
Team
23.09.25
Guter Mix: alte und neue Erfolgsgeschichten
Gegen den 1. FC Heidenheim hat der HSV den ersten Sieg der Saison eingefahren. Und am Ende war es eine bunte Mischung aus alten und neuen Gesichtern, die den Premieren-Dreier einfuhr und damit allen HSVern ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Der Fußball schreibt oftmals die besten Geschichten. Und am Sonnabend lieferte er zur guten alten Anstoßzeit von 15.30 Uhr zwischen dem HSV und dem 1. FC Heidenheim in der Tat ein Spiel mit vielen guten Geschichten. Ein Debüt für den HSV war dabei, einige neue Gesichter präsentierten sich zumindest erstmals im eigenen Wohnzimmer, zwei Neu-HSVer erzielten die beiden Treffer und einige bekannte Gesichter stachen ebenfalls heraus. So hätte Robert Glatzel um ein Haar sein erstes Bundesliga-Tor für den HSV erzielt, scheiterte aber unglücklich an der Latte; auf der linke Seite wirbelte das altbekannte Duo aus Miro Muheim und Jean-Luc Dompe; und im Tor trug Daniel Heuer Fernandes seinen Teil dazu bei, dass der HSV trotz starker Anfangsphase der Heidenheimer Gäste sowie deren Schlussspurt schlussendlich als Sieger vom Platz ging.

Das kicker-Fachmagazin kürte Heuer Fernandes (Foto) zum besten Torhüter des 4. Spieltags und beorderte ihn in die Elf des Tages. Und auch die HSV-Fans bestätigten diesen Eindruck und wählten ihren Keeper im Nachgang zum "Man of the Match". Ein guter Tag also für "Ferro", der sich einige Male auszeichnen konnte, aber gewohnt den Teamplayer gab und die Blumen direkt an die Mannschaft weiterreichte: "Es braucht auf diesem Niveau genau diese Mannschaftsleistung, um am Ende die drei Punkte zu holen. Und wir sind froh, dass wir es heute mannschaftlich geschafft haben." Teamplay eben. Zumal sich die Mannschaft der Rothosen ja ein wenig im Umbruch befindet.
Rayan Philippe ist einer der Neuen, die mehr und mehr hineinfinden in die neue Aufgabe und in das neue Team. Der Franzose versprühte insbesondere in der zweiten Hälfte viel Schwung auf dem rechten Flügel - und war nicht umsonst derjenige, der zum 2:0 traf. "Es war eine verrückte Atmosphäre und es ist unglaublich, vor dieser Kulisse ein Tor zu schießen und dann auch noch einen Sieg zu feiern. Für diese Momente spielt man Fußball", jubelte Philippe nach dem Schlusspfiff über den Sieg, den das Team geschlossen und zusammen mit den Fans feierte, und zu dem er seinen ersten HSV-Treffer beigetragen hatte. Und dies nach perfekter Vorarbeit seines neuen Kollegen Fabio Vieira.

Vieira stand anschließend leicht bandagiert vor der Nordtribüne. Dreimal waren die Mannschaftsärzte und Betreuer der Rothosen ausgerückt, um ihn auf dem Platz zu behandeln, denn dreimal war der Portugiese bei seinem Heim-Debüt nur durch Fouls zu stoppen gewesen – sinnbildlich für das gesamte Spiel des Offensivakteurs, der nicht umsonst an beiden Toren des 2:1-Heimsiegs direkt beteiligt war. Der Freistoß von Jean-Luc Dompe, den Vieira an der Strafraumkante herausgeholt hatte, flipperte zunächst durch den Heidenheimer Strafraum, ehe Luka Vuskovic ihn ebenso beherzt wie humorlos zur Hamburger Führung ins Netz drosch. Und beim zweiten Treffer bereitete Vieira nach wunderbarem Doppelpass mit Giorgi Gocholeishvili auf der rechte Seite mit einem präzisen Assist für Philippe (Foto) herausragend vor.
Es waren diese Szenen, die die Partie entscheidend prägten. Hinzu kamen viele weitere Aktionen, die zeigten, warum die sportlich Verantwortlichen des HSV kurz vor Schließung des Transferfensters die Gelegenheit ergriffen hatten, den 25-Jährigen für die aktuelle Saison zu verpflichten. Vieira präsentierte sich ballsicher, spielstark und torgefährlich, überzeugte zugleich aber auch durch wichtige Ballgewinne im Mittelfeld und seine beherzte Defensivarbeit. Ein rundum gelungenes Heimdebüt also für Vieira, der sich nach dem Spiel mit den Kollegen vor der Nordtribüne feiern ließ und kaputt, aber glücklich diese ganz besondere Atmosphäre aufsaugte.

Ähnlich erging es Luka Vuskovic, der unweit Vieiras stand und ebenfalls lächelnd auf die Nordtribüne blickte. Nach seinem HSV-Debüt in der vergangenen Woche – ausgerechnet in München, beim deutschen Rekordmeister und gegen Weltstar Harry Kane, also alles in allem kein leichtes Unterfangen für den gerade einmal 18-Jährigen – konnte er dieses Mal zeigen, was in ihm steckt. Dass dazu auch noch einige Abstimmungsprobleme und kleinere Ungenauigkeiten gehören, ist aufgrund seines Alters und der kurzen Eingewöhnungszeit absolut nachvollziehbar. Doch auf der zentralen Position in der Dreierabwehrkette überzeugte er insbesondere in der Luft mit seiner Kopfballstärke und insgesamt bei Zweikämpfen mit seiner Präsenz (Foto).
Die bewies Vuskovic auch in der Offensive. Schon früh besaß er die erste gute Chance der Hamburger, als er den Ball nach einem Eckstoß von Miro Muheim aus kurzer Distanz über das Tor jagte – und sich bei seinem anschließenden Frust-Schlag gegen den Pfosten zwei Finger leicht lädierte. Doch davon ließ sich der Innenverteidiger nicht aufhalten, rückte bei der nächsten Standardsituation erneut mit auf und brachte mit seinem Premierentreffer den Volkspark zum Beben. Es war das erste Bundesliga-Tor der Rothosen nach siebeneinhalb Jahren Abstinenz – und es passte irgendwie zur Geschichte, dass ausgerechnet Vuskovic diesen Treffer erzielte, ja geradezu erzwang.

Dieser Wille, diese Gier und diese Kompromisslosigkeit, die dieses Tor ausstrahlten, sollen dem HSV in dieser Saison helfen, am Ende erfolgreich zu sein und die Klasse zu halten. Vuskovic und sein Premierentreffer stehen hierbei nur exemplarisch, sozusagen als Blaupause für das gesamte Team: für die Mannschaft alles reingehauen, nach einem Misserfolg weitergemacht statt aufzugeben, zusätzlich den Schmerz abgeschüttelt und anschließend sich und die ganze Mannschaft belohnt. So kann es gehen, auch und gerade in der erstklassigen Bundesliga, so können nach dem Aufstieg als Kollektiv die notwendigen Punkte gesammelt werden, mit denen man am Ende die Klasse hält.
Hierzu beitragen möchte auch HSV-Debütant Sambi Lokonga. Der technisch versierte Mittelfeldspieler war bereits in München im Kader, gegen den 1. FC Heidenheim kam er aber nun auch erstmals zum Einsatz. Und hierbei deutete er bereits an, worin seine Stärken liegen: Guten Ballgewinnen folgten kluge Pässe ins vordere Drittel, das Verbinden von Defensive und Offensive ist also eine Aufgabe, die Lokonga erfüllen kann und möchte. Und künftig für das Team da zu sein und seinen Teil auch über größere Spielzeiten beizutragen, damit die Mannschaft am Ende erfolgreich ist – und noch mehr Grund hat, nach dem Spiel mit den Fans zu feiern und sich über Bundesliga-Siege zu freuen (Foto). Diesbezüglich soll das Heideheim-Heimspiel für den HSV nur das erste Kapitel der neuen Geschichte gewesen sein.