Trainingslager
06.01.22
„Verantwortung zu übernehmen, ist nicht ungewohnt für mich“
Im HSV.de-Interview spricht Rothosen-Zehner Sonny Kittel an seinem 29. Geburtstag über seine Rolle im jungen Team, sein Verständnis von Verantwortung und den Mehrwert des Wintertrainingslagers in Spanien.
Seinen Geburtstag im Wintertrainingslager zu verbringen, ist für Sonny Kittel keine Seltenheit. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist der technisch beschlagene Spielmacher im Profifußball unterwegs, von daher sind die Ständchen der Teamkollegen am 6. Januar schon lieb gewonnene Gewohnheit. Auch heute wurde der HSV-Zehner am Frühstückstisch gefeiert, anschließend trainierte Kittel individuell im Kraftraum. Schon einen Tag vor seinem 29. Wiegentag nahm sich der Mittelfeldspieler Zeit, um mit der HSV.de-Redaktion über die relevanten Rothosen-Themen abseits seines Geburtstages zu sprechen. Warum er nicht nur qua seines Alters zu den Führungsspielern im jungen Team zählt, welche Rolle die Achter-Position für diese Entwicklung spielt und welchen Mehrwert das Trainingslager in Sotogrande für die Rest-Rückrunde bietet, das erklärte ein selbstbewusster Sonny Kittel im ausführlichen Interview.
Sonny, ihr seid als Tabellendritter und DFB-Pokal-Achtelfinalist in die Winterpause gegangen. Welche Entwicklung innerhalb der Mannschaft hat dich im vergangenen Halbjahr am meisten beeindruckt?
Wir haben das Spielsystem, das nicht unbedingt gängig ist, total schnell angenommen und als junge Mannschaft gut umgesetzt. Zudem konnten wir alle Ausfälle adäquat ersetzen, weil schon vor den verletzungsbedingten Wechseln alle mitgezogen haben. Dann ist es natürlich leichter, wenn man reingeworfen wird.
Du sprichst das Durchschnittsalter des Teams an, das du mit deinem 29. Geburtstag etwas in die Höhe treibst. Wie nimmst du die Stimmung in der sehr jungen Mannschaft wahr?
Leider zähle ich inzwischen wirklich zu den älteren Jungs. (lacht) Die Stimmung ist aber wirklich gut, es macht richtig viel Spaß. Für mich ist es eine spannende Sache, dass ich jetzt ein Vorbild und ein Anführer sein kann. Es ist mein Anspruch, dass die jüngeren Mitspieler sich an mir hochziehen und orientieren können.
Hast du dir diesbezüglich im Sommer etwas vorgenommen oder hat sich das einfach ergeben?
Ich habe mir schon immer Gedanken darüber gemacht, wie ich als älterer Spieler auftreten möchte und nun hat es sich dann einfach so ergeben. Daran möchte ich jetzt anknüpfen.
Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang auch deine Tochter, die im Mai 2020 geboren wurde?
Bestimmt hat sie auch einen gewissen Anteil, ich musste aber auch in der Jugend schon früh Verantwortung für meinen jüngeren Bruder übernehmen, von daher ist das jetzt keine ungewohnte Situation für mich. Dieser Anführer hat schon immer in mir gesteckt, dennoch bleibe ich so, wie ich bin.
Hängt diese Entwicklung auch damit zusammen, dass du seit Mitte der Hinrunde auf der Achter-Position agierst und damit im Zentrum des Spiels mehr Einfluss auf deine Mitspieler nehmen kannst?
Das kann man schon so sagen. Im Zentrum bist du mehr ins Spiel eingebunden und hast mehr Ballaktionen. Mir macht die Rolle Spaß, gleichwohl ich auch weiterhin auf allen anderen Positionen im Offensivbereich spielen kann. Von der Acht aus kann ich die anderen Jungs aber noch besser in Szene setzen, was für mein Selbstvertrauen auch sehr wichtig ist.
Für die Rest-Rückrunde bereitet ihr euch aktuell in Sotogrande vor. Als wie wichtig erachtest du die gemeinsame Zeit in Spanien?
Den Wert des Trainingslagers wird man wie immer erst in der Zukunft beurteilen können. Hier haben wir aber sehr gute Bedingungen, sowohl klimatisch als auch im Hotel und auf den Plätzen. Es ist unser Ziel, dass wir hier noch enger zusammenrücken.
Wird genau das ein Schlüssel sein, um auch in der Rest-Rückrunde konstant erfolgreich zu sein?
Wir müssen als Team den Weg weitergehen, genauso wie in der Hinrunde. Dafür ist es wichtig, dass wir weiterhin so stark zusammenhalten und uns gegenseitig unterstützen. In der Vergangenheit wurde die individuelle Qualität vielleicht höher eingeschätzt, man sieht aber jetzt, dass wir immer noch einen guten Fußball spielen und vor allem als Kollektiv überzeugen. Das sollte uns positiv stimmen. Es muss immer der Anspruch sein, dass man von Training zu Training und von Spiel zu Spiel besser wird. Das ist der richtige Weg und auf diesem befinden wir uns aktuell.