
Pressekonferenz
14.04.17
"Mehr als elf Mann auf dem Platz"
In der Pressekonferenz vor dem 106. Nordderby am Sonntag (16. April; Anpfiff: 15:30 Uhr) sprach Markus Gisdol unter anderem über die Verbindung zwischen Fans und Mannschaft, die Personallage und seine Erwartungen an das Spiel in Bremen.
Am Ostersonntag (16. April) kommt es zum traditionsreichen und mit Spannung erwarteten 106. Nordderby zwischen dem Hamburger SV und dem SV Werder Bremen. Das Hinspiel im heimischen Volksparkstadion im November des vergangenen Jahres endete mit einem 2:2-Remis. Die Situation damals ist jedoch kaum zu vergleichen mit der heutigen Ausgangslage. Steckten Ende November noch beide Mannschaften in der Abstiegszone, konnten sich sowohl das Team von Trainer Markus Gisdol als auch Werder Bremen aus eigener Kraft ein paar Punkte von den Abstiegsrängen entfernen. In Sicherheit wiegen aber kann sich noch keine der beiden Mannschaften. „Befreit aufspielen werden wir sicher nicht“, mahnte Markus Gisdol in der Pressekonferenz am Freitag (14. April) vor dem Nordderby. „Wir wollen spielen wie zuletzt auch. In Bremen kommt uns eine Wucht entgegen.“ Nach den Vorfällen in Dortmund am vergangenen Dienstag (11. April) möchte der Coach aber auf emotionale Kampfansagen verzichten.
Im Detail sprach der 47-jährige Cheftrainer über…
… die Verbindung zwischen Mannschaft und Fans: Manchmal braucht es einen Tiefpunkt, um die Liebe zwischen Mannschaft und Fans neu zu entfachen. Wir hatten in der Hinrunde alle Ängste, wie es nun weitergehen soll. Aber wir haben gemerkt, dass wir stärker sind, wenn wir uns als Einheit verstehen: Die Mannschaft, der gesamte Verein und vor allem mit unseren Fans. Mein Team holt die Fans nun emotional in jedem Spiel ab und das wird von unseren Anhängern honoriert. Sie haben ein gutes Gespür für die Leistungen meiner Mannschaft. Durch den schwierigen Weg der vergangenen Wochen und Monate hat sich eine tolle Verbindung zwischen Fans und Team entwickelt, die uns in jedem Spiel Kraft und Sicherheit gibt. Wir sind mit unseren Fans im Rücken mehr als nur elf Mann auf dem Platz. Das ist ein hohes Gut für uns. Dafür wollen wir auch weiterhin alles abrufen.
… die Personalsituation: Papadopoulos fehlt uns am Sonntag gelbgesperrt, Rene Adler, Albin Ekdal und Nicolai Müller werden das Spiel aufgrund ihrer Verletzungen verpassen. Johan Djourou hat bislang noch kein Teamtraining mitmachen können. Bei Schmerzen in der Leistengegend kann sich der Prozess einige Tage hinziehen. Wir kommen dort zwar Stück für Stück voran, für Sonntag aber wird es eng. Bei Gideon Jung ist bislang alles nach Plan gelaufen und ich bin positiv gestimmt für einen Einsatz im Derby. Ashton Götz musste mit einer Grippe pausieren, kehrt aber heute zur Mannschaft zurück. Auch Douglas hat gestern pausiert, hat aber nur eine kleine Blessur. Bobby Wood hat einen Schlag auf das Knie bekommen. Da müssen wir abwarten, wie das heutige Training verläuft. Sollte es am Ende nicht reichen, haben wir gute Leute, die ebenfalls auf der Position spielen können und gegen Werder schon einmal sehr gute Leistungen gezeigt haben.
… das 106. Nordderby: Befreit aufspielen werden wir sicher nicht. Wir wollen Fußball spielen, wie zuletzt auch, egal wer unser Gegner ist. Für uns ist es wichtig, wie wir in die Zweikämpfe gehen und verteidigen. In Bremen kommt uns eine Wucht entgegen. Sie haben nicht zu Unrecht in der Rückrunde so viele Punkte sammeln können, haben eine gute Umschaltbewegung und verteidigen tief. Beide Teams haben zuletzt gut gepunktet. Und das wird man denke ich auch sehen: Ich erwarte eine interessante Partie. Das Spiel wird sicher von Spannung getragen werden – auf dem Platz und auf den Rängen.
… seine Erfahrungen mit Derbys: Derbys sind immer ganz besondere Momente. Ich kann mich noch gut an die Spiele zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund erinnern und erwarte einen ähnlichen Empfang unseres Mannschaftsbusses in Bremen wie damals mit dem Schalke-Bus in Dortmund. Das gehört einfach dazu. Jeder darf sein Team anfeuern, das macht unseren Sport ein Stück weit aus. Gewalt aber hat im Fußball nichts verloren.
… die Ereignisse in Dortmund: Wir sind alle sehr betroffen und haben tiefes Verständnis für alle Spieler, Trainer und Mitwirkenden. So ein Erlebnis schüttelt man sicher nicht so einfach ab. Auch in unserer Kabine war das natürlich bei dem einen oder anderen Spieler ein Thema. Viele haben gute Freunde, die in Dortmund spielen und machen sich natürlich Gedanken. Aus diesem Grund fände ich es aber auch unpassend, jetzt im Hinblick auf das spannungsgeladene Nordderby, auf das sich sicher alle freuen, irgendwelche Kampfansagen zu machen. Ich wünsche mir für Sonntag ein faires Fußballfest.