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Geschichte

11.09.18

Das „unendliche“ Finale 1922

Das Endspiel um die deutsche Meisterschaft fand nach zweimaliger Ansetzung keinen Sieger. Bis heute gibt es keinen deutschen Meister aus dem Jahr 1922.

So etwas hatte es im Fußball zuvor noch nicht gegeben und gab es auch nicht wieder. Unvergessen und einmalig in der Deutschen Fußballgeschichte bleibt das „unendliche“ Endspiel 1922. In diesem Jahr erreichte der Hamburger SV erstmals das Endspiel um die deutsche Meisterschaft, das am 17. Juni 1922 in Berlin stattfand. Gegner war der 1. FC Nürnberg. Zweimal gingen die Franken in dieser Begegnung in Führung, doch beide Male gelang dem HSV der Ausgleich. So ging es mit einem 2:2-Unentschieden nach 90 Minuten in die Verlängerung. Anders als man es heutzutage kennt, war hierfür damals noch keine zeitliche Begrenzung vorgesehen. Und so kam, es wie es kommen musste. Erst nach 189 Minuten Spielzeit und keinen weiteren Toren brach Schiedsrichter Bauwens die Partie schließlich aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit ab. Ein Wiederholungsspiel wurde angesetzt.

Zwar klang in der breiten Masse der Respekt vor den unermüdlichen Kämpfern dieses Endspiels durch, dennoch wurde auch deutliche Kritik gegenüber der langen Spielzeit geäußert. Die Forderungen waren deutlich, neue Regelungen mussten her. Und so wurde in der Folge beschlossen, bei Gleichstand nach 90 Minuten ein Endspiel fortan zweimal 15 Minuten zu verlängern. Gibt es danach keinen Sieger, sollte ein Wiederholungsspiel angesetzt werden.

Dieses Wiederholungsspiel um die deutsche Meisterschaft zwischen dem HSV und dem 1. FC Nürnberg fand am 6. August 1922 in Leipzig statt. Der HSV organisierte extra hierfür Sonderzüge für seine Anhänger, rund 1.200 nahmen die Reise auf sich – und fanden chaotische Zustände vor. Denn laut Augenzeugenberichten drängten sich statt der möglichen 30.000 Zuschauer insgesamt 50.000 bis 70.000 Menschen ins Stadion. Diese sahen nach der regulären Spielzeit erneut ein Remis (1:1). Damit gingen beide Teams abermals in die Verlängerung. Doch als die Nürnberger, die bereits zu diesem Zeitpunkt nur noch zu acht auf dem Platz waren, in der Halbzeit der Verlängerung einen weiteren Spieler durch eine Verletzung verloren (Wechsel im Fußball sind erst seit 1967 erlaubt), brach Schiedsrichter Bauwens das Spiel zu Gunsten des HSV ab. Die Begründung: Der FCN habe nicht mehr die nötige Anzahl an Feldspielern. Ein Formfehler, wie sich später herausstellte. Denn Bauwens hätte die zweite Hälfte der Verlängerung laut Reglement erst wieder anpfeifen müssen, ehe er das Spiel abbricht. Die Nürnberger legten Protest gegen die Wertung ein. Nach langem Hin und Her verzichtete der HSV auf den Titel. So fand das „unendliche“ Endspiel am Ende keinen Sieger. Noch bis heute wird beim DFB für das Jahr 1922 offiziell kein Meister geführt.

Weniger dramatisch waren dann die Titelgewinne der Jahre 1923 und 1928, in denen der HSV den FC Union Oberschöneweide und Hertha BSC besiegte. Mit vier Endspielteilnahmen und zwei Titeln gehörte der HSV damit zu den Deutschen Spitzenteams der 20er Jahre.