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Verein

27.01.23

19. Erinnerungstag im deutschen Fußball

Anlässlich des heutigen Erinnerungstages im deutschen Fußball gedenkt der HSV den Frauen, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus ihr Leben ließen.

Heute vor genau 78 Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die sowjetische Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Von 1940 bis 1945 wurden dort rund eine Millionen Menschen von den Nationalsozialisten ermordet. Die nationalsozialistischen Verbrechen waren möglich, weil es viele aktive Täter und Unterstützer gab, aber auch, weil so viele Menschen wegschauten. Nur ein sehr kleiner Teil der Deutschen leistete Widerstand. Unter diesen wenigen Menschen, die den Verfolgten geholfen haben und Widerstand leisteten, gab es viele Frauen. Etliche von ihnen wurden ermordet, die meisten ihrer Namen sind heute vergessen. Am diesjährigen Erinnerungstag im deutschen Fußball wollen wir ihrer gedenken.

Alle Informationen zum Erinnerungstag gibt es hier in Leichter Sprache.


Margit Zinke 

Für den HSV steht die Biografie von Margit Zinke (1914-1945) im Fokus, die als Jugendliche mit großer Begeisterung beim Hamburger Sport-Verein Hockey spielte. Margit Zinke wurde gemeinsam mit ihrem Mann Paul sowie mit 69 anderen Frauen und Männern im April 1945 im KZ Neuengamme nur wenige Tage vor dessen Befreiung ermordet.

In den dreißig Jahren, die ihr gegeben waren, lebte Margit Zinke ein äußerst bewegtes und mutiges Leben. „Kein Mensch hat das Recht, zu gehorchen!“ – es scheint fast so, als sei das berühmte, erst viele Jahre später getätigte Zitat Hannah Arendts für Margit bereits damals handlungsleitend gewesen zu sein. 
Aus allen Berichten, z.B. von Mitschülerinnen während ihrer Zeit in der katholischen höheren Mädchenschule am Holzdamm, geht hervor, dass sie nicht nur eine gute, sondern auch beliebte Schülerin war, die schon in jungen Jahren als „Rebellin“ wahrgenommen wurde. Die auf Disziplin und Strenge ausgerichtete Erziehung bei ihren Adoptiveltern sowie in der von Ursuliner-Schwestern geführten Mädchenschule konnte sie nicht davon abbringen, schon in jungen Jahren gegen Autoritäten zu rebellieren.

Beim HSV lernte sie auch ihren ersten Mann Heinrich Speckin kennen. Obwohl er bei ihren Eltern als nicht standesgemäß durchfiel, hielt sie erneut gegen alle Widerstände an der Beziehung fest und bekam mit ihm drei Kinder. Allerdings hielt die Ehe nicht. Nach ihrer Scheidung im Frühjahr 1942 zog sie, damals noch als Margit Speckin, mit zwei ihrer Kinder in das proletarisch-sozialdemokratische Milieu der Falkenried-Terrassen, also in die direkte Nachbarschaft der antifaschistischen Zelle, in der auch ihr zukünftiger Ehemann Paul Erich Zinke aktiv war, den sie am 1. Juli 1944 heiratete. Denn auch Margit hatte sich im Laufe der NS-Zeit zu einer entschiedenen Gegnerin des Regimes entwickelt, die sich auch jetzt unter den herrschenden Bedingungen nicht einschüchtern ließ. Ihr unvorsichtiges Verhalten war wiederholt auch Thema bei den geheimen Zusammenkünften der Partei- und Gesinnungsgenossen um Paul, zu denen Margit mehr und mehr gehörte. Sie galt, obwohl sie kein Mitglied der KPD war, als "treue Genossin".

Spätestens seit den großen Bombardements auf Hamburg im Juli/August 1943 wurde sie in höchst gefährliche Aktionen des Widerstandes aus dem Hafen mit einbezogen. Aufgrund eines NS-Spitzels, der im Dezember 1943 von der Gestapo eingeschleust wurde, kamen Paul und viele andere im Dezember 1944 in Haft. Und auch Margit wurde zwei Monate später im Februar 1945 verhaftet.  Diese Verhaftungen waren ihr Todesurteil, denn den unausweichlichen Untergang ihres Tausendjährigen Reiches vor Augen, waren SS und Gestapo fest entschlossen, alles zu vernichten, was sich ihnen entgegengestellt hatte und/oder ihnen ausgeliefert war. Margit und Paul Zinke wurden in den Nächten zwischen dem 21. und 24. April 1945 im KZ Neuengamme ermordet. Seit 1995 ist in HH-Bergedorf eine Straße nach ihr benannt. Im Falkenried 26 befindet sich ein Stolperstein in Erinnerung an das Ehepaar Margit und Paul Zinke.


Gedenkveranstaltungen am 27. Januar

Wir luden alle HSV-Fans dazu ein, am 27. Januar an der Gedenktafel am Volksparkstadion Gestecke, Kerzen o.ä. niederzulegen und an der Kranzniederlegung beim Stolperstein am Falkenried 26 teilzunehmen. In diesem Zusammenhang werden auch die Biografien weiterer Widerstandskämpfer, Sportler, Trainer oder Mitglieder, die im HSV aktiv waren, wie z.B. Asbjørg Halvorsen, James Lewié, Norbert Prenzlau und Fritz Harald Tachau, behandelt. Wer noch tiefer in die Thematik einsteigen möchte, kann die vollständigen Biografien an den Gedenktafeln am Volksparkstadion (unmittelbar am Service-Center gelegen) lesen. Eine ausführliche Biografie von Margit Zinke gibt es hier.

Impressionen von den Kranzniederlegungen gibt es in der untenstehenden Bildergalerie zu sehen: