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Nachbericht

06.12.21

Jonas Boldt: "Das stimmt mich bedenklich"

Am Tag nach der unglücklichen 0:1-Niederlage in der HDI Arena sprach der HSV-Vorstand über die spielentscheidenden Szenen, die Verbesserungspotenziale bei den Rothosen und die bevorstehende Transferperiode.

Es war eine Mischung aus Verärgerung und Angriffslust, die aus der Stimme von Jonas Boldt herauszuhören war. Einen Tag nach der unglücklichen 0:1-Niederlage in Hannover stellte der HSV-Vorstand in einer Medienrunde am Rande des Auslaufens seine Sicht der Dinge dar und äußerte sich dabei gewohnt meinungsstark. Welche Entscheidungen beim 39-Jährigen für Unmut gesorgt haben, wie seine Zwischenbilanz kurz vor dem Ende der Hinrunde ausfällt und welche Ideen für die Winter-Transferperiode bestehen, das erklärte Jonas Boldt im Gespräch mit den anwesenden Sportjournalisten und sprach dabei über… 

… die fragwürdige Elfmeter-Szene vor dem Gegentor: Man muss natürlich aufpassen, dass man sich nicht nur an einer Szene aufhält und sich selbst ein Alibi gibt. Wir hatten noch genug Zeit und Möglichkeiten. Dennoch habe ich mittlerweile große Sorgen in der Bewertung einzelner Szenen in Fußballspielen. Ich will damit nicht sagen, dass der HSV bewusst benachteiligt wird, das weise ich komplett von mir. Wenn wir allerdings in den Dialog gehen und es wird erklärt, dass es nur ein Kontakt, eine Berührung oder ein Tritt war, dann halte ich dagegen: Nein, das war ein klares Foul. Bei unserem Abseitstor wird sich die Zeit genommen, um die Szene zu prüfen, beim Gegentor gibt es nur einen kurzen Check. Bei diesen spielentscheidenden Szenen fehlt mir der Bezug zum Fußball. Der Gedanke des Fußballspiels wird in diesen Szenen falsch verstanden. So wirst du immer dahin kommen, dass du als aktive Fußballmannschat mit solchen Entscheidungen leben musst. Das ist ein Problem, das ich schon seit Wochen und Monaten im deutschen Profifußball beobachte und das stimmt mich bedenklich.

… die Konsequenz im letzten Drittel: In diesem Bereich müssen wir uns verbessern. Jeder weiß, dass es schwierig ist, wenn du gegen einen tief stehenden Gegner auf schwierigem Geläuf anrennen musst. Wir hatten nur wenige Chancen und die haben wir leider nicht genutzt. Dazu kam dann Pech in den wirklich gut herausgespielten Situationen. Insgesamt stimmt die Einstellung aber, die Jungs bemühen sich, daher wäre es ihnen zu gönnen, wenn sie sich öfter belohnen würden. Jetzt müssen wir uns straffen und die zwei Spiele vor Weihnachten erfolgreich bestreiten.

… die Zwischenbilanz zum bevorstehenden Ende der Hinrunde: Man kann klar erkennen, wie wir Fußball spielen wollen. Die Spielweise bietet Chancen und Risiken, wobei die Vorteile klar überwiegen. Anfällig waren wir eigentlich nur nach eigenen Standardsituationen, selten nach dem Spielaufbau des Gegners. Es ist aber natürlich noch nicht alles zu 100 Prozent stabil, deswegen werden wir weiterhin Geduld brauchen. Insgesamt ist es schön zu sehen, dass die Jungs alles annehmen und dass wir was bewegen wollen. Die Menschen im Umfeld erkennen das auch an. In der Tabelle ist alles brutal eng, auch wenn St. Pauli einen Vorsprung hat. 

… die Transferperiode im Winter: Der Kader ist gut, auch wenn man natürlich immer Optimierungen vornehmen kann. Wir müssen aber davon wegkommen, zu denken, dass wir im Winter einen Heilsbringer holen können, der uns in die Bundesliga schießt. Natürlich müssen wir sehen, dass Tim Leibold sich schwer verletzt hat, deswegen gibt es immer den Gedanken, sich zu verbessern. Es ist unsere Pflicht, sich mit dem Markt zu beschäftigen, daher werden wir das auch tun.