
Team
23.05.25
Danke, Tom!
HSV-Schlussmann Tom Mickel beendet nach insgesamt 13 Jahren beim HSV seine aktive Karriere. Über eine absolute Identifikationsfigur des HSV, die als bedingungsloser Teamplayer immer voranging.
Es gibt Sportler, deren Wert man nicht allein in Zahlen messen kann. Im US-Sport ist von den sogenannten „Glue Guys“ die Rede. Spielern, die im übertragenen Sinne der Klebstoff einer funktionierenden Mannschaft sind, jene mit ihrem unumstößlichen Teamplayer-Gedanken zusammenhalten. Tom Mickel ist ein solcher Sportler. Ein „Glue Guy“, der nach seiner Rückkehr zum HSV im Jahr 2015 im vergangenen Jahrzehnt mit unnachgiebiger Trainingsmentalität punktete, in der Kabine immer die Werte des Miteinanders predigte und schließlich eine absolute Identifikation mit dem HSV vorlebte. „Halt´ dich an Tommy“, war im Umfeld der Profi-Mannschaft eine geflügelte Redewendung für Youngster und Neuzugänge. Doch auch die etablierten Kräfte, in den vergangenen Jahren etwa Kapitän Sebastian Schonlau, wurden nie müde zu betonen, wie wichtig Tom Mickel für die Mannschaft ist. Nicht zuletzt Verantwortliche, Chef- und Torwart-Trainer – und von jenen hatte Mickel während seiner insgesamt 13 Jahre beim HSV (von 2009 bis 2012, und seit 2015) einige – erkannten immer und immer wieder den Wert des Schlussmannes.

Geboren 1989 in Hoyerswerda in der DDR, später fußballerisch ausgebildet in der Lausitz beim FC Energie Cottbus und seit 2009 mit einer Unterbrechung – von 2012 bis 2015 bei der SpVgg Greuther Fürth – im hohen Norden heimisch geworden, hat Tom Mickel nun im Alter von 36 Jahren die Torwarthandschuhe an den Nagel gehangen. Sechsmal (2x BL, 3x 2. Liga, 1x DFB-Pokal) stand er während seiner Laufbahn für die HSV-Profis zwischen den Pfosten, weitere 164-mal nahm er in Pflichtspielen als Ersatztorhüter auf der Bank Platz. Und 111 zusätzliche Pflichtspiele absolvierte Mickel für die 2. Mannschaft der Rothosen. Hinzu kamen schier unzählige Trainingseinheiten – angefangen mit Torhütern wie Frank Rost, Jaroslav Drobny oder Rene Adler –, von denen Mickel keine abschenkte und damit auch immer seine zahlreichen Torhüterkollegen – zuletzt dann Daniel Heuer Fernandes, Matheo Raab und Hannes Hermann – ans Limit pushte. Da war es nur vielsagend, als die aktuelle Nummer 1 der Hamburger in den Schlussminuten des 6:1-Erfolgs gegen Ulm am Spielfeldrand den in Zivil gekleideten Tom Mickel kräftig und dankend herzte.

Die Rückkehr in die Bundesliga, also an den Ort, wo der HSV als Gründungsmitglied und einstiger Dino qua Selbstverständnis hingehört, war auch bis zuletzt das große Ziel Mickels. Umso sagenhafter, dass er mit diesem historischen Erfolg nun von der Fußballbühne abtritt. Und dies in seiner ihm gewohnten Manier mit Demut und Bescheidenheit im Hintergrund. Denn als die HSV-Profis ihren Gefühlen freien Lauf ließen, die Ekstase im Volksparkstadion keine Grenzen kannte, da feierte Mickel nicht in vorderster Reihe, sondern genoss den Moment vor allem fernab der Kameras in der HSV-Kabine. Und zwar an der Seite von Bakery Jatta, dem einzigen weiteren Profi im aktuellen HSV-Kader, der auch schon die Bundesliga erlebt hat. Eine Stimme zum Aufstieg vom allseits beliebten HSV-Urgestein? Mickel lehnte dankend ab. Die Bühne gehöre den anderen Jungs, die auf dem Platz gestanden haben, so der „Glue Guy“, dessen Wert man nicht allein in Zahlen messen kann, den im HSV-Kosmos aber jeder kennt. Und als ganz besonders einzustufen weiß. Danke, Tom!