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Nachwuchs

18.06.18

#immerweiter

Ein Rückblick auf die Spielzeiten der Teams aus dem Leistungsbereich. Wie sind die Leistungen und Platzierungen der U19, U17 und U16 des Hamburger SV einzuschätzen?  Teil 1: Die U19

Immer weiter. Momente nach dem Abpfiff in Bremen wollte und konnte keiner daran denken. Die U19 des Hamburger SV hatte wenige Augenblicke zuvor den 2:2-Ausgleich kassiert, die Jungs des SV Werder Bremen bejubelten das Tor frenetisch. Für die Grün-Weißen hatte der Treffer aber keine Auswirkungen mehr, sie wären auch bei einer Niederlage Dritter geworden. Für den HSV aber umso größere. Durch das Remis rutschte die Mannschaft von Trainer Daniel Petrowsky am letzten Spieltag von der Tabellenspitze der A-Junioren-Bundesliga noch auf Rang zwei. Keine Meisterfeier, keine Teilnahme an der deutschen Meisterschaft, nur große Trauer.

„Die Enttäuschung ist kaum in Worte zu fassen“, sagte U19-Trainer Petrowsky unmittelbar nach dem Abpfiff. Mit seiner formulierten Sprachlosigkeit sprach der 41-Jährige seinen Spielern aus der Seele. Fast alle U19-Kicker sanken nach Spielende zu Boden, viele vergruben sich und ihre Tränen im Trikot. Den nach Bremen mitgereisten HSV-Fans – die meisten von ihnen Mitarbeiter aus dem NLZ – brach es das Herz, ihre Jungs so am Boden zu sehen. Monatelang hatten sie mitgefiebert, nun wollten alle zusammen in Bremen ein Stück Geschichte schreiben. Seit Einführung der A-Junioren-Bundesliga im Jahr 2003 wäre es die erste HSV-Meisterschaft und damit die erste Teilnahme an der deutschlandweiten Endrunde gewesen.

Aber: immer weiter. Dieses Credo gilt nicht nur in der U19-Kabine, in der das Hashtag mit großen Lettern angebracht ist. Es gilt nicht auch auf dem Platz und in den Köpfen. Und auch das haben die U19-Spieler verinnerlicht. Nachdem die erste Trauer gewichen war, ergriff Kapitän Aaron Opoku im Kreise seiner Mannschaft das Wort: „Wir haben alle Frust. Das ist klar. Aber daran denken wir jetzt nicht mehr. Egal was heute passiert ist: Wir haben eine brutale Saison gespielt. Keiner hätte das am Anfang für möglich gehalten. Ich bin stolz auf uns alle.“ Auch sein Trainer hatte nach der ersten Sprachlosigkeit seinen Fokus wieder auf das Positive gesetzt. „Die Enttäuschung ist jetzt bei allen sehr groß. Es wird Zeit brauchen, dieses Erlebnis zu verarbeiten. Aber die Jungs können auch stolz auf sich sein. Sie haben eine starke Saison gespielt und alle haben eine gute Entwicklung genommen“, lobte Petrowsky.

Genau darum geht es. Ergebnisse und Titel stehen nicht im Vordergrund der U19. Die Entwicklung ist Sinn und Zweck einer A-Jugend. Die sportliche und mentale Aus- und Weiterbildung jedes einzelnen. Dass sich die gesamte Mannschaft weiterentwickelt hat, zeigen die bloßen Zahlen. Vom zwölften bis zum letzten Spieltag standen die Hamburger in der Liga durchgängig auf Rang eins. Spieler wie Kapitän Opoku machten in ihrem zweiten A-Jugend-Jahr einen gewaltigen Effizienzsprung. Hatte der trickreiche Außenspieler in der vergangenen Saison in 23 Partien nur vier Tore erzielt, schraubte er sein Konto in dieser Spielzeit auf 15 Treffer in die Höhe. Innenverteidiger Patric Pfeiffer unterschrieb nach starken Leistungen einen Profivertrag bei den Rothosen. Josha Vagnoman, im Jahr 2000 geboren und damit noch ein weiteres Jahr für die A-Jugend spielberechtigt, gab gar sein Bundesliga-Debüt gegen den FC Bayern.

Die Entwicklung dieser Spieler steht sinnbildlich für die sportliche Fortbildung aller Akteure. Die mentale Schule haben sie vor allem am letzten Spieltag bekommen. Denn so platt es auch klingt: Niederlagen prägen mehr als Siege. Vor einem großen Triumph stehen häufig brutale Niederlage. Das hat die Sportgeschichte – nicht nur im Fußball – mehrfach gezeigt. Es bleibt also nur Opokus Worten zu folgen und dem Stolz über eine fantastische Saison mehr Raum zu geben als der Trauer über das verlorene Match gegen Werder. Getreu dem U19-Motto: immer weiter.