
Stimmen zum Spiel
09.11.19
„Wir haben gezeigt, dass wir eine gute Mentalität haben“
Früh in Unterzahl und bis in die Nachspielzeit in Rückstand, trotzdem nie aufgesteckt und am Ende mit einem Last-Minute-Treffer belohnt - die Stimmen zum Spiel und dem verrückten 1:1-Remis der Rothosen in Kiel.
Der Hamburger SV spielt gegen Holstein Kiel zum zweiten Mal in Serie in der Fremde 1:1-Unentschieden. Wie bereits am vergangenen Sonntag in Wiesbaden gibt es einen Platzverweis und einen Last-Minute-Ausgleich, nur waren dieses Mal die Hamburger die „Unterzahl-Comebacker“. Sie glichen in Person von Timo Letschert (90.+1) den Führungstreffer von Kiels Janni Serra (44.) aus und verließen jubelnd den Platz. Ein Punkt der Moral, wie die Protagonisten des HSV nach der Partie in der Mixed-Zone des Holstein-Stadions erklärten.
Timo Letschert: Es ist ein gutes Gefühl. Wir haben auch in der zweiten Halbzeit sehr gut gekämpft, obwohl es nie einfach ist, mit zehn Mann zu spielen. Ich denke, dass wir deshalb am Ende auch den einen Punkt verdient geholt haben. Mit meiner Einwechslung haben wir taktisch nochmal auf eine Dreierkette umgestellt. Unser Co-Trainer Dirk Bremser hat mir vor der Einwechslung noch gesagt, dass ich ins Eins-gegen-eins gehen und nach Möglichkeit ein Tor schießen soll. (lacht) Das hat geklappt. Der Ball flog im hohen Bogen zu mir. Niemand hat etwas gemacht, so dass ich einfach versucht habe, den Ball irgendwie zu berühren. Manchmal braucht man auch etwas Glück. Wir haben gezeigt, dass wir eine Mannschaft mit einer guten Ausdauer sind und eine gute Mentalität haben. Wir hören niemals auf!
David Kinsombi: Wir haben uns fest vorgenommen, hier eine richtig gute Leistung abzurufen und das Spiel zu gewinnen. Das hat sich in den ersten 20 Minuten angedeutet, aber mit der Roten Karte verändert sich natürlich die Statik des Spiels. Wir haben trotzdem viel Fußball gespielt und viel Willen ins Spiel gepackt. Wir haben gut verteidigt, weil wir wussten, dass es mit zwei Toren Rückstand extrem schwierig wird. Wir haben uns fest vorgenommen, mit Ende des Spiels das Tempo nochmal zu erhöhen. Der Ausgleich war verdient.
Rick van Drongelen: Dieses Spiel und die Partie der Stuttgarter in Osnabrück zeigt mal wieder, wie schwierig es auswärts ist. Wir waren gut drauf in diesem Spiel, aber natürlich wird es mit zehn Mann schwer. Wir haben es trotzdem immer wieder versucht, waren mutig und haben in der zweiten Halbzeit keine Chance zugelassen. Mit der Leistung nach der Roten Karte können wir heute zufrieden sein.
Jonas Boldt: Der Punkt ist am Ende mehr als verdient. Wir haben in den ersten 15 Minuten gut angefangen und sind erst mit der ersten Torchance der Kieler nachlässig geworden. Mit dem Platzverweis wird der Spielverlauf dann aber endgültig auf den Kopf gestellt. Dennoch darf das 1:0 so nicht fallen. In der zweiten Halbzeit hat man dann gesehen, welche Moral die Mannschaft hat. Ich habe keine Kieler Torchance gesehen. Natürlich war es für uns auch nicht einfach, in Unterzahl Torchancen zu kreieren, aber wir haben die ganze Zeit daran geglaubt, hart gearbeitet und den Ausgleich verdient geschossen. Bei der Aktion von Baka ist Intensität dabei, aber er will zum Ball. Die Rote Karte wurde sehr schnell gezogen und es herrscht sehr viel Hektik drumherum. Vielleicht ist es mit einmal tief Durchatmen mit einer dunkelgelben Karte auch getan.
Dieter Hecking: Wir haben uns für das Spiel viel vorgenommen und konnten das in den ersten Minuten auch gut umsetzen, da wir sehr dominant aufgetreten sind und sofort gute Möglichkeiten hatten. Danach kam auch Kiel besser ins Spiel und dann gab es diese Rote Karte, die für mich keine ist. Bakery Jatta will zum Ball, der Gegenspieler nur blocken. Das sieht dann aufgrund der Dynamik alles sehr spektakulär aus, aber hätte der Schiedsrichter in dieser Szene einmal durchgeatmet, hätte er es auch bei einer Gelben Karte belassen können. Für uns war das sehr ärgerlich, weil wir danach unter Druck geraten sind. Trotzdem darf das Gegentor niemals passieren. In der 2. Halbzeit wollten wir gut verteidigen, weil wir wussten, dass unsere Chance kommen wird. Die Mannschaft hat die taktischen Anpassungen hervorragend umgesetzt und das Spiel ausgeglichen gestaltet. Am Ende wollte Kiel nur noch das 1:0 halten und daraus haben wir dann Kapital in Form des Ausgleichs geschlagen.
Ole Werner: Wir sind sehr enttäuscht, weil wir heute drei Punkte auf dem Silbertablett liegen hatten. Zu Beginn des Spiels hatten wir noch zu viel Respekt, dann hatten wir aber selber Chancen, zudem ist die Rote Karte ein Faktor gewesen. Insgesamt war das im ersten Durchgang sehr ordentlich. Die 2. Halbzeit war dann allerdings das Gegenteil dessen, was wir eigentlich machen wollten. Wir wollten weiter nach vorne spielen und den HSV früh anlaufen, das konnten wir nicht umsetzen. Mit zunehmender Spieldauer wurde der Druck größer und letztendlich sind wir sehr böse bestraft worden. Wir sind keine Mannschaft, die ein Ergebnis über die Zeit rettet, sondern müssen selbst aktiv teilnehmen, um erfolgreich zu sein.