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Nachwuchs

25.02.22

"Clubumfassend ähnliche Sprache sprechen"

Torwarttrainer Tino Dehmelt spricht im Interview über seinen Werdegang beim HSV sowie die zentralen Inhalte der Torhüterausbildung im Nachwuchsleistungszentrum.

In der am heutigen Freitag erscheinenden Ausgabe der HSVlive wird die Arbeit unserer Torhüter in all ihren Facetten umfassend beleuchtet, auch die Ausbildung im Nachwuchsleistungszentrum wird fokussiert. Einen ersten Einblick in die im Nachwuchs gelebte Philosophie sowie seinen persönlichen Werdegang gibt U19-Torwarttrainer Tino Dehmelt. 

Moin Tino, du bist seit mittlerweile seit fast 14 Jahren beim HSV tätig, hast 2008 als U17-Torwart angefangen und bist auch heute noch im NLZ aktiv, inzwischen als Torwarttrainer. Wie ist es zu deinem Trainerdasein gekommen und wie ist dein Karriereweg in den darauffolgenden Jahren verlaufen?

Gegen Ende meiner Zeit als Torwart in der U21 habe ich mich leider schwer am Knie verletzt. Der HSV hat mir daraufhin sowohl eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement als auch einen Trainerjob in der U11/U12 angeboten. Ich habe mich dann parallel zu meiner Spielertätigkeit an beidem versucht, aber relativ schnell festgestellt, dass meine Leidenschaft weniger am Bürotisch, sondern mehr beim Torwarttraining auf dem Platz liegt. Also habe ich mich dort die kommenden Jahre richtig reingehangen und bin die Jugendmannschaften hochgewandert.

Wie hat sich deine Arbeit auf diesem Weg verändert?

Inhaltlich lag in meiner Anfangszeit auf dem Kleinfeld der Fokus vor allem auf der technischen Grundausbildung und der Motivation der Spieler. Auf dem Großfeld sollten die Spieler diesen Drive dann schon selbst mitbringen, das Training ist insgesamt wesentlich taktischer. Für mich war es besonders in meiner Anfangszeit sehr wichtig, möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Unheimlich wertvoll sind in dem Zuge bis heute auch der Kontakt und Austausch mit erfahreneren Kollegen, bei denen mich ihre Herangehensweise und ihr Umgang mit den Spielern interessiert. Zusätzlich habe ich mein Wissen über viele Lehrgänge und Fortbildungen erweitert. 

In deiner langen Zeit beim HSV hast du die Torwartausbildung aus vielen Perspektiven umfangreich kennengelernt, wie hat sie sich in dieser Zeit verändert?

Da hat sich insgesamt sehr viel getan. Als ich damals 2008 als Torwart angefangen habe, gab es nur einen Torwarttrainer für alle Mannschaften des NLZ. Heute haben wir dort zwei festangestellte und drei nebenberufliche Trainer. Das erlaubt natürlich ein viel professionelleres und individuelleres Training mit den Talenten. Außerdem gab es immer wieder neue Torwarttrainer bei den Profis, die neue Impulse und ihren eigenen Stil mitgebracht haben. Dadurch befand sich die übergreifende Herangehensweise oft im Wandel.

Mit Profi-Torwarttrainer Sven Höh steht ihr in seinem ständigen Austausch.  Wie läuft eure Zusammenarbeit ab?

Sven legt sehr viel Wert auf das taktische Torwarttraining, daran möchten wir uns auch im Nachwuchs orientieren. Es ist wichtig, dass wir clubumfassend eine ähnliche Sprache sprechen, um die Talente bestmöglich auf die Profis vorzubereiten. Daher stehen wir auch fortlaufend in sehr engem Austausch mit Sven. Gleichzeitig können wir aber natürlich weiterhin auch unsere eigenen Ideen und Herangehensweisen einbringen. 

Wer das Training der Profis beobachtet hat, dem fällt auf, dass beispielsweise mit Steven Mensah oder Hannes Hermann zuletzt häufig Jugendtorhüter bei den Einheiten der Profis mitmischen dürfen. Täuscht der Eindruck, oder hat sich da die Durchlässigkeit in diesem Jahr nochmal erhöht?

Einhergehend mit der aktuell vom Club verfolgten Philosophie, möglichst viele Spieler aus der eigenen Akademie im Profikader zu etablieren, gibt es auch von Sven die klare Haltung, dass die Tür für die Nachwuchstorhüter immer offen ist. Wenn ein Torwart der Bundesligamannschaft für das Training ausfällt, gibt es also recht schnell die Gelegenheit für einen der Jugendtorhüter, sich zu zeigen und etwas mitzunehmen. Zusätzlich haben wir Anfang dieser Saison ein Torwartfördertraining eingeführt, welches weitere Gelegenheiten bietet, den Profis näher zu kommen und die Jungs in ihrer Entwicklung vorantreibt.

Wie kann man sich das Fördertraining vorstellen?

Etwa alle zwei Wochen bieten wir den Jugendspielern, die sich mit guten Leistungen gezeigt haben, ein gemeinsames Fördertraining an. Da macht dann meistens auch ein Torwart von den Profis mit, die selbst alle total Lust darauf haben, den Talenten etwas mitzugeben. Diese Nähe zu den Profis hat sowohl für die Motivation als auch inhaltlich einen sehr großen Mehrwert.

Können sich die Fans dank dieser Maßnahmen also beim HSV in den nächsten Jahren auf viele Keeper aus der eigenen Jugend im Volksparkstadion freuen?

Es ist natürlich unser Ziel, möglichst vielen Jungs den Weg in den Profifußball zu ermöglichen, aber ganz so einfach ist es leider nicht. Es ist unser Job, die Spieler auf ihrem Weg bestmöglich zu unterstützen und beste Bedingungen zu schaffen, aber die Motivation und die Hingabe muss von ihnen selbst kommen. Wir versuchen, mit diesen Angeboten die Tür für die jungen Torhüter möglichst weit aufzustoßen, letztendlich müssen sie dann aber selbst hindurchgehen. Aktuell gibt es aber durchaus ein paar Jungs, denen ich das zutrauen würde.

Wie nimmst du zusammenfassend die aktuelle Torwartausbildung beim HSV wahr, was zeichnet sie besonders aus?

Insgesamt sind wir nach meinem Gefühl auf einem sehr guten Weg. Wir haben mit dem Campus beste Voraussetzungen, wir haben gute Trainer und wir haben gute Jungs. Dazu haben wir mit Sven jemanden, der hinter unserer Jugendarbeit steht und die Tür für unsere Spieler in Richtung Profimannschaft aufmacht. Daher bin ich positiv gestimmt und habe Lust darauf, diese guten Bedingungen in den nächsten Jahren auch zu nutzen.

Hier geht es zur gesamten HSVlive-Ausgabe.