichts, denn irgendwann muss man die Analyse-Brille auch mal ablegen.
Übrigens: Wer mehr über Fabian Neumann und seine Arbeit erfahren möchte, kann sich hier ein umfassendes Bild auf der Homepage machen.