
Nachbericht
17.10.21
Zwischen Aufwand und Ertrag - „Es fehlt der entscheidende Tick“
Nach dem 1:1-Remis gegen Fortuna Düsseldorf sprach HSV-Sportdirektor Michael Mutzel im Rahmen einer Medienrunde unter anderem über die Gesamtsituation, die Balance zwischen Aufwand und Ertrag und Verbesserungspotentiale im eigenen Spiel.
Unmittelbar nach dem Abpfiff des gestrigen 1:1-Remis zwischen dem Hamburger SV und Fortuna Düsseldorf fiel es nicht nur den 38.954 Zuschauern schwer, das Ergebnis richtig einzuordnen. Der HSV war unter den Augen der größten Kulisse im Volksparkstadion seit März 2020 und den Corona-bedingten Folgen nahezu perfekt auf die Siegerstraße eingebogen: Dem 1:0-Führungstreffer durch Robert Glatzel in der 19. Minute folgte rund fünf Zeigerumdrehungen später der Platzverweis gegen Düsseldorfs Edgar Prib, der nach grobem Foulspiel gegen Tim Leibold per Videobeweis überführt wurde. Mit der Führung im Rücken spielte der HSV fortan mehr als eine Stunde in Überzahl, verpasste es jedoch, weitere Tore nachzulegen und musste zu allem Überfluss gegen aufopferungsvoll kämpfende Düsseldorfer gar den 1:1-Ausgleich durch den eingewechselten Bozenik (72.) hinnehmen. Aufwand und Ertrag standen dadurch zum wiederholten Male in dieser Saison im Missverhältnis zueinander. Eine Tatsache, die auch am heutigen Sonntag im Umfeld der Rothosen für selbstkritische Töne sorgte. „Unser Tabellenplatz entspricht den Punkten, die wir bisher geholt haben und diesbezüglich haben wir bisher einfach zu viel verschenkt. Das gestrige Spiel war sinnbildlich dafür“, gab Sportdirektor Michael Mutzel im Rahmen einer Medienrunde zu Protokoll und sprach dabei im Detail über…
… die Verbesserungspotentiale: In beide Richtungen fehlt leider der entscheidende Tick. Beim gestrigen Gegentor oder der Großchance ist es so, dass kleine Fehler große Auswirkungen haben. In der Offensive ist es genauso. Wir haben in der Analyse unglaublich viele Momente, in denen man sieht, dass jetzt was Gutes passieren kann, aber wir uns noch zu häufig falsch entscheiden. Unterm Strich gibt es dann zu wenig Ertrag für den riesigen Aufwand, den wir betreiben. Deswegen möchte ich den Jungs auch keinen Vorwurf machen. Sie marschieren, sprinten, tun und machen, aber es kommt zu wenig dabei raus. Daran müssen wir arbeiten und effektiver werden.

… die Gesamtsituation: Unser Tabellenplatz entspricht den Punkten, die wir bisher geholt haben und diesbezüglich haben wir bisher einfach zu viel verschenkt. Das gestrige Spiel war sinnbildlich dafür. Wir haben nach den ersten zehn Spieltagen das Gefühl, dass immer mehr drin gewesen wäre und dementsprechend ist die Tabelle schon aussagekräftig. Positiv aus unserer Sicht ist, dass wir ein Stück weit selbst schuld waren und von keinem Gegner hergespielt worden sind. Wir waren wir ganz oft feldüberlegen, haben aber einfach zu wenig daraus gemacht.
… die Balance im eigenen Spiel: Wenn man sehr viel Ballbesitz hat, ist es grundsätzlich schwierig, die richtige Balance zu finden. Wann spielt man sich durch? Wann geht man auf die Flanke? Wann spielt man mal direkt in die Box? Hier befinden wir uns noch immer in einem Prozess. Tim Walter ist erst seit drei Monaten hier, es funktioniert noch nicht alles, aber wir sind mit der grundsätzlichen Art und Weise, wie wir Fußball spielen, zufrieden. Was fehlt, sind ein paar mehr Punkte – das ist ganz klar.
… die Entwicklung der jungen Mannschaft: Wir haben den Weg der Entwicklung ausgerufen und haben viele junge Spieler auf dem Platz, die noch nicht über so viel Erfahrung verfügen, darunter einige Jungs aus der eigenen Akademie. Alle Spieler ziehen mit, haben Bock und geben Gas, aber Entwicklung geht nicht mit einem Fingerschnips und man steht zehn Punkte vor der Konkurrenz. Natürlich ist rund um den Verein „Geduld“ ein schwieriges Wort, aber diese brauchen wir bei den jungen Spielern. Ich bin stolz, dass so viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Platz stehen. Eine feste erste Elf ist dabei noch nicht entstanden, was ich in dieser Saisonphase aber auch nicht ungewöhnlich finde. Denn auch der Trainer sammelt seine Erfahrungen, lernt viele neue Spieler kennen. Das ist eine Findungsphase.