Fans
27.07.17
Viele Nationen - eine Liebe: HSV
Hunderte von Fans begleiten den HSV wie in jedem Jahr ins Trainingslager. Viele von ihnen kommen aus ganz unterschiedlichen Regionen und Ländern. HSV.de hat sich mit fünf von ihnen beim Fan-Abend in Längenfeld getroffen.
Die treuen Fans: einer der größten, wenn nicht sogar die größte Stütze des Hamburger SV. Gerade in den vergangenen Jahren, in denen es sportlich nicht nach Wunsch lief, wurde die enorme Bedeutung der Anhänger einmal mehr deutlich. Egal, ob bei Heimspielen, bei denen jedes Mal im Schnitt über 53.000 Zuschauer ins Volksparkstadion strömen, bei Auswärtsspielen, in denen die fremden Stadien aufgrund des lautstarken Supports teilweise zu Heimpartien wurden, oder nicht zuletzt die Mitgliederzahlen, die trotz der Unruhe rund um den Verein in den vergangenen Spielzeiten sogar noch einmal gestiegen sind – die Unterstützung der Fans ist ungebrochen. Die Leidenschaft, das Mitfiebern und das Leben für den Club kaum in Worte zu fassen.
Auch im Trainingslager ist die Unterstützung allgegenwärtig spürbar. In Österreich wird die Mannschaft von Markus Gisdol von fast 400 Anhängern begleitet. Beim traditionellen Fan-Abend am Mittwoch (26. Juli) waren es sogar noch mehr, die sich zusammen mit der Mannschaft vor dem Aqua Dome in Längenfeld trafen. Viele von ihnen kommen aus ganz unterschiedlichen Regionen – und auch aus ganz unterschiedlichen Ländern. HSV.dehat sich stellvertretend für alle mit fünf Fans aus fünf verschiedenen Nationen unterhalten.
Eine Szene - große Wirkung
Schnell wird klar: Jeder der Anwesenden beim Fan-Abend kann seine ganz eigene HSV-Geschichte erzählen, jeder seine Erfahrungen von großen Siegen, schmerzhaften Niederlagen, ereignisreichen Reisen und seinen Anfängen als Fan erzählen. So wie Torsten Spielmann aus Millingen am Rhein (niederländisch Millingen aan de Rijn) aus den Niederlanden. Als kleiner Bub wurde er von seinem Vater bei einem internationalen Spiel mit einem Trikot zum Autogramme sammeln geschickt. Da er noch klein und schmächtig war, drängelten ihn Erwachsene zur Seite. Das sah ein HSV-Spieler, drängte wiederum die anderen zur Seite und widmete sich ausgiebig dem Jungen. Ein Augenblick, der bis heute hängengeblieben ist. Dass es sich bei dem Spieler um keinen geringeren als Kevin Keegan gehandelt hatte, wurde ihm erst später bewusst. „Das Trikot hängt noch immer in meinem Büro. Mir wurden schon 1.500 Euro dafür geboten“, erzählt Torsten. Er ist zusammen mit seinen Mitstreitern vom Fanclub Niederrhein in Österreich. Seit 13 Jahren begleitet er die Trainingslager des HSV. Nur im Januar in Dubai sei er diesmal nicht dabei gewesen. „Es gab einfach kein gutes Angebot mit Flug“, sagt er.
Auf das Flugzeug ist auch Daniel Ebach aus der Schweiz angewiesen. Den gebürtigen Kölner hat es vor acht Jahren aus dem Rheinland in die Nähe von Zürich verschlagen. Seine Liebe zum HSV, die er ebenfalls von seinem Vater geerbt hat, nahm er mit. Regelmäßig besucht er trotz der Entfernung sowohl die Heim- als auch die Auswärtsspiele der Rothosen. „In der Saison 2015/16 habe ich 23 Spiele gesehen“, berichtet er. Das seien mehr als er zu seiner Zeit in Deutschland gucken konnte. Schwierig wären in den letzten Jahren die kurzen Ansetzungen der DFL geworden. „Wir sind aufgrund der Fahrtzeit eigentlich aufs Flugzeug angewiesen. Wenn man nur ein paar Wochen vorher weiß, wann das Spiel ist, bekommen wir keine günstigen Angebote mehr“, erzählt er. Wir, das sind in diesem Fall rund 25 Anhänger, die sich in der Schweiz zum Fanclub „Nur der HSV Schweiz“ zusammengetan haben und sich sogar vier Dauerkarten für die Heimspiele teilen.
"Eine besondere Atmosphäre"
Die Männer und Frauen aus „Ostbelgien“ haben sogar noch mehr für ihren Fanclub. Auf 247 Mitglieder kommt der Zusammenschluss aus der gleichnamigen Region. Fast zu jedem Heimspiel werden Fahrten organisiert, teilweise gleich mit mehreren Bussen. Theo Kremer aus Eupen nimmt die Angebote häufig in Anspruch. Im Sommertrainingslager ist er das vierte Mal hintereinander dabei. „Hier herrscht immer eine besondere Atmosphäre. Viele anderen Fans kennt man mittlerweile“, beschreibt er das besondere Miteinander unter den Mitgliedern der HSV-Familie. Dazu komme die Nähe zu den Spielern. „Im Stadion sieht man sie ja nur aus weiter Entfernung und hat so gut wie keinen Kontakt. Hier kommt man auch mal ins Gespräch. Das Trainingslager ist das schönste Event im ganzen Jahr“, sagt Theo, der schon seit Uwe Seeler Fan des Vereins ist und die erfolgreichen Zeiten alle mitgemacht hat. In den letzten Jahren sei man zwar nicht gerade verwöhnt worden, der Liebe zum HSV tue dies aber keinen Abbruch.
Diese Einstellung können alle bestätigen. So auch Leonhard Tschöll aus Südtirol. Als er selber noch aktiv Fußball spielte, schwärmte er für Berti Vogts und Manfred Kaltz. „Ich war auch rechter Verteidiger und habe mir viel abgeschaut“, verrät er. Der "Bananen-Manni" aus Hamburg setzte sich am Ende durch und so drückt der Mann aus Bozen schon seit Ende der Siebziger Jahre dem Rauten-Club die Daumen. „Ich schaffe es leider nur etwa einmal im Jahr nach Hamburg. Dafür bin ich jetzt hier. Man kommt selten so nah an die Spieler wie im Trainingslager. Das macht das Flair des HSV aus. Es ist ein Herzensverein. Ich habe dadurch in den letzten 20 Jahren viele tolle Menschen kennengelernt“, schwärmt er.
Viele Freundschaften haben sich entwickelt
Marcel Seger kann dies bestätigen. Der 48-jährige Liechtensteiner ist mit seinem Sohn aus seiner Heimat angereist. Wie die letzten Jahre ist der Besuch im Trainingslager ein absolutes Highlight seiner Reisen, die ihn jede Saison zu zahlreichen Heim- und Auswärtsspielen der Rothosen führen. In die Hansestadt sind es jedes Mal über 850 Kilometer. 25 Jahre hält er mit seinem Fanclub aus Liechtenstein dem HSV bereits die Treue. Seine Leidenschaft zur Raute entwickelte sich schon Anfang der 80er Jahre. „Mit den damaligen Auftritten im Europapokal habe ich den HSV lieben gelernt“, bestätigt er. Längenfeld ist nun sein zehntes Trainingslager. „Zu vielen, die man hier trifft, hat sich eine Freundschaft entwickelt. Zudem ist der Austausch mit den Spielern etwas Besonderes“, sagt er und widmet sich wieder dem Gespräch mit Andi Hirzel, das er natürlich auf Schwizerdütsch führt. Denn eines wurde bei dem Fan-Abend und den Geschichten aus fünf Ländern deutlich: Der HSV ist und bleibt eine internationale Familie.