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Nachbericht

29.01.17

Lauter Weckruf und deutliche Worte

Am Sonntag arbeiteten Trainerteam und Mannschaft die Niederlage in Ingolstadt auf und schworen sich auf Freitagabend und das erste Heimspiel des Jahres gegen Bayer Leverkusen ein.

Es herrschte Redebedarf. Eine halbe Stunde später als gewöhnlich erschienen die Rothosen am Sonntagmorgen (29. Januar) auf dem Trainingsplatz, um sich die 1:3-Niederlage beim FC Ingolstadt vom Vortag aus den Beinen zu laufen und sich direkt wieder auf die nächste Aufgabe vorzubereiten. „Wir hatten einiges zu besprechen“, sagte Trainer Markus Gisdol anschließend – und sein Gesichtsausdruck verriet, dass in der Kabine sehr deutliche Worte gefallen sein dürften.

"Wir hatten einiges zu besprechen..."

„Die letzten Spiele und Wochen waren grundsätzlich positiv, auch die Leistung bei der unglücklichen Niederlage in Wolfsburg war in Ordnung“, so Gisdol, „aber solch ein Spiel wie in Ingolstadt, das darf uns nicht passieren. Grundsätzlich nicht, aber schon gar nicht in unserer Situation. Das können wir uns nicht erlauben und das habe ich so auch nicht für möglich gehalten. Man hat den Spielern aber heute auch deutlich angemerkt, dass sie selbst schockiert waren von ihrem Auftritt.“ In Ingolstadt lag der HSV bereits nach 22 Minuten mit 0:2 hinten, ein Sonntagsschuss am Samstagnachmittag sowie ein unglücklich abgefälschter Freistoß hatten den FCI früh in Front gebracht. „Darauf konnten wir nicht reagieren“, lautete das Fazit Gisdols, der aber auch unabhängig davon deutliche Defizite ausgemacht hatte: „Wir wussten, dass es aufgrund der Ingolstädter Spielweise ein spezielles Spiel werden würde, doch genau das haben wir viel zu wenig angenommen und haben deshalb verdient verloren.“

Heimspiele als Faustpfand

Sportchef Jens Todt, der wie immer auch am Sonntagmorgen der Mannschaftssitzung beiwohnte, hatte ebenfalls an dieser Niederlage zu knapsen. „Die Mannschaft hat sich nicht unserer Situation entsprechend verhalten. Das war ein Rückfall in alte Zeiten und darf definitiv nur ein einmaliger Ausrutscher gewesen sein“, mahnte Todt am Sonntag. „Die Mannschaft hat in den vergangenen Spielen gezeigt, dass sie es viel besser kann. In diese Spur müssen wir jetzt ganz schnell zurückfinden.“ Die erste Chance dazu gibt es bereits am Freitagabend im ersten Heimspiel des Jahres gegen Bayer Leverkusen. Gegen einen Gegner mit großer individueller Klasse, wie Gisdol weiß, dennoch ist seine Forderung klar: „Wir haben noch 16 Spiele und davon neun in unserem eigenen Stadion mit den HSV-Fans im Rücken. Das muss unser großes Pfund und unser Faustpfand sein. Gerade in unseren Heimspielen müssen wir, alle HSVer, geschlossen auftreten und die Punkte holen.“

Dabei mithelfen könnte zukünftig der 21-jährige Brasilianer Walace von Gremio Porto Alegre. Der brasilianische Olympiasieger, der 2016 auch bereits sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gab, ist auf der Sechserposition zu Hause, kann aber auch in der Innenverteidigung spielen. „Mit dem Spieler sind wir uns einig, Walace möchte zu uns kommen“, klärte Todt auf, es fehle allerdings noch die Einigung zwischen den beiden Vereinen. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, dies zu realisieren“, so der Sportchef. Auch Gisdol hofft darauf: „Unser Kader ist zu unausgewogen besetzt, deshalb haben wir einen solchen Spielertypen gesucht. Diejenigen Spieler, die die Bundesliga bereits kennen und Deutsch sprechen, waren nicht zu bekommen, daher wäre es sehr gut, wenn sich diese Option umsetzen lassen würde. Klar ist aber auch: Jeder Spieler benötigt bei einem solchen Wechsel eine Eingewöhnungszeit, die müssten wir auch ihm zugestehen. Dass Walace für die Zukunft über sehr großes Potenzial verfügt, steht außer Frage, ich bin aber zudem auch davon überzeugt, dass er uns aufgrund seiner Qualitäten schon recht kurzfristig helfen würde, sollte der Transfer klappen.“

Weckruf für Geschlossenheit

Über diese Aussagen hinaus mochte Gisdol aber nicht weiter über einzelne Spieler sprechen. Weder was mögliche Neuzugänge betrifft, noch bezüglich derjenigen, die bereits da sind - für den Coach steht absolut und ausschließlich das Wir und das Team im Vordergrund. „Vielleicht hat sich der eine oder andere von den positiven Ergebnissen Ende letzten Jahres etwas blenden lassen, so dass uns jetzt die entscheidenden Prozente fehlten. Und vielleicht ist das sogar auch ein Stück weit menschlich. Aber das Ingolstadt-Spiel war diesbezüglich ein lauter Weckruf, dass wir wieder zu der Geschlossenheit kommen müssen, die uns im Dezember stark gemacht hat“, so Gisdol, „geschlossen und entschlossen kein Spiel, keine Minute und keine Aktion herschenken, sondern uns in jedem Augenblick unserer Situation bewusst sein!“

Diese Situation bedeutet: Rang 17, Abstiegsplatz. Deshalb gibt der Trainer in dieser Woche auch keinen freien Tag, es wird täglich trainiert. „Wir behalten die Ruhe“, so Gisdol, „aber wir werden auch jeden einzelnen Tag arbeiten, um die Fehler abzustellen, uns zu verbessern und uns optimal auf die nächste Aufgabe vorzubereiten.“ Denn eines müsse jedem klar sein: „In unserer Situation reichen Standardleistungen nicht, wir müssen in jedem Spiel alles und noch mehr abrufen, um erfolgreich zu sein.“ Die erste Chance dazu gibt es Freitag im Spiel gegen Leverkusen, auf das der Trainer den gesamten Fokus legt. Nicht auf die nächsten Wochen, nicht auf die nächsten Spiele. Nur der Freitag zählt. „Das, was wir gegen Ingolstadt abgeliefert haben, war nicht in Ordnung“, so Gisdol abschließend, „das haben wir in unserer Sitzung ausführlich und klar und deutlich angesprochen. Damit ist das erledigt. Ab jetzt geht es nur noch um Freitagabend, denn gegen Leverkusen müssen wir voll da sein und das wieder geradeziehen.“ Den Worten sollen nun Taten folgen.