
Spielbericht
27.02.22
2:3 - Bittere HSV-Niederlage im Nordderby
Der HSV hat das Nordderby gegen Werder Bremen trotz starker Leistung mit 2:3 verloren. Gleich zwei Handelfmeter nach Videobeweis entschieden die Partie zugunsten der Gäste.
Der Hamburger SV unterlag am Sonntag (27. Februar) im Volksparkstadion dem SV Werder Bremen mit 2:3 (0:1) und verlor damit erstmals in dieser Saison ein Heimspiel. Und das auf ebenso spektakuläre wie bittere Art und Weise, denn gleich zweimal sorgte eine nachträgliche Videoentscheidung für einen Bremer Handelfmeter, Ducksch und Füllkrug trafen so für die Gäste, zudem erzielte Ducksch aus dem Spiel heraus einen Treffer. Für den HSV trafen Meffert und Glatzel, darüber hinaus wurden den Rothosen zwei Tore von Heyer und Wintzheimer nachträglich aberkannt. Allein diese Fakten belegen, welch unglaubliche Dynamik und Dramatik diesem Nordderby innewohnte, das die Gäste nach tollen Leistungen beider Mannschaften schlussendlich vor 25.000 hochemotionalisierten Zuschauern für sich entscheiden konnten.

Knifflige Entscheidungen...
Ehe die Partie von Schiedsrichter Daniel Siebert angepfiffen wurde, posierten beide Teams zusammen mit einem "Stop War"-Plakat und setzten damit aller sportlichen Rivalität zum Trotz ein gemeinsames Zeichen. Doch mit den Anpfiff standen dann das Spiel und die Derbyemotionen im Mittelpunkt - und davon gab es reichlich. Denn der Derbyspaß hatte noch gar nicht richtig begonnen, da war bereits klar: Über dieses Nordderby wird auch über die 90 Minuten hinaus gesprochen werden.
Der Grund? Es gab nicht den einen Grund, sondern eine Vielzahl. Und dabei stets im Mittelpunkt: Schiedsrichter Siebert und der Kölner Keller. Los ging es bereits nach zehn Minuten, als der Videobeweis für einen mehr als fragwürdigen Handelfmeter sorgte, den Ducksch zum 0:1 verwandelte. Und auch der nächste diskussionswürdige Pfiff fiel nicht zugunsten der Rothosen aus, denn er bedeutete, dass Siebert dem HSV den Ausgleich aberkannt hatte: Heyer hatte in der 19. Minute das vermeintliche 1:1 erzielt, zuvor aber war ein Dreikampf zwischen Glatzel sowie den Bremern Toprak und Pavlenka von Siebert als Hamburger Foulspiel gewertet worden, worüber man auch unterschiedlicher Ansicht sein konnte. Doch es drehte sich an diesem sonnigen Sonntagnachmittag nicht ausschließlich um Schiedsrichterentscheidungen, sondern auch um ein richtig gutes Fußballspiel zwischen zwei Topteams, die sich gegenseitig hoch pressten - und von denen die Gäste in dieser ersten Hälfte die klareren Chancen für sich verbuchen konnten. Allein gegen Ducksch und Bittencourt zeigte HSV-Keeper Heuer Fernandes zwei herausragende Paraden, die das eigentlich sichere 0:2 verhinderten und den HSV somit im Spiel hielten.

...und hochklassiges Derby
Und nach dem Seitenwechsel ging es gleich wieder munter weiter. Sportlich, aber auch mit den kniffligen Entscheidungen. Denn nur wenige Sekunden nach Wiederbeginn erzielte Meffert den sehnlich herbeigesehnten 1:1-Ausgleich, der dann aber natürlich noch minutenlang geprüft werden musste, da es sich abseitstechnisch um eine Millimeterentscheidung handelte. Doch die Hamburger Freude über das schlussendlich gegebene 1:1 hielt nicht einmal fünf Minuten, denn dann folgte Teil 2 der "Handspiel im HSV-Strafraum"-Odyssee, als Weisers Schuss an Jattas Arm klatschte.
Siebert entschied erneut nach Videoansicht auf Elfmeter und Füllkrug konnte so in der 51. Minute das 1:2 erzielen. Damit war sie dann wieder dahin, die Hamburger Euphorie nach dem Ausgleich, der Frust über den zweiten Gegentreffer per Elfmeter nach Videobeweis war spürbar. Doch nur ganz kurz. Dann kurbelten die Rothosen, unterstützt durch die große Energie von den Rängen, wieder richtig stark an und kamen durch Glatzel und Heyer zu zwei sehr guten Abschlüssen - doch der Treffer fiel auf der anderen Seite. Ducksch nutzte einen Hamburger Ballverlust im Angriffsspiel, um eine Viertelstunde vor dem Ende das 1:3 zu erzielen, doch auch davon ließ sich das Walter-Team nicht entmutigen. Mit Volldampf ging es in Richtung Werder-Tor, immer auf der Suche nach der einen Chance, dieses Spiel doch noch zu drehen. Und die kam, als Glatzel zehn Minuten vor dem Ende das 2:3 für die vor Willenskraft strotzenden Rothosen gelang, das für eine wilde Schlussphase sorgte, in der es noch einige weitere hitzige Strafraumszenen inklusive eines Hamburger Abseitstores gab, nicht aber den späten Lucky Punch zum 3:3-Ausgleich, den dieses verrückte Nordderby mit seinen beiden starken Mannschaften und den vielen kniffligen Entscheidungen eigentlich verdient gehabt hätte.
Das Spiel im Stenogramm:
Hamburger SV: Heuer Fernandes - Muheim (81. Wintzheimer), Schonlau, Vuskovic, Heyer (81. Vagnoman) - Kittel, Meffert, Reis (72. Kinsombi) - Alidou (46. Chakvetadze), Glatzel, Jatta
SV Werder Bremen: Pavlenka - Friedl, Toprak, Veljkovic - Jung, Schmid, Groß, Bittencourt (71. Rapp), Weiser (90. Agu) - Ducksch (83. Dinkci), Füllkrug
Tore: 0:1 Ducksch (10.), 1:1 Meffert (46.), 1:2 Füllkrug (51.), 1:3 Ducksch (76.), 2:3 Glatzel (80.)
Zuschauer: 25.000 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Daniel Siebert
Gelbe Karten: Jatta (51.), Hübner (57.), Heyer (61.) / Schmid (45.)
Gelb-Rote Karten: - / -
Rote Karten: - / -
Das Spiel im Zeitraffer:
Min. | |
---|---|
5. | Aufregung liegt in der Luft: Beide Mannschaften sind von Beginn an motiviert aber noch etwas überhastet in der Vorwärtsbewegung. |
7. | Abseitstor: Nach einer Ecke zieht Ömer Toprak an der Strafraumgrenze ab und der Ball gelangt abgefälscht in den Fünfmeterraum, wo Leonardo Bittencourt aus rund vier Metern den Ball am linken Pfosten per Kopf über die Linie bringt. Das Schiedsrichterteam entscheidet jedoch zu Recht auf Abseitsposition von Bittencourt. Allerdings greift der VAR ein, der beim Schuss von Bremer Kapitän Ömer Toprak ein Handspiel von Jonas Meffert entdeckt hat. Meffert dreht sich zwar weg, kommt aber aus kürzester Distanz mit der Hand an den Ball - Harte Entscheidung und Elfmeter für die Gäste... |
10. | 0:1 Bremen mit der Führung: Marvin Ducksch guckt sich die rechte Seite des Tors aus, während Heuer Fernandes auf die andere Seite spekuliert. 1:0 aus Sicht der Bremer... |
13. | Jetzt erst recht: Nach einer Ecke kommt Moritz Heyer aus rund 10 Metern von der linken Seite zum Schuss. Nicht einfach zu halten für Jiri Pavlenka. Weiter so! |
17. | Wieder Bremen: Marvin Ducksch steckt auf die linke Seite zu Niclas Füllkrug durch, der sofort zum Torabschluss kommt und den Ball knapp am langen Pfosten vorbeisetzt. |
19. | Tor für den HSV nicht gegeben: Miro Muheim flankt den Ball von links vor das Tor, wo Robert Glatzel einen Verteidiger der Bremer und den Torwart bedrängt. Pavlenka faustet den Ball nach vorne, wo Moritz Heyer goldrichtig steht und nur noch einnetzen muss. Daniel Siebert meint aber einen Schubser von Glatzel gegen Toprak gesehen zu haben und entscheidet auf Freistoß für Bremen. Kann man defintiv auch anders sehen... |
23. | Erneuter Torabschluss für SVW: Christian Groß kommt aus rund 11 Metern zum Schuss, setzt die Kugel aber knapp am linken Pfosten vorbei. |
30. | Nach Missverständnis von Mario Vuskovic und Ludovit Reis kommt Marvin Ducksch völlig alleingelassen auf der linken Seite in Ballbesitz und passt das Spielgerät auf Bittencourt in die Box, der unmittelbar zum Torabschluss kommt. Eigentlich ein sicherer Treffer aber HSV-Keeper Heuer Fernandes wirft sich mit dem ganzen Körper in den Ball und verhindert mit der rechten Pranke den Ausbau der Bremer Führung. |
32. | Wieder Heuer Fernandes: Marvin Ducksch setzt sich im Laufduell gegen Sebastian Schonlau durch und will den Schlussmann der Rothosen mit Gefühl überspielen aber Heuer Fernandes ist hellwach, hat den Braten gerochen, reißt beide Arme nach oben und verhindert somit das zweite Tor der Gäste. So stark! |
44. | Torchance für den HSV: Nach Einwurf von Bakery Jatta passt Sonny Kittel direkt wieder auf Jatta in den Lauf, der eine Flanke vor das Tor bringt, wo Robert Glatzel zum Torschuss kommt, jedoch knapp am Bremer Keeper scheitert. Das wär's gewesen! Direkt im Anschluss kommt Marvin Ducksch für die Bremer erneut zum Abschluss. Ein Fußballspiel mit vielen Torraumszenen und umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen geht vorerst in die Halbzeit. |
46. | 1:1! AUSGLEICH DURCH MEFFERT: Direkt zu Beginn des zweiten Durchgangs nimmt Robert Glatzel eine Flanke von Heyer gekonnt mit der Brust an und kommt aus der Drehung zum Torschuss. Den abgeblockten Ball bekommt Meffert im Fünfmeterraum vor die Füße und muss die Kugel nur noch am Torwart vorbeischieben. Los geht's! |
51. | 1:2 Direkt im Anschluss kommt Mitchell Weiser am Sechzehner des HSV zum Abschluss, der zunächst zu einer Ecke führt. Nach der Aktion greift jedoch erneut der Videoschiedsrichter ein und entscheidet auf Handspiel von Jatta, der minimal mit dem Handrücken den Ball von Weiser streift. Den Strafstoß schiebt Niclas Füllkrug nach verzögertem Anlauf in die linke Ecke ein. Erneut ein umstrittener Handelfmeter... |
64. | Glatzel versucht's: An der Strafraumgrenze zieht Glatzel nach abgelegten Ball von Jatta einfach mal ab. Der Torschuss hat ordentlich Wumms und Pavlenka muss parieren. |
69. | Wieder HSV: Meffert bringt den Ball in die rechte Seite des Strafraums zu Heyer, der aus der Drehung mit einem Schlenzer zum Torschuss kommt aber erneut ist Pavlenka zur Stelle und wehrt den Ball zur rechten Seite ab. HSV jetzt öfters in der gegnerischen Hälfte. |
76. | 1:3 Ducksch läutet sein Tor selbst ein, indem er zunächst Schmid auf der linken Außenbahn in Szene setzt. Schmids Flanke landet beim eingewechselten Rapp, der mit dem Rücken zum Tor erneut auf Marvin Ducksch ablegt. Der 27-jährige Stürmer befördert die Kugel platziert am linken Pfosten in das Tornetz... |
80. | 2:3! TOR DURCH GLATZEL: David Kinsombi spielt sich zunächst an der rechten Außenbahn mit Jatta den Ball hin und her, ehe er aus der Drehung eine Flanke direkt in die Box bringt, wo Stürmer Glatzel sich durchsetzen kann und die Vorarbeit von Kinsombi mit dem linken Fuß in die rechte Torecke verwertet. Noch ist das Spiel in vollem Gange! |
87. | HSV am Drücker: Die Rothosen wollen jetzt den erneuten Ausgleich. Beflügelt von den Fans im Volksparkstadion wirft das Team von Cheftrainer Tim Walter noch mal alles in die Waagschale. |
95. | Abseitstor: Heuer Fernandes ist weit in der gegnerischen Hälfte unterwegs und spielt einen hohen Pass auf Sonny Kittel, der den Ball auf Manuel Wintzheimer querlegt. Das Tor von Wintzheimer wird allerdings aufgrund der Abseitsposition von Kittel aberkannt. Kurze Zeit später kommt Glatzel erneut per Kopfball zum Torversuch aber Pavlenka kann wieder abwehren. Es bleibt trotz starker Schlussphase der Rothosen beim 2:3... |
Hamburger SV | Statistik zum Spiel | SV Werder Bremen |
---|---|---|
13 | Torschüsse | 15 |
64% | Ballaktionen in % | 36% |
59% | Zweikampfquote | 41% |
86% | Passquote | 75% |
2 | Ecken | 4 |
10 | Flanken | 6 |
8 | Abseits | |
7 | Fouls | 9 |
Glatzel 6 | Torschüsse | 5 Ducksch |
Glatzel, Jatta 6 | Torschussvorlagen | 7 Ducksch |
Schonlau 111 | Ballaktionen | 53 Weiser |
Muheim 79% | Zweikampfquote | 63% Friedl |
Muheim 3 | Flanken | 4 Ducksch, Schmid |