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10.07.18
David Bates: Kantiger Typ, steiniger Weg
Um seinen Traum vom Fußballprofi zu verwirklichen, hat der 21-jährige Schotte eine bemerkenswerte Hartnäckigkeit an den Tag gelegt, die ihn nicht nur auf dem Platz auszeichnet.
David Bates stellt man sich besser nicht in den Weg. Das bekam bei der Einheit am Montag auch Fiete Arp zu spüren. Der Stürmer knallte (unabsichtlich) gegen den ausgefahrenen Ellenbogen des schottischen Innenverteidigers und musste sich anschließend kurz schütteln. Für Bates selber ging es weiter, als wenn nichts gewesen wäre. So hart der 21-jährige Neuzugang des HSV auf dem Rasen zur Sache geht, so freundlich und sympathisch wirkt er im Gespräch abseits des Platzes. Auch hier bleibt man ab und zu hängen - das hat allerdings weniger mit seinem Verhalten, sondern vielmehr mit dem stark schottischen Akzent zu tun. Klares Oxford Englisch sucht man hier vergeblich. Doch auch so kann Bates eine interessante Geschichte erzählen. Wie er es aus der kleinen Hafenstadt Kirkcaldy an der Ostküste Schottlands bis zum 54maligen Landesmeister Glasgow Rangers und schließlich zum HSV geschafft hat.
"Beim Herrenteam habe ich Schuhe geputzt"
Schon früh stand für den kleinen David fest, dass sein Weg nur in den bezahlten Fußball gehen sollte. „Seit ich denken kann, habe ich davon geträumt, Profi zu werden. Meine Familie ist absolut fußballverrückt. Ich habe schon als Vierjähriger mit meinem Vater im Garten gespielt, später dann auf der Straße mit Dosen Tore gebaut“, erinnert sich Bates im Gespräch mit HSV.de. Sein Vater nahm ihn schon früh mit ins legendären Ibrox Stadium, der Heimspielstätte der Glasgow Rangers, die rund 100 Kilometer vom Heimatort entfernt war. Bei dem in Kirkcaldy beheimateten Zweitligaclub Raith Rovers begann Bates schließlich mit dem Vereinsfußball.
Schnell merkten die Trainer, dass in dem rothaarigen Burschen ein willensstarker Kämpfer steckte. „Ich habe mit 16 einen zweijährigen Jugendvertrag unterschrieben und bei den Profis mittrainiert. Wir mussten dann beim Herrenteam die Schuhe putzen, die Wäsche machen und die Umkleide aufräumen. Das ist so üblich in Schottland“, verrät Bates. Schon mit 17 war damit Schluss, da er sein Debüt im Herrenbereich feierte. Doch ein Jahr später stockte seine Entwicklung. Bates fackelte nicht lange und ließ sich ausleihen. Er landete zunächst bei East Sterling (01-05/2015) in der vierten und später noch einmal bei Brechin City (09-12/2015) in der dritten Liga. Ein Schritt zurück, um dann wieder zwei nach vorn zu machen. Für Bates kein Problem. „In den unteren Ligen wird noch körperbetonter gespielt. Dort habe ich viel gelernt. Ich kann es jedem jungen Spieler nur empfehlen, diese Erfahrung zu machen. Ich denke, ansonsten wäre ich nicht hier“, berichtet er.

"Davon hatte ich als Kind schon geträumt"
Nach der Rückkehr zu den Rovers lief es besser. Bates bekam seine Einsätze und wurde beim Spiel gegen die Rangers, die aufgrund der Insolvenz einige Jahre zuvor in die vierte Liga strafversetzt wurden und bereits wieder in der zweiten Liga spielten, zum „Man of the Match“ gewählt. Dadurch wurden die Verantwortlichen in Glasgow auf ihn aufmerksam. „Sie haben sich nach mir erkundigt und wollten mich haben. Eine Woche später habe ich mich verletzt und bin bis zum Ende der Saison ausgefallen“, erzählt der 1,93 Meter große Innenverteidiger. Für ihn brach damit eine Welt zusammen. „Ich dachte alles wäre vorbei. Das war eine harte Zeit“. Rund ein halbes Jahr später klappte der Wechsel zu den Rangers dann doch noch. „Davon hatte ich als Kind schon geträumt. Nun wurde dieser Traum wahr“, erzählt er mit einem Strahlen in den Augen. Der große Fan auf einmal mittendrin bei seinem Lieblingsclub. 28 Pflichtspiele absolvierte er seit Januar 2017 und wurde sogar Publikumsliebling. „Ginger Ramos“ wurde er von den Fans in Anspielung auf seine Haarfarbe und seine rauhe Spielweise liebevoll genannt.
Dennoch wechselte er nun nach nur eineinhalb Jahren ablösefrei nach Hamburg. „Die deutsche Liga ist noch einmal ein ganz anderes Niveau. Hier ist alles auf einem Top-Level, von den Jugendmannschaften bis zur Nationalmannschaft“, sagt er lachend und ergänzt: „auch wenn ihr jetzt bei der Weltmeisterschaft ausgeschieden seid.“ Bates will sich weiter verbessern und seinen Weg unbeirrt fortsetzen. „Ich habe mir gesagt, es ist das Beste für meine Entwicklung. Ich wollte aus meiner Komfortzone raus und hier rüberkommen“, erklärt er. Jetzt gilt es, das technisch anspruchsvolle System von Christian Titz möglichst schnell zu verinnerlichen und sich einen Stammplatz zu erkämpfen. "Ich möchte der Mannschaft und dem Verein helfen, die Ziele zu erreichen und freue mich schon auf die Spiele im Volksparkstadion", blickt er voller Freude voraus. Das nächste Kapitel seines aufregenden Weges hat begonnen und ist sicher noch lange nicht zu Ende.