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Vorbericht

13.03.20

Alles andere als ein gewöhnliches Spiel

Der Hamburger SV bestreitet am Abend bei der SpVgg Greuther Fürth das erste "Geisterspiel" seiner Vereinsgeschichte. Trotz der besonderen Umstände wollen die Rothosen am jüngsten Sieg gegen Regensburg anknüpfen und für 90 Minuten den Fußball und drei Punkte in den Vordergrund stellen. 

Wenn Schiedsrichter Harm Osmers heute Abend um 18.30 Uhr die Zweitliga-Partie zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem Hamburger SV anpfeifen wird, dann erwartet die 22 Protagonisten auf dem Platz ein Spiel wie kein anderes. Aufgrund des weltweit grassierenden Corona-Virus' findet die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, der 18.000 Plätze fassende Sportpark Ronhof wird leer bleiben und damit die Kulisse eines sogenannten "Geisterspiels" bilden. Wie das konkret aussieht, war bereits am Mittwoch zu sehen, als Borussia Mönchengladbach und der 1. FC Köln im rheinischen Derby (2:1) mit dem ersten "Geisterspiel" der Bundesliga unfreiwillig Geschichte schrieben. "Es fehlte etwas – und das ganz massiv. Ich kann nur hoffen, dass sich Spiele ohne Zuschauer langfristig nicht durchsetzen. Es war beängstigend, hatte mit Fußball nicht viel zu tun, die Leidenschaft hat gefehlt", schilderte Schiedsrichter Deniz Aytekin im Nachgang des Spiels seine Eindrücke.

HSV mit Gyamerah 

Bekanntlich macht jeder seine eigenen Erfahrungen, so dass HSV-Trainer Dieter Hecking in der Pressekonferenz am gestrigen Donnerstag trotz zahlreicher Nachfragen nur bedingt in die Glaskugel schauen wollte. Vermehrtes Coaching? Weniger Emotionen? Konzentrationsschwächen? "Fragen sie mich, wenn das Spiel gespielt ist. Dann kann ich mehr dazu sagen und es besser eintschätzen", wiederholte der 55-Jährige mehrfach. Nur so viel sei sicher: "Das wird für mich und alle Beteiligten eine ganz neue Herausforderung werden. Wir werden uns im bestmöglichen Rahmen vorbereiten und alles tun, um das Spiel zu gewinnen."

Die abschließende Vorbereitung fand für die HSV-Profis dabei gestern im leeren Volksparkstadion statt. Das wiederum ist ein gewöhnlicher Schritt, um unter Ausschluss der Öffentlichkeit letzte spieltaktische und personelle Details herauszuarbeiten. Hecking konnte sich dabei ebenso wie die wenigen Trainingskiebitze unter der Woche nochmal von der guten Verfassung von Comebacker Jan Gyamerah überzeugen und sprach dem Sommerzugang, der sich Mitte September des vergangenen Jahres einen Wadenbeinbruch zugezogen hatte, ein ausdrückliches Lob aus: "Jan Gyamerah wird in Fürth erstmals wieder dabei sein. Es hat mich überrascht, wie er sich nach seiner Reha im Mannschaftstraining präsentiert hat, ein großes Lob an ihn und alle Beteiligten, die einen sehr guten Job gemacht und Gyambo eine hochprofessionelle Reha ermöglicht haben." Neben Gyamerah vervollständigen Gideon Jung (zuletzt gelbgesperrt) sowie Jairo Samperio den Kader der Rothosen, während Bobby Wood, Stephan Ambrosius und Jordan Beyer (Gehirnerschüttern) im Vergleich zum Spiel in Regensburg fehlen. 

Fürth ohne zehn 

Der Hamburger SV möchte in dieser Kader-Konstellation an den jüngsten 2:1-Heimsieg gegen den SSV Jahn Regensburg anknüpfen und trifft mit dem Tabellenfünften aus Fürth auf einen unangenehmen Gegner. Die Kleeblätter von Trainer Stefan Leitl konnten bis dato 36 Punkte einfahren, 22 davon im heimischen Sportpark Ronhof. Laut Sportpsychologe Bernd Strauß von der Universität Münster bleibt Greuther Fürth trotz leerer Ränge dieser Heimvorteil erhalten. "Der gefühlte Heimvorteil entsteht dadurch, dass man glaubt, einen Vorteil zu haben. Eine selbsterfüllende Prophezeiung sozusagen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die Heimmannschaften Schaden nehmen, weil keine Zuschauer da sind. Aus dem leeren Stadion wird ja kein Auswärtsspiel", erklärte er gegenüber der dpa.  

Fürths Trainer Leitl würde dennoch nur allzugern auf die Unterstützung der eigenen Anhängerschaft bauen und erklärte im Vorfeld der Partie: "Für unsere Fans und unsere Mannschaft tut es mir leid. Wir hätten die Unterstützung gerade in diesem Spiel gebraucht. Wir müssen das aber so akzeptieren und werden unser Bestes geben. Das höchste Gut, was wir Menschen haben, ist Gesundheit. Deswegen ist es nachvollziehbar." Mit der Gesundheit hatten die Fürther zuletzt fernab des Corona-Virus' stark zu kämpfen. Auch am Freitagabend drohen mit Sebstian Ernst (gelbgesperrt), Robin Kehr, Daniel Keita-Ruel, Marco Meyerhöfer, Maximilian Sauer, Marvin Stefaniak, Maximilian Wittek, Jamie Leweling, sowie den Ex-HSVern Julian Green und Mergim Mavraj (alle verletzt oder angeschlagen) bis zu zehn Spieler auszufallen. Lediglich Meyerhöfer und Sauer könnten rechtzeitig in den Kader zurückkehren. „Wir wollen die Partie dennoch mit sehr viel Mut und Optimismus angehen und an die Leistungen der vergangenen Wochen anknüpfen“, zeigt sich Leitl kämpferisch.  

Es sind also besondere Umstände für alle Beteiligten an diesem 26. Spieltag der Bundesliga und 2. Bundesliga, der planmäßig durchgeführt werden soll, ehe die DFL ab Dienstag eine Aussetzung des Spielbetriebs erwägt. Ab 18.30 Uhr rollt für den HSV zunächst einmal für 90 Minuten der Ball und in dieser Situation finden sich Fußballer trotz aller Widrigkeiten bekanntermaßen am besten zurecht.

INFO: Wer live und hautnah beim Spiel in Fürth dabei sein möchte, dem sei das HSVnetradio sowie der HSV-Livetickerzum Spiel ans Herz gelegt. Jeweils um 18.15 Uhr geht es auf diesen Plattformen los. 

 

Der HSV-Kader für das Spiel in Fürth: Heuer Fernandes, van Drongelen, Gyamerah, Jario, Jung, Kinsombi, Narey, Kittel, Mickel, Moritz, Hunt, Hinterseer, Amaechi, Jatta, Pohjanpalo, Schaub, Leibold, Harnik, Letschert, Fein

Voraussichtliche Aufstellung der SpVgg Greuther Fürth: Burchert - Beijmo, M. Bauer, Caligiuri, Raum - Sarpei - Seguin, Tillman - Hrgota, Nielsen, Redondo